Nimmt der Antisemitismus zu?
Hass bei den einen, Solidarität bei den anderen

Steigert der Krieg im Nahen Osten den Hass auf Juden? Die Blick-Umfrage liefert Antworten – und zeigt: Eine andere Bevölkerungsgruppe hat mit noch mehr Ablehnung zu kämpfen.
Publiziert: 17.11.2023 um 01:04 Uhr
Benno Tuchschmid
Benno TuchschmidCo-Ressortleiter Gesellschaft

Der Krieg im Nahen Osten wirkt wie ein Brennglas in Europa. Überall steigt die Zahl antisemitischer Übergriffe – auch in der Schweiz. Gleichzeitig monieren viele, wer den israelischen Gegenangriff auf Gaza kritisiere, werde gleich des Antisemitismus bezichtigt. Der Zusammenhalt scheint zu bröckeln.

Wo steht die Schweizer Bevölkerung? Frisst sich der Hass auch hier immer weiter in die Gesellschaft? Klar ist: Es gibt hierzulande einen Sockel von Antisemiten, der erschreckend hoch ist.

Antisemitische Sprayerei in Zürich, fotografiert am 18. Oktober.
Foto: Screenshot ZüriToday
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Rund 22 Prozent stützen gemäss Umfrage das antisemitische Stereotyp, Juden hätten in der Schweiz zu viel zu sagen. Das entspricht in etwa einer Umfrage des Bundesamts für Statistik, die noch vor dem Krieg durchgeführt wurde und die der «Tages-Anzeiger» veröffentlichte.

In welchem politischen Lager sind antisemitische Vorurteile besonders verbreitet? Den zweithöchsten Wert erreichen Anhänger der SP, bei der jeder fünfte der Aussage zustimmt. Am grössten ist die Zustimmung gemäss Blick-Umfrage unter SVP-Sympathisanten (35 Prozent). Und das, obwohl rechtsbürgerliche Befragte den harten Kurs Israels mehrheitlich stützen. Doch die Solidarität mit Israel scheint sich hier vor allem über Abneigung gegenüber Muslimen zu definieren, wie Michael Hermann im Interview mit Blick sagt.

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Festzuhalten gilt es aber auch: Ein grosser Teil der Bevölkerung jeglicher politischer Färbung ist sensibilisiert für Antisemitismus – und sogar bereit, das Demonstrationsrecht einzuschränken: 70 Prozent möchten, dass in der Schweiz Demonstrationen verboten werden, wenn dort mit antisemitischen Parolen zu rechnen ist. Für die Bürger Israels empfinden rund 52 Prozent der Befragten Sympathien. Gegenüber der israelischen Regierung überwiegen dagegen negative Gefühle.

Viel ausgeprägter sind Vorbehalte gegenüber Menschen islamischen Glaubens. Zwar gebe es durchaus Empathie für die Situation der Zivilbevölkerung des Gazastreifens. «Kommen diese Menschen jedoch als Flüchtlinge nach Europa, verschwindet ein Grossteil dieses Mitgefühls», sagt Politgeograf Michael Hermann. Er kommt zum Schluss: «Islamophobie ist in der Schweiz stärker verbreitet als Antisemitismus».

So kam die Umfrage zustande

Die Befragung «So denkt die Schweiz?» zum Thema «Die Schweiz und der Nahostkrieg» wurde von Sotomo im Auftrag von Blick durchgeführt. Die Umfrage wurde vom 10. bis 15. November 2023 auf Blick.ch erhoben. Die Antworten von 16’157 Stimmberechtigten aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz konnten für die Auswertung verwendet werden. Die Stichprobe wurde gemäss den relevanten demografischen und politischen Merkmalen statistisch gewichtet. Die Resultate der Befragung sind repräsentativ für die Stimmbevölkerung der deutsch- und französischsprachigen Schweiz. Die Fehlerspanne beträgt +/-2,6 Prozentpunkte.

Die Befragung «So denkt die Schweiz?» zum Thema «Die Schweiz und der Nahostkrieg» wurde von Sotomo im Auftrag von Blick durchgeführt. Die Umfrage wurde vom 10. bis 15. November 2023 auf Blick.ch erhoben. Die Antworten von 16’157 Stimmberechtigten aus der deutsch- und französischsprachigen Schweiz konnten für die Auswertung verwendet werden. Die Stichprobe wurde gemäss den relevanten demografischen und politischen Merkmalen statistisch gewichtet. Die Resultate der Befragung sind repräsentativ für die Stimmbevölkerung der deutsch- und französischsprachigen Schweiz. Die Fehlerspanne beträgt +/-2,6 Prozentpunkte.

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