«Ein Gesetz, um Touristen zu ärgern»
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Gabriella Bazzucchi erklärt:«Ein Gesetz, um Touristen zu ärgern»

500 Euro Busse, Auto beschlagnahmt, jetzt muss die Zürcher Touristin auch noch die Kennzeichen abgeben
Bussen-Zoff in Italien wird immer grotesker

Weil sie sich in den Ferien den Fuss verstauchte, liess Gabriella Bazzucchi (55) aus Horgen ZH ihre ortsansässige Schwägerin ihr Auto fahren. Dafür gabs eine Busse. Jetzt soll die Zürcherin die Schweizer Kennzeichen abgeben und mit italienischen Schildern heimfahren.
Publiziert: 12.08.2021 um 13:40 Uhr
Myrte Müller

Sie hatte sich so auf die Ferien gefreut. Jetzt will Gabriella Bazzucchi (55) nur noch eines: so schnell wie möglich heimfahren. Doch das geht nicht. Die Schweizerin steckt in Umbrien fest. Das Auto wurde beschlagnahmt. «Ich verstehe gar nichts mehr. Weder weiss ich, wie lange ich noch hierbleiben muss», sagt Bazzucchi, «noch was mich der Irrsinn am Ende kosten wird.»

Der Bussen-Zoff beginnt am vergangenen Samstag und wird jeden Tag grotesker. Gabriella Bazzucchi ist in den Ferien in Umbrien, der Heimat ihres italienischen Ehemanns. Am Wochenende fährt sie mit ihrer Schwägerin zum Baumarkt nach Bastia (I). Die Schweizerin knickt mit dem Fuss um, verstaucht sich den Knöchel. Die Schwägerin setzt sich ans Steuer des Schweizer Autos. Kaum vom Parkplatz weg, halten die Carabinieri die beiden Frauen an.

«Ich fühle mich wie eine Verbrecherin»

Die Gefälligkeit der Schwägerin sei eine Straftat, so die italienischen Polizisten. Denn Lisabella Bazzucchi (54) lebt in Umbrien, darf kein Auto mit Schweizer Kennzeichen lenken. Laut Gesetz ist dies Steuerhinterziehung oder Autoschmuggel. Nach der Zahlung der Busse von 500 Euro wird der dunkelblaue Nissan beschlagnahmt. Nun bekommt Gabriella Bazzucchi ihr Schweizer Auto nur mit Mühe zurück. «Ich fühle mich wie eine Verbrecherin», so die verärgerte Touristin.

Weil sie sich in den Italien-Ferien den Knöchel verstauchte, übernahm Gabriella Bazzucchis (55, l.) italienische Schwägerin das Steuer des Schweizer Fahrzeugs.
Foto: Myrte Müller
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«Ich bin von Pontius zu Pilatus gezogen», sagt die Zürcherin, «von den Carabinieri in Assisi zum Automobil-Club AGI, dann zum Verkehrsamt nach Perugia. Entweder waren die Ansprechpartner in den Ferien, oder sie wussten nicht, um welches Gesetz es geht.» Gabriella Bazzucchi schaltet einen Anwalt ein, kontaktiert die Schweizer Botschaft. Schliesslich erhält die Touristin eine Hiobsbotschaft vom Amt in Perugia.

Italienische Behörde fordert Schweizer Kennzeichen

«Sie sagten mir, ich müsse die Schweizer Kennzeichen abgeben und italienische Kennzeichen beantragen», klagt die Schweizerin weiter, «dies würde bedeuten, dass ich möglicherweise mein Auto bei Eintritt in die Schweiz verzollen und es dort wieder anmelden muss.» Die neuen Schilder aus Italien seien provisorisch und aus Pappe. Die wohl schlimmsten Ferien werden vielleicht auch die teuersten. Denn noch weiss Gabriella Bazzucchi nicht, was sie am Schweizer Zoll erwartet.

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