70 Einbrüche in Deutschland auf dem Kerbholz
Intensivtäter (11) untergetaucht – ist er in der Schweiz?

Rund 70 Einbrüche und der Täter ist immer noch auf freiem Fuss. Die Polizei kennt ihn, doch sie ist machtlos. Omar S. bringt das deutsche Rechtssystem an seine Grenzen.
Publiziert: 13.09.2024 um 17:05 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Omar S. flüchtet mit älterem Bruder möglicherweise in die Schweiz
  • Er ist für 70 Einbrüche verantwortlich
  • Kinder unter 14 Jahren sind in Deutschland strafunmündig
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Christina BenzPraktikantin News

Ein 11-Jähriger zwingt die deutsche Justiz und Sozialbehörden in die Knie. Omar S.*, wie ihn die «Zeit» getauft hat, stammt ursprünglich aus Marokko. Insgesamt 70 Einbrüche hat der Bub in weniger als einem Jahr begangen. Tatort: Hamburg. Jetzt ist er untergetaucht und die Spur führt in die Schweiz.

Omar S. wohnte seit Ende 2023 in einer Einrichtung des Hamburger Kinder- und Jugendnotdiensts (KJND). Etwa 100 Plätze bietet das rote Backsteinhaus an der Feuerbergstrasse in Hamburg. Minderjährige wie Omar S. kommen dort unter. Ihnen soll geholfen werden, ihre akuten sozialen Krisen zu bewältigen, neue Perspektiven zu entwickeln und in einem sicheren Umfeld Stabilität zu finden.

Grenzen der Justiz – unantastbar jung

Doch dies scheint bei Omar S. nicht zu funktionieren. Trotz des Einsatzes eines privaten Sicherheitsdienstes verschwand er immer wieder. Gemeinsam mit meist älteren Komplizen räumte der Junge nachts Häuser und Wohnungen aus. Rund 70 Einbrüche sollen es bis jetzt gewesen sein.

Das rote Backsteingebäude des Kinder- und Jugendnotdiensts (KJND) in Hamburg: Hier lebte Omar S. seit Ende 2023, bis er verschwand.
Foto: Screenshot Google Maps
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Die Polizei hat ihn dabei zwar schon mehrmals erwischt, musste ihn aber immer laufenlassen. Der Grund: Nach deutschem Recht sind Kinder unter 14 Jahren strafunmündig. So also auch Omar S. Für die Polizeigewerkschaft ist sein Fall ein Beispiel für die Probleme mit kriminellen jungen Geflüchteten. Auch zeigt er Mängel im Hilfssystem auf.

Alle Einrichtungen sind ausgelastet

Der KJND und der behördliche Vormund von Omar S. glauben, dass er in eine geschlossene Einrichtung gehört. Sie stellten einen Antrag vor Gericht. Diesem wurde stattgegeben, aber er wurde bis jetzt nicht umgesetzt. In Hamburg gibt es nämlich keine psychiatrische Einrichtung für Kinder. Einrichtungen in anderen Bundesländern lehnten den Fall ab. Zu hoch sei die Zahl von unbegleiteten Geflüchteten im ganzen Land – die Einrichtungen sind ausgelastet.

Doch nach langem Hin und Her konnte vor kurzem eine dauerhafte Unterbringung gefunden werden. Ausgerechnet jetzt ist Omar S. untergetaucht. Und zwar mit seinem plötzlich aufgetauchten älteren Bruder. Könnte er in der Schweiz sein?

Auf der Flucht

Bekannt ist: Ein 17-Jähriger tauchte vor kurzem im KJND auf. Er gab an, der ältere Bruder von Omar S. zu sein. Nachweisen konnte er dies nicht. Der einzige Beweis: Die beiden tragen den gleichen Nachnamen. Auch der angebliche ältere Bruder ist polizeibekannt. Bis zum 2. September sass er noch in der Justizvollzugsanstalt Hahnöfersand nahe Hamburg.

Zwei Tage später ist Omar S. verschwunden, samt Bruder. Keiner der beiden wurde seit dem 4. September gesehen. In Polizeikreisen heisst es: «Das spricht dafür, dass sie sich abgesetzt haben.» Wo sie sind, weiss man nicht. Laut der «Zeit» vermutet man in Polizeikreisen aber, dass das Duo in die Schweiz geflohen ist.

* Name geändert 

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