Hier wird Martin Sellner festgenommen
0:16
Österreichischer Aktivist:Hier wird Martin Sellner festgenommen

Aus dem Kanton Aargau weggewiesen
Das ist über den Rechtsextremisten Martin Sellner bekannt

Am Samstagabend führte die Kantonspolizei Aargau den rechtsextremen Aktivisten und Autor Martin Sellner anlässlich einer Veranstaltung der «Jungen Tat» ab. Doch wer ist Sellner eigentlich, und welches Weltbild verfolgt er?
Publiziert: 17.03.2024 um 16:48 Uhr
|
Aktualisiert: 17.03.2024 um 17:36 Uhr
RMS_Portrait_AUTOR_758.JPG
Natalie ZumkellerRedaktorin News

Er wollte auf einer Veranstaltung der «Jungen Tat» in Tegerfelden AG eine Rede halten, dazu kam es aber nie. Die Kantonspolizei Aargau führte den Rechtsextremisten Martin Sellner (35) nach ein paar Minuten Redezeit aus dem entsprechenden Saal. 

Der Österreicher reagierte kurz darauf auf die Aktion und betonte, dass das «für die da oben, die diese absurde Entscheidung getroffen haben, ein politisches Nachspiel haben muss». Doch wer ist Sellner eigentlich, und welches Weltbild verfolgt er? Blick liefert einen Einblick.

Anhänger des Neonazismus

Sein Mediendebüt gibt Sellner im November 2010 – der damals 21-Jährige arbeitete als Systemadministrator für das neonazistische Portal alpen-donau.info, das dem rechtsextremen österreichischen Publizisten Gottfried Küssel (65) gehörte. Wie profil.at berichtet, galt Küssel als treibende Kraft hinter dem österreichischen Neonazismus. Das Portal wurde im März 2011 offline gestellt und Küssel zu sieben Jahren Haft verurteilt. Sellner jedoch wurde verschont. Zu den Gründen machte die Wiener Staatsanwaltschaft damals keine Angaben. 

Am Samstagabend wurde der österreichische Rechtsextremist und Aktivist Martin Sellner von der Aargauer Polizei abgeführt und des Kantons verwiesen. Grund war sein Buch «Remigration», das rassistische Ideologien enthält.
1/5

Ab 2013 fungierte Sellner als Sprecher der «Identitären Bewegung Österreichs», an deren Gründung er beteiligt war. Die neurechte und rechtsextreme Gruppierung sieht sich als Gegenbewegung zum Liberalismus und vertritt die Meinung, Migration und Globalisierung würden die eingeborenen Europäer bedrohen. Dieser «Grosse Austausch» muss laut den Ideologien der Identitären gestoppt werden. Dieser Verschwörungsmythos wird auch von Teilen der AfD propagiert.

Konto bei der Postfinance

Am 15. März 2019 erschoss ein Terrorist in zwei Moscheen in Christchurch, Neuseeland, während eines Gebets 51 Menschen. Kurz darauf stellte sich heraus: Der Attentäter hatte Sellner 1500 Euro gespendet und via Mail mit ihm kommuniziert. Das Geld landete auf Sellners Postfinance-Konto in der Schweiz – österreichische Banken wollten mit dem 35-Jährigen nichts mehr zu tun haben. 

Die Postfinance sperrte das Konto, äusserte sich aufgrund des Bankkundengeheimnisses aber nicht zum konkreten Fall. Bei einer Pressekonferenz betonte Sellner kurz darauf, er hätte keine Kontrolle darüber, wer ihm Geld schickt. Die österreichische Regierung verbot daraufhin das Symbol der Identitären, und Sellner wurde von mehreren Plattformen in den sozialen Medien gesperrt – mehr passierte nicht. 

Corona sei Dank

Durch die Pandemie gewann Sellner 2021 wieder an Popularität: Der Aktivist sah in den Anti-Corona-Massnahmen eine Chance, seine Gefolgschaft auszubauen. So zeigte er sich gemeinsam mit Küssel bei Demonstrationen in Wien.

Dank der aufkommenden Verschwörungstheorien passten die Identitären und ihre Idee des «Grossen Austauschs» perfekt ins Tagesgeschehen – Sellner, der zwischenzeitlich auf Telegram aktiv wurde, verdoppelte seine Anzahl Anhänger in dieser Zeit auf 66'300. 

«Masterplan» der AfD-Mitglieder

Wie viel Einfluss Sellner anhäufte, zeigte sich vergangenen Herbst: Im November sollen sich AfD-Mitglieder und Rechtsextreme in einem Hotel in Potsdam (D) eingefunden haben, um einen «Masterplan» zu diskutieren, vorgestellt von niemand anderem als Sellner selbst. 

Bei dem Treffen ging es um die sogenannte «Remigration» – also darum, wie Migranten im grossen Stil zurückgeführt werden können. Die Stadt Potsdam verstärkte als Reaktion ihre Bemühungen, ein Einreise- und Aufenthaltsverbot für Sellner zu erreichen.

Die Kantonspolizei Zürich hatte bereits vor dem Vorfall am Samstag beim Bundesamt für Polizei um eine Einreisesperre gegen Sellner gebeten. Ob das Fedpol dieser Forderung nachgekommen ist, ist unklar. 

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?