Darum misslingt Borats Angriff auf die Republikaner!
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Achtung, Spoiler!Darum misslingt Borats Angriff auf die Republikaner

Achtung, Spoiler – BLICK hat den Skandalfilm gesehen
Darum misslingt Borats Angriff auf die Republikaner

«Borat 2» ist seit heute verfügbar. BLICK hat den mit Spannung erwarteten Film bereits gesehen und erklärt die besten Szenen. Und sagt, warum Macher Sacha Baron Cohen trotz der Giuliani-Szene daran scheitert, Republikaner schlecht aussehen zu lassen.
Publiziert: 23.10.2020 um 14:46 Uhr
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Aktualisiert: 24.10.2020 um 11:43 Uhr
Sacha Baron Cohen spielt zum zweiten Mal Borat.
Foto: Courtesy of Amazon Studios
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Fabian Vogt

14 Jahre nach «Borat» veröffentlicht der Comedian Sacha Baron Cohen (49) den Nachfolger des Kult-Films. Die Veröffentlichung zwei Wochen vor den US-Präsidentschaftswahlen ist kaum Zufall – Cohen ist erklärter Trump-Gegner.

Handlung

Der Kasache Borat ist zu Hause in Ungnade gefallen und verbrachte Jahre in einem Gefängnis. Er erhält die Chance auf Vergebung, als der kasachische Präsident die Gunst von Donald Trump gewinnen möchte. Dafür soll sich Borat bei dessen Vizepräsident Mike Pence einschmeicheln und ihm ein Geschenk mitbringen. Borat entscheidet sich dazu, seine ihm bisher unbekannte Tochter Tutar («mit 15 die älteste unverheiratete Frau Kasachstans») mit auf die Reise zu nehmen, die er Pence als Geschenk mitbringen will.

Allerdings: In Borats Kasachstan haben Frauen keinerlei Rechte, sie leben in Käfigen und es gibt Handbücher, wie sie zu behandeln sind. Auf ihrem Weg durch die USA lernen Borat und seine Tochter (gespielt von der bisher unbekannten Schauspielerin Maria Bakalova, 24), dass die Sitten in den USA anders sind als in ihrem Heimatland und sprechen mit diversen spannenden und weniger spannenden Personen.

Die besten Szenen (SPOILER ALERT):

Ein Käfig für seine Tochter Tutar

In einem Laden für Tierfutter will Borat für seine Tochter einen Käfig kaufen. Den Verkäufer scheint das nicht zu stören, nur zu gerne dreht er ihm seine Produkte an. Borat fragt, wie viele Frauen gleichzeitig in einem Käfig wohnen könnten und der Verkäufer antwortet: «Immer nur eine.» Anschliessend entdeckt Borat vor der Ladenkasse mehrere Flaschen Propangas. Er fragt, ob man damit heimlich Zigeuner töten könne, beispielsweise indem man sie in einem Auto vergast. Der Verkäufer bejaht dies. Borat: «Wie viele könnte ich töten?» Verkäufer: «Kommt darauf an, wie viele im Auto sitzen». Borat: «20?» Verkäufer: «Dafür müssen sie schon eine grössere Gasflasche kaufen.»

Die missverstandene Abtreibung

Borats Tochter darf nicht abtreiben
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Obwohl er der Vater ist:Borats Tochter darf nicht abtreiben

Um bei Pence eine Chance zu haben, soll Tutar in die amerikanische Gesellschaft eingeführt werden. Dafür erhält sie Tipps von diversen Experten, beispielsweise einer angeblichen Instagram-Influencerin («Du willst einen Sugar-Daddy, der kürzlich einen Herzinfarkt hatte?»). Weil sich Tutar gut anstellt, darf sie zum ersten Mal in ihrem Leben ein Stück Kuchen essen – und verschluckt prompt die als Deko angebrachte Figur in Form eines Babys. Bei einem Arzt wollen die zwei die Figur entfernen lassen. Sie landen bei Pater Jonathan Bright in einem sogenannten Schwangerschaftskrisenzentrum, das sich darauf spezialisiert, Frauen Abtreibungen auszureden.

Tutar: «Ich habe ein Baby in mir und möchte, dass sie es rausnehmen.» Pater (der denkt, sie redet von einem echten Kind): «Aber warum denn? Sie haben Leben in sich, das ist doch schön». Borat: «Ich bin der Vater und ich will es raushaben». Pater Bright: «Sie sind wirklich der Vater?». Borat: «Ja». Priester (sichtlich geschockt): «Ok ... schlussendlich spielt das aber keine Rolle. Das Kind ist da und da darf man nichts mehr machen. Nur Gott kann so etwas entscheiden.»

Debütantinnenball

Um Tutar den letzten Schliff zu verleihen, begleitet Borat sie an einen Debütantinnen-Ball. Dort fragt er einen der anwesenden Väter, was dieser für seine Tochter zahlen würde. Der Mann sagt: «500 Dollar». Dessen eigene Tochter ist sichtlich geschockt. «Das ist einfach widerlich».

Borat trifft Pence

Borat will Pence-Veranstaltung stürmen
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Erfolglos:Borat will Pence-Veranstaltung stürmen

Seine Tochter ist nun bereit, Mike Pence zu treffen. Borat geht zu einer Konferenz konservativer Aktivisten (CPAC), an der Pence auftritt. Zuerst tritt Borat in einem Ku-Klux-Klan-Kostüm auf, doch weil der Witz offensichtlich nirgends ankommt, verkleidet er sich als Donald Trump. Als Mike Pence die Konferenzbühne betritt und über das Coronavirus spricht, schnappt sich Borat seine Tochter, wirft sie sich über die Schulter, rennt in den Raum und schreit «hier ist meine Tochter Herr Pence». Der ist am Redner-Mikrofon sichtlich verstört und lässt Borat aus dem Saal werfen.

Die ungebildeten Rednecks

«Demokraten sind schlimmer als das Virus»
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Ungebildete Rednecks:«Demokraten sind schlimmer als das Virus»

Borats Plan ist nach dem Rauswurf bei Pence gescheitert. Das Geschenk war nicht willkommen. Borat und Tuta streiten und trennen sich. Sie beschliesst, Journalistin zu werden, er fährt planlos umher. Ein paar Rednecks nehmen ihn auf und die zwei Männer wirken wie das Abbild des sogenannten «White Trash». Sie sagen Sätze wie «Demokraten sind schlimmer als das Virus» oder «man erzählt sich, die Clintons essen Babys». Daneben versucht Borat die beiden noch mehr aus der Reserve zu locken, indem er beispielsweise über schwache Frauen spricht, aber die Rednecks stören sich nur an den Demokraten. Am Abend entdecken die Männer, dass Borats Tochter am nächsten Tag an einer Veranstaltung für Trump-Anhänger Interviews führen wird – sie ist mittlerweile Journalistin. Klar für Borat, dass er auch dort sein muss. Er schafft es an der Veranstaltung irgendwie auf die Bühne und singt ein Lied, in dem er Obama als Verräter bezeichnet und ihm, Anthony Fauci und anderen «das Virus» wünscht. Die Republikaner singen mit, alle haben sichtlich Spass daran, über die Demokraten herzuziehen.

Tutar interviewt Giuliani

Giuliani langt sich in neuem Borat-Film in die Hose
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Versteckte Kamera:Giuliani langt sich in neuem Borat-Film in die Hose

Tutar und Borat haben sich an der Veranstaltung wieder versöhnt. Sie einigen sich darauf, dass Tutar statt mit Mike Pence mit Trump-Anwalt Rudolph Giuliani zusammenkommen soll, das würde dem kasachischen Präsidenten sicher auch gefallen. Tutar schafft es, ein Interview mit Giuliani zu bekommen und die berühmteste Szene des Films beginnt. «Sie sind einer meiner grössten Helden Herr Giuliani, ich bin so nervös», sagt Tutar zum Start. Giuliani nimmt ihre Hände und sagt: «Dafür gibt es keinen Grund, Sie werden Ihre Arbeit sicher sehr gut machen.» Das Interview startet, die Chemie zwischen beiden scheint von Beginn weg zu stimmen. Giuliani schwärmt von Trump, immer wieder fasst Tutar Giuliani an und schmeichelt dem Anwalt, dem dies sichtlich gefällt. Nach dem Gespräch fragt Tutar, ob Giuliani nicht noch mit ihr im Schlafzimmer einen Drink nehmen wolle. Er sagt ja. Im dunklen Raum lässt er sich von ihr das Mikrofon wegnehmen, von professioneller Distanz kann nicht mehr die Rede sein. Er sagt, sie könne ihm gerne ihre Privatnummer geben, wenn sie möchte. Giuliani sinkt aufs Bett, um sich das Shirt in die Hose zu stecken und lässt seine Hände 2 oder 3 Sekunden auf dem Schritt verharren, als Borat reinstürmt und ruft: «Meine Tochter ist erst 15 und damit viel zu alt für Sie!» Giuliani hat keine Ahnung, was mit ihm geschieht. Er steht auf und verlässt das Zimmer.

Anschliessend kehren Tutar und Borat nach Kasachstan zurück, wo sie als Helden gefeiert werden.

Fazit

Der Film erhielt im Vorfeld viel Aufmerksamkeit. Einige sagten schon, Giuliani hätte dadurch Trumps Wahlchancen verspielt. In Wahrheit steht die Szene aber sinnbildlich für den ganzen Film: Sacha Baron Cohen versucht, die Republikaner schlecht aussehen zu lassen, schafft das aber kaum. Giuliani beispielsweise hat keinen Grund zur Annahme, dass Tutar 15 Jahre alt sein soll. Sie wird ihm als Journalistin vorgestellt, die ihm relativ eindeutig zeigt, dass sie ihn mehr als sympathisch findet. Möglicherweise wären die beiden intim geworden, wäre Borat nicht ins Zimmer gerauscht, doch daran wäre nichts verwerflich gewesen.

Dieses Muster zieht sich durch den Film. Die Protagonisten lassen sich kaum auf die Spiele des Filmemachers ein, nur einige – wie der Käfigverkäufer und die Rednecks – benehmen sich völlig daneben. Im Gegensatz zum ersten Film fehlen Überraschungs- und Fremdschämmomente, Protagonisten werden nicht als Scharlatane entlarvt, sondern sind normale Figuren mit Stärken und Schwächen. Das zeigt sich auch daran, dass ein Grossteil der Geschichte aus gestellten Gesprächen zwischen Borat und Tutar besteht, die teilweise lustig, meistens aber wiederholend sind. Falls Cohen dachte, mit dem Film Einfluss auf den US-Wahlkampf nehmen zu können, dürfte ihm das mit grosser Sicherheit misslungen sein.

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