35'000 Menschen gehen in Frankfurt auf die Strasse
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Demos gegen Rechtsextremismus:35'000 Menschen gehen in Frankfurt auf die Strasse

AfD-Machtkampf mit Björn Höcke
Alice Weidel könnte über ihre Schweizer Partnerin stolpern

Seit Gründung der AfD im Jahr 2013 scheiterten sechs Bundessprecher am Spagat zwischen Bürgerlichkeit und dem Rechtsextremismus des völkischen Flügels von Björn Höcke (51). Droht nun auch Co-Parteichefin Alice Weidel (45) das Schicksal von Lucke, Petry und Meuthen?
Publiziert: 28.02.2024 um 00:09 Uhr
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Aktualisiert: 28.02.2024 um 15:59 Uhr
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Myrte MüllerAussenreporterin News

Es ist wohl nur noch eine Frage der Zeit. Noch kämpft Alice Weidel (45) um ihre Macht in der AfD, zeigt sogar mutig Interesse, sich bei den kommenden Bundestagswahlen 2025 als Kanzlerkandidatin anzubieten. Doch der Gegenwind auf die AfD nimmt zu – und droht der blonden Co-Bundestagsfraktionsvorsitzenden die Maske der politisch Moderaten endgültig vom Gesicht zu pusten. Im Nacken lauert derweil der thüringische AfD-Fraktionschef Björn Höcke (51) mit nationalistisch-völkischen Ambitionen, der laut Gerichtsurteil, ein «Faschist» genannt werden darf.

Alice Weidel wäre nicht die Erste, die der heimliche Strippenzieher Höcke in der AfD aus dem Amt drängt. Parteivorsitzende, Bundesprecher, sogar Parteigründer wie Bernd Lucke (51), Frauke Petry (48), Konrad Adam (81), Hans-Olaf Henkel (83) oder wie zuletzt Jörg Meuthen (62) haben nach innerparteilichem Machtkampf oder wegen des unaufhaltsamen Rechtsrucks das Handtuch geworfen. Es zeichnet sich ab: Weidel könnte die Nächste sein.

Viel ist passiert in letzter Zeit. Da ist das Geheimtreffen in einer Potsdamer Villa, in der im November 2023 Mitglieder der AfD mit prominenten Rechtsextremisten aus der «Identitären Bewegung» die millionenfache Deportierung von Ausländern aus Deutschland diskutierten. Unter den Gästen war auch Weidels persönlicher Referent Roland Hartwig (59).

Ein Herz und eine Seele? So harmonisch wie auf diesem Foto ist die Beziehung zwischen Alice Weidel und Björn Höcke (51) wohl kaum.
Foto: imago/Karina Hessland
Alice Weidel (45) während einer Bundestagsdebatte Mitte Januar. Die Co-Parteichefin steht unter Druck. Massen demonstrieren in ganz Deutschland gegen die AfD. Selbst europäische Rechtspopulisten zeigen der rechten Frontfrau die kalte Schulter.
Foto: Getty Images
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Europäische Rechtspopulisten distanzieren sich von der AfD

Das Unwort «Remigration» macht die Runde. Es sorgt seit Wochen für Massendemonstrationen durch deutsche Städte gegen Rechts und für Naserümpfen selbst bei anderen europäischen Rechtspopulisten. So distanziert sich nicht nur Italiens Premierministerin Giorgia Meloni (47), sondern auch Marine Le Pen (55) vom Rassemblement National von der AfD. Die französische Politikerin forderte vergangene Woche bei einem Treffen mit Alice Weidel in Paris eine Klarstellung zu den geplanten Massendeportationen von Migranten.

Es wird immer schwerer, der AfD den Anstrich einer bürgerlichen Partei zu geben. Seit 2021 führt der Verfassungsschutz die AfD als rechtsextremen «Verdachtsfall». Die AfD hatte dagegen rekurriert und Mitte März wird das Oberverwaltungsgericht in Münster über die Einstufung entscheiden. Die AfD-Jugendorganisation Junge Alternative (JA) wird bereits als «erwiesen rechtsextrem» gehandelt. Und einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge erwägt das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV) die gesamte AfD als Partei mit «gesichert extremistische Bestrebung» einzustufen. Unterdessen werden die Stimmen nach einem Verbot der AfD unter den deutschen Spitzenpolitikern immer lauter.

«Die AfD ist Höcke und Höcke ist die AfD»

Was hat eine Alice Weidel noch in so einer Partei zu suchen? Die deutsche Unternehmensberaterin bekennt sich zu ihrer Homosexualität und lebt in einer Patchwork-Familie. Beides wird von den Rechtsextremen innerhalb der AfD abgelehnt. Weidels Lebenspartnerin stammt zudem aus Sri Lanka. Das Paar zieht zwei Söhne von zwei verschiedenen Vätern in Einsiedeln SZ auf. Weidels Background könnte am Ende noch zu einem Stolperstein werden.

Markus Söder (57) rechnet fest damit, dass Weidels Tage an der Spitze der AfD gezählt sind. «Wir spüren, dass da mittlerweile ein verdeckter Krieg tobt zwischen Weidel und Höcke und den wird am Ende der Höcke gewinnen und Weidel verlieren, definitiv», sagte der bayerische Ministerpräsident gegenüber deutschen Medien nach einer CSU-Vorstandssitzung in München. Björn Höcke sei der Pate, der rechtsextreme Don Corleone der AfD, so Söder weiter, «der steuert alles, der will die totale Macht haben». Letztlich sei die AfD Höcke und Höcke die AfD. Es sei nur ein kleiner Schritt, die AfD als klar rechtsextrem zu benennen, sagt der CSU-Chef.

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