«Es besteht einen Anspruch auf Schmerzensgeld, womöglich sogar Unterhaltspflicht»
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Analyse von Handydaten:Jetzt klagen die Opfer – darunter auch Schweizer

Analyse von Handydaten zeigt Reiseziele von Ischgl-Urlaubern
So brachten Skifahrer das Virus aus Ischgl in die Schweiz

Der österreichische Wintersportort Ischgl gilt als Coronaschleuder. Eine Auswertung von Handydaten zeigt nun, wohin Touristen von da aus gereist sind und wie sie möglicherweise das Virus verbreitet haben.
Publiziert: 31.03.2020 um 12:18 Uhr
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Aktualisiert: 25.06.2020 um 11:25 Uhr

Das Tessin ist nicht das einzige Einfallstor für das neuartige Coronavirus in die Schweiz. Auch der österreichische Alpenballermann Ischgl gilt als Infektionsherd, aus dem Wintersportler das Virus in die Schweiz importiert haben könnten. Das zeigt eine Analyse von Mobilfunkdaten, die das Mess- und Beratungsunternehmen umlaut angefertigt hat und welche die «Welt» veröffentlicht hat.

Die Auswertung erfasst Handybesitzer, die in der Zeit zwischen dem 1. Januar und dem 14. März, als Ischgl die Saison abrupt beendete, aus dem österreichischen Wintersportort abgereist sind. Ihr Ziel: Viele fuhren in die Schweiz! Betroffen sind vor allem das Bündnerland, Zürich und das Mittelland, aber auch die Westschweiz. Wie viele davon Durchreisende waren, ist nicht ersichtlich. Ein bekannter Fall aus dem Aargau ist zum Beispiel der Polizeisprecher Max Suter, der sich in Ischgl ansteckte.

Der Strom der Winterurlauber führt aber auch in den Norden nach Deutschland, die Niederlande und Grossbritannien, in andere Teile Österreichs sowie bis nach Spanien und ans Schwarze Meer. Sie könnten das Virus in ganz Europa verteilt haben.

Hotspot Ischgl: Nach dem Skiurlaub fuhren viele Touristen Richtung Schweiz.
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Beliebt bei Schweizern

Der Tiroler Skiort ist über die Silvretta-Arena Ischgl-Samnaun direkt mit der Schweiz verbunden. Viele Schweizer verbringen ihre Ferien in Ischgl: Im Winter 2017/18 etwa gab es 172'000 Übernachtungen von Schweizern. Sie machen rund 13 Prozent aller Gäste aus.

Das Unternehmen umlaut stützt sich auf Daten, die automatisch und anonymisiert im Hintergrund von mehreren Hundert Apps ermittelt werden. Nach Angaben von umlaut sind diese Apps auf 200 Millionen Smartphones weltweit installiert. Für die Ischgl-Analyse hat umlaut eine Stichprobe von 1000 Personen genommen.

Mit Pfeife infiziert?

Hakan Ekmen von umlaut sagt in der «Welt»: «Mithilfe unserer Auswertungen können wir sehen, an welche Orte nach einem Aufenthalt in Ischgl gereist wurde und wo somit mögliche Kontakte stattgefunden haben könnten.» Dazu zählten zum Beispiel Züge oder auch Rastplätze für Personen, die mit dem Auto unterwegs waren.

Ischgl hatte am 14. März die Saison auf einen Schlag beendet, weil mehrere Corona-Infizierte festgestellt worden waren. Man geht davon aus, dass sich das Virus unter anderem im Après-Ski-Lokal Kitzloch verbreitete. Hier feierten viele Touristen mit Alkohol und bliesen zur Steigerung der Partylaune in die gleiche, möglicherweise kontaminierte, Trillerpfeife.

Weil Fälle möglicherweise zu spät oder gar nicht gemeldet wurden und der Touristenort nicht schneller reagierte, hat die Staatsanwaltschaft Ermittlungen eingeleitet. (gf)

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