Drei Buben im Fokus der Ermittler
Mädchen (†10) in Jugendheim getötet

Entsetzen in Deutschland. In einem Kinder- und Jugendhilfszentrum wurde die Leiche eines Mädchens entdeckt. Im Verdacht stehen drei Buben. Offenbar gibt es auch Hinweise auf ein Sexualdelikt.
Publiziert: 05.04.2023 um 12:27 Uhr
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Aktualisiert: 06.04.2023 um 11:06 Uhr

Horror in Deutschland: Am Dienstagmorgen haben die Angestellten des Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef in Wunsiedel (D) die Leiche eines Mädchens (†10) in einem Zimmer gefunden.

Sie war wohl bereits seit Stunden tot. Ein Notarztteam konnte nur noch den Tod des Mädchens feststellen. «Nach derzeitigem Stand gehen wir davon aus, dass es sich um einen unnatürlichen Tod handelt», sagt der leitende Staatsanwalt Matthias Goers zur «Süddeutschen Zeitung».

Mitarbeiter stehen unter Schock

Im Fokus der Ermittler sind drei Buben (11, 11 und 16). Zunächst berichteten mehrere Medien, dass die drei in Polizeigewahrsam genommen wurden. Gemäss der Deutschen Presse-Agentur, die sich auf Quellen aus Sicherheitskreisen beruft, seien die Jungen in einer Einrichtung des Jugendschutzes. Die Staatsanwaltschaft geht laut deutschen Medien inzwischen von einem Tötungsdelikt aus.

Kinderheim in Wunsiedel (D): Hier wurde das tote Mädchen gefunden.
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Es gebe Indizien auf eine Beteiligung der drei Buben an einem Vorfall, der zum Tod des Mädchens führte. Allerdings sei unklar, inwieweit diese Beteiligung ursächlich für den Tod des Mädchens sei und ob es sich um einen Unfall gehandelt haben könnte.

Gegenüber «Bild» sagte ein Ermittler: «Es tun sich Abgründe auf.» Offenbar gebe es auch Hinweise auf ein Sexualdelikt. Das Mädchen soll zum Teil unbekleidet gewesen sein, wie RTL berichtet.

Die Ermittlungen laufen nun in alle Richtungen. «Wir sind alle total geschockt und können es noch gar nicht begreifen», sagt eine Mitarbeiterin zu «Bild». Der sofort alarmierte Notarzt konnte nur noch den Tod des Mädchens feststellen. Das Mädchen soll in ihrem Zimmer auf ihrem Bett aufgefunden worden sein.

Eine Sonderkommission namens «Park» ermittle jetzt im Fall. Um die Spurensicherung zu garantieren und die Kinder und Angestellten des Heimes zu schützen, wurde die Öffentlichkeit laut der Polizei erst nach 24 Stunden informiert.

Jugenddisco und Osternester basteln

Besonders tragisch: Am Tag zuvor herrschte noch gute Stimmung. Die Kinder bastelten Osternester und feierten in der Jugenddisco, wie Bilder auf Facebook zeigen.

Die Jugendeinrichtung kümmert sich um Kinder und Jugendliche, die nicht dauerhaft bei ihren Familien leben können. «Wir sind für junge Menschen und ihre Familien da, die Hilfe zur Erziehung benötigen», schreibt das Kinder- und Jugendhilfezentrum St. Josef auf seiner Homepage. Derzeit würden 89 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene betreut. Im Zentrum stehe, den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln: «Du bist wertvoll und in Ordnung, so wie du bist.»

«Ein traumatisierendes Ereignis»

«Das ist ein Schock für unsere Stadt», sagt Manfred Söllner, Wunsiedels zweiter Bürgermeister, zur «Süddeutschen Zeitung». Die Bürger seien zutiefst erschüttert. Söllner weiter: «Unsere Gedanken sind in diesem Moment bei den Mitbewohnern des Mädchens und den Angestellten in dem Heim - insbesondere bei denen, die das Mädchen leblos aufgefunden haben.»

Träger der Einrichtung ist die Katholische Jugendfürsorge der Diözese Regensburg. Da gerade Osterferien sind, befinden sich gerade nicht viele Kinder im Heim. «Aber für die Kinder, die da waren und sind, ist das natürlich ein traumatisierendes Ereignis», sagt Christine Allgeyer von der Regensburger Jugendfürsorge zur «Süddeutschen Zeitung».

Tod von Luise sorgte für Entsetzen

Erst Mitte März hatte der Fall Luise F.* (†12) in Deutschland für Entsetzen gesorgt. Zwei Mädchen, 12 und 13 Jahre alt, hatten die 12-Jährige in einen Wald bei Freudenberg gelockt und dann mit einem Messer getötet. Immer wieder stachen sie zu. Zu gross war offenbar ihr Hass. Luise F. wurde von den zwei Mitschülerinnen offenbar gemobbt und soll sich einem Erwachsenen anvertraut haben. Dafür nahmen ihre Freundinnen Rache.

Unfassbar: Die Horror-Tat war offenbar von langer Hand geplant. Zuvor hatten sich die Mädchen im Internet über das Thema Strafunmündigkeit informiert. In Deutschland beginnt die Strafmündigkeit erst mit 14 Jahren. Deshalb ist anzunehmen, dass die Zwölfjährige sich mit ihrer Recherche absichern wollte, dass ihr keine rechtlichen Konsequenzen drohen würden. (jwg/jmh)

* Name bekannt

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