Der gleiche Prozess, der die Sonne antreibt
So funktioniert die Wasserstoff-Bombe

Nordkorea hat nach eigenen Angaben am Sonntag seine zweite Wasserstoffbombe getestet. Wasserstoffbomben sind potenziell besonders verheerende Nuklearwaffen.
Publiziert: 13.12.2017 um 09:17 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 15:55 Uhr

Anders als einfache atomare Sprengsätze beziehen sie den Grossteil ihrer Zerstörungskraft nicht aus der Spaltung von Uran- oder Plutoniumkernen, sondern aus der Verschmelzung (Fusion) von Kernen des Elements Wasserstoff. Während dieses Prozesses, der auch die Sonne antreibt, werden gigantische Energiemengen frei.

Um die für eine Kernfusion nötigen extremen Temperaturen und Druckverhältnisse zu erzeugen, ist eine Nuklearexplosion nötig. Wasserstoffbomben sind daher zweistufig aufgebaut, wobei ein Atom-Sprengsatz als eine Art «Zünder» für den Fusionsvorgang dient. Bei diesem werden in der Bombe mitgeführte Kerne der Wasserstoff-Isotope Deuterium und Tritium derartig stark verdichtet, dass sie verschmelzen.

1952 erstmals getestet

Mit Wasserstoffbomben lassen sich weit stärkere atomare Explosionen erzeugen als mit einstufigen Atombomben, die konstruktionsbedingten Beschränkungen unterliegen. Weil Kernfusionsvorgänge weitaus mehr Energie freisetzen als Kernspaltungsprozesse, können bei gleichen Abmessungen so ausserdem stärkere Bomben konstruiert werden. Bomben nach dem Fusionsprinzip gelten deshalb als effizienter.

Der Bau einer Fusionsbombe ist aufgrund ihres äusserst komplexen inneren Aufbaus jedoch erheblich schwieriger als der eines Kernspaltungs-Sprengsatzes. Die Staaten, die in den vergangenen Jahren in den Kreis der Atommächte aufstiegen, verfügen nach Überzeugung von namhaften Experten aller Wahrscheinlichkeit nach bislang nicht über einsatzfähige Waffen diesen Typs - auch wenn Indien und jetzt auch Nordkorea dies behaupteten.

Der Diktator zeigt seinen neuen Wasserstoff-Bomben-Sprengkopf.
Foto: Korean Central News Agency via Reuters
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Die erste zweistufige echte Wasserstoffbombe der Welt wurde von den USA am 1. November 1952 im Pazifik getestet (Operation Ivy Mike), die Sowjetunion folgte im Jahr darauf. Diese Waffen waren aber eher Prototypen, die für Einsätze noch nicht geeignet waren. Militärisch nutzbare Bomben hatten die beiden Supermächte erst etwas später. In Kriegen eingesetzt wurden diese bisher nie.

«Klassische» Atombombe

Als ihr wichtigster «Vater» gilt der Amerikaner Robert Oppenheimer. Die ersten Atombombenabwürfe am 6. und 9. August 1945 auf Hiroshima und Nagasaki beendeten den Zweiten Weltkrieg in Asien. Atomwaffen werden mit radioaktivem Plutonium oder Uran hergestellt.

Die Kettenreaktion bei ihrer Explosion setzt Energie als Hitze, Druck und Strahlung frei. In kurzer Zeit können Hunderttausende getötet und ganze Landstriche verwüstet werden. Die radioaktive Strahlung verursacht gesundheitliche Langzeitschäden.

Todbringende Neutronenbombe

Neutronenwaffen vernichten Lebewesen bei geringen Materialschäden. Beruht die Wirkung herkömmlicher Atomwaffen vor allem auf der Druck- und Hitzewelle, geben Neutronenwaffen die meiste Energie in Form harter Neutronenstrahlung ab. Sie führt je nach Intensität innerhalb von Minuten oder Wochen zum Tod. Gebäude bleiben unversehrt.

Der Fallout der 1958 von dem Amerikaner Samuel Cohen entwickelten Waffe ist gering: Einen Tag nach der Explosion kann das betroffene Gebiet gefahrlos betreten werden. (SDA)

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Mit Raketen gegen die Isolation

Kim Il Sung, Kim Jong Il, Kim Jong Un - drei Generationen nordkoreanischer Machthaber, die das Rüstungsprogramm des Landes stetig ausgebaut haben. Mit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump hat sich der Konflikt um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm deutlich verschärft. In den vergangenen Tagen haben beide Seiten verbal weiter aufgerüstet.

1970er Jahre - Reichweite von rund 300 Kilometer

Nordkorea nutzt eine Variante der sowjetischen Scud-B-Rakete mit einer Reichweite von rund 300 Kilometern.
1980er Jahre - Reichweite von mehreren tausend Kilometern

Nach einem ersten Raketentest 1984 wird das Programm ausgeweitet. Schliesslich verfügt Nordkorea über Taepodong-2-Raketen mit einer Reichweite von mehreren tausend Kilometern.

1999 bis 2005 - Moratorium

Im September 1999 erklärt Nordkorea vor dem Hintergrund besserer Beziehungen zu den USA eine Aussetzung der Tests von Langstrecken. Gespräche zwischen Washington und Pjöngjang scheitern an der nordkoreanischen Forderung von jährlich einer Milliarde Dollar als Ausgleich für einen Verzicht auf den Raketenexport. Im März 2005 beendet Nordkorea das Moratorium.

2006 - Erster Atomwaffentest

Im Juli 2006 feuert Nordkorea sieben Raketen ab, darunter eine Taepodong-2-Rakete, die nach 40 Sekunden explodiert. Am 9. Oktober 2006 unternimmt Pjöngjang unterirdisch den ersten Atombombentest.

2009 und 2012 - Raketenstarts mit Satelliten

Am 5. April 2009 startet Nordkorea eine Rakete, die Japan überquert und im Pazifik landet. Nach Darstellung Pjöngjangs ging es um den Versuch, einen Satelliten im All auszusetzen. Die USA, Südkorea und Japan sprechen hingegen von einem verdeckten Taepodong-2-Test. Am 12. Dezember 2012 setzt eine nordkoreanische Rakete einen Satelliten im All aus.

2016 - Raketenstart von einem U-Boot

Am 6. Januar 2016 nimmt Pjöngjang seinen vierten unterirdischen Atomwaffentest vor. Pjöngjang spricht von einer Wasserstoffbombe, Experten bezweifeln dies. Zudem feuert Nordkorea im Frühling und im Sommer U-Boot-gestützte Raketen ab. Am 8. Juli kündigen Washington und Seoul an, das Raketenabwehrsystem THAAD gemeinsam in Südkorea aufzubauen. Am 9. September 2016 unternimmt Nordkorea seinen fünften Atomwaffentest.

2017 - Konfrontation mit US-Präsident Donald Trump

  • Am 6. März 2017 feuert Nordkorea bei einer Militärübung für Angriffe auf US-Stützpunkte in Japan Raketen ab, die im Meer landen. Einen Tag später beginnen die USA mit dem Aufbau des Raketenabwehrsystems in Südkorea. Im April und Mai folgen weitere nordkoreanische Raketentests. Seit dem 2. Mai ist THAAD einsatzbereit.
     
  • Am 4. Juli, dem US-Unabhängigkeitstag, testet Nordkorea eine weitere Rakete. Pjöngjang spricht vom ersten erfolgreichen Test einer Interkontinentalrakete des Typs Hwasong-14. Experten gehen davon aus, dass sie eine potenzielle Reichweite von 6700 Kilometern hat und damit theoretisch US-Gebiet erreichen könnte.
     
  • Am 28. Juli feuert Nordkorea nach einem Sanktionsbeschluss des US-Senats zum zweiten Mal eine Interkontinentalrakete ab. Kim Jong Un brüstet sich, diese könne das «gesamte US-Festland» erreichen.
     
  • Wenige Tage später erklärt die US-Botschafterin bei der UNO, Nikki Haley, die Zeit für Gespräche sei beendet. Am 2. August feuern die USA ihrerseits eine Interkontinentalrakete des Typs Minuteman III ab, die nach rund 6700 Kilometern in den Südpazifik stürzt.
     
  • Am 8. August droht Trump, die USA würden «mit Feuer und Wut» auf weitere Provokationen reagieren. Er kündigte eine Reaktion an, «wie sie die Welt noch nicht gesehen hat». Nordkorea droht daraufhin mit einem Angriff nahe der US-Pazifikinsel Guam.
     
  • US-Verteidigungsminister James Mattis warnt Nordkorea vor «Aktivitäten, die zum Ende des Regimes und zur Vernichtung seines Volkes führen würden».
     
  • Trump lässt am Donnerstag wissen, Nordkorea solle «sehr, sehr nervös» sein und «sich lieber zusammenreissen, sonst werde das Land Ärger kriegen wie nur wenige Staaten zuvor».

Kim Il Sung, Kim Jong Il, Kim Jong Un - drei Generationen nordkoreanischer Machthaber, die das Rüstungsprogramm des Landes stetig ausgebaut haben. Mit dem Amtsantritt von US-Präsident Donald Trump hat sich der Konflikt um das nordkoreanische Atomwaffenprogramm deutlich verschärft. In den vergangenen Tagen haben beide Seiten verbal weiter aufgerüstet.

1970er Jahre - Reichweite von rund 300 Kilometer

Nordkorea nutzt eine Variante der sowjetischen Scud-B-Rakete mit einer Reichweite von rund 300 Kilometern.
1980er Jahre - Reichweite von mehreren tausend Kilometern

Nach einem ersten Raketentest 1984 wird das Programm ausgeweitet. Schliesslich verfügt Nordkorea über Taepodong-2-Raketen mit einer Reichweite von mehreren tausend Kilometern.

1999 bis 2005 - Moratorium

Im September 1999 erklärt Nordkorea vor dem Hintergrund besserer Beziehungen zu den USA eine Aussetzung der Tests von Langstrecken. Gespräche zwischen Washington und Pjöngjang scheitern an der nordkoreanischen Forderung von jährlich einer Milliarde Dollar als Ausgleich für einen Verzicht auf den Raketenexport. Im März 2005 beendet Nordkorea das Moratorium.

2006 - Erster Atomwaffentest

Im Juli 2006 feuert Nordkorea sieben Raketen ab, darunter eine Taepodong-2-Rakete, die nach 40 Sekunden explodiert. Am 9. Oktober 2006 unternimmt Pjöngjang unterirdisch den ersten Atombombentest.

2009 und 2012 - Raketenstarts mit Satelliten

Am 5. April 2009 startet Nordkorea eine Rakete, die Japan überquert und im Pazifik landet. Nach Darstellung Pjöngjangs ging es um den Versuch, einen Satelliten im All auszusetzen. Die USA, Südkorea und Japan sprechen hingegen von einem verdeckten Taepodong-2-Test. Am 12. Dezember 2012 setzt eine nordkoreanische Rakete einen Satelliten im All aus.

2016 - Raketenstart von einem U-Boot

Am 6. Januar 2016 nimmt Pjöngjang seinen vierten unterirdischen Atomwaffentest vor. Pjöngjang spricht von einer Wasserstoffbombe, Experten bezweifeln dies. Zudem feuert Nordkorea im Frühling und im Sommer U-Boot-gestützte Raketen ab. Am 8. Juli kündigen Washington und Seoul an, das Raketenabwehrsystem THAAD gemeinsam in Südkorea aufzubauen. Am 9. September 2016 unternimmt Nordkorea seinen fünften Atomwaffentest.

2017 - Konfrontation mit US-Präsident Donald Trump

  • Am 6. März 2017 feuert Nordkorea bei einer Militärübung für Angriffe auf US-Stützpunkte in Japan Raketen ab, die im Meer landen. Einen Tag später beginnen die USA mit dem Aufbau des Raketenabwehrsystems in Südkorea. Im April und Mai folgen weitere nordkoreanische Raketentests. Seit dem 2. Mai ist THAAD einsatzbereit.
     
  • Am 4. Juli, dem US-Unabhängigkeitstag, testet Nordkorea eine weitere Rakete. Pjöngjang spricht vom ersten erfolgreichen Test einer Interkontinentalrakete des Typs Hwasong-14. Experten gehen davon aus, dass sie eine potenzielle Reichweite von 6700 Kilometern hat und damit theoretisch US-Gebiet erreichen könnte.
     
  • Am 28. Juli feuert Nordkorea nach einem Sanktionsbeschluss des US-Senats zum zweiten Mal eine Interkontinentalrakete ab. Kim Jong Un brüstet sich, diese könne das «gesamte US-Festland» erreichen.
     
  • Wenige Tage später erklärt die US-Botschafterin bei der UNO, Nikki Haley, die Zeit für Gespräche sei beendet. Am 2. August feuern die USA ihrerseits eine Interkontinentalrakete des Typs Minuteman III ab, die nach rund 6700 Kilometern in den Südpazifik stürzt.
     
  • Am 8. August droht Trump, die USA würden «mit Feuer und Wut» auf weitere Provokationen reagieren. Er kündigte eine Reaktion an, «wie sie die Welt noch nicht gesehen hat». Nordkorea droht daraufhin mit einem Angriff nahe der US-Pazifikinsel Guam.
     
  • US-Verteidigungsminister James Mattis warnt Nordkorea vor «Aktivitäten, die zum Ende des Regimes und zur Vernichtung seines Volkes führen würden».
     
  • Trump lässt am Donnerstag wissen, Nordkorea solle «sehr, sehr nervös» sein und «sich lieber zusammenreissen, sonst werde das Land Ärger kriegen wie nur wenige Staaten zuvor».
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