Banker Konrad Hummler schlägt Plan B vor
Soll die Schweiz eine Anti-EU aufbauen?

Der Brexit stärkt die Schweiz. Dieser Meinung ist der liberale Vordenker und Ex-Wegelin-Banker Konrad Hummler. Er fordert, dass die Schweiz den Schwung ausnützen und mit den Briten eine «Alternative zur EU mitgestalten» soll.
Publiziert: 26.06.2016 um 19:56 Uhr
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Aktualisiert: 30.09.2018 um 15:00 Uhr
Konrad Hummler: «Jetzt oder nie besteht die Chance, eine Lösung anzustreben, die unter dem Titel Efta/EWR 2.0 laufen könnte.»
Foto: RDB
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Der liberale Vordenker und Ex-Wegelin-Bankier Konrad Hummler (63) gewinnt dem Brexit Positives ab. Im Interview mit der «Schweiz am Sonntag» sagt er: «Wir haben nun europapolitisch mehr Optionen. Das stärkt, wenn wir es gut machen, die Position der Schweiz!» Es gebe mehr Handlungsfreiheiten – «es öffnet sich ein window of opportunity».

Hummler plädiert für einen Plan B: «Jetzt oder nie besteht die Chance, eine Lösung anzustreben, die unter dem Titel Efta/EWR 2.0 laufen könnte. Idealerweise mit Grossbritannien als Teil dieser neuen Efta.»

Schweiz in Vorreiter-Rolle

Dieser Raum würde sich von der EU unterscheiden: «Sein Hauptziel ist Freihandel – doch zugleich müsste dieser Raum mit einer gewissen politischen Macht ausgerüstet sein, damit er gegen aussen wirken und die Interessen seiner Mitglieder durchsetzen kann», sagt Hummler.

Für die Schweiz sieht er eine Vorreiter-Rolle. Hummler: «Die Schweiz könnte ein solche Idee aktiv vertreten und damit auch klar signalisieren: Wir verfallen nicht dem Zeitgeist des Nationalismus, wir tun gerade das Gegenteil. Wir erweisen uns ausgerechnet jetzt als Europäer und sind bereit, eine europäische Alternative zur EU mitzugestalten.»

Grübel kritisiert egoistische EU-Beamte

Ebenfalls in der «Schweiz am Sonntag» übt Ex-UBS-Chef Oswald Grübel (72) massive Kritik an der EU-Verwaltung. «Wenn Sie beobachten wollen, wie die europäische Wirtschaftsorganisation, die wir dringend brauchen, um auf dem Weltmarkt konkurrenzfähig zu sein, durch seine kleinen, egoistischen Beamten aufgelöst wird, dann sehen Sie dem Schauspiel weiter zu», schreibt er in einer Kolumne.

Die Brüsseler Bürokraten seien dabei, die Zukunft unserer Jugend zu verspielen. Grübel: «Ist ihnen überhaupt bewusst, dass sie es verschuldet haben, dass eine Mehrheit für den Brexit zustande kam, weil sie nicht erkannt haben, dass die EU reformiert werden muss, um nicht in einem Staatenbund von Verlierern zu enden?»

Banken werden Stellen ins Ausland verlagern

Eines stehe fest, die EU werde in der Welt in Zukunft weniger zu sagen haben und der Euro weiter an Wert verlieren. Grübel: «Auch wir werden die Veränderungen zu spüren bekommen. Unsere Banken ebenso wie andere Firmen werden zahlreiche Stellen vor Ort abbauen und die Geschäfte in ein anderes EU-Land verlegen müssen.» (gf)

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