Baum erschlägt Frau beim Gassigehen
Orkan Poly fordert in Deutschland erstes Todesopfer

Der Orkan Poly sorgt in Deutschland und in der Niederlande für Ausnahmezustände. In Niedersachsen wurde bereits eine Frau von einem Baum erschlagen. Gegenstände können umherfliegen. In 50 Landkreisen herrscht Alarmstufe «Rot».
Publiziert: 05.07.2023 um 16:18 Uhr
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Aktualisiert: 05.07.2023 um 22:31 Uhr

Im Norden Deutschlands wütet der Orkan Poly seit Mittwochmittag. Die Unwetter forderten bereits das erste Todesopfer. Menschen sollten nicht auf die Strasse gehen, Gegenstände könnten umherfliegen. «Der Schwerpunkt der Windentwicklung zeichnet sich für die Nordsee und das angrenzende Binnenland von Ostfriesland bis in die Nordhälfte Schleswig-Holsteins ab», teilte der Deutsche Wetterdienst mit. Bis Mitternacht herrscht die Gefahr.

Eine Frau (†64) wurde in Rhede (Ems) in Niedersachsen beim Spaziergang mit ihrem Hund von einem Baum erschlagen, schreibt «Bild». Etliche weitere Bäume sind auf Zuggleisen gelandet und schränken den Bahnverkehr ein.

Der Orkan fegt mit 120 Kilometer pro Stunde über die Küsten Deutschlands. Der deutsche Wetterdienst warnt vor dem Autofahren und empfiehlt, drinnen zu bleiben. Es könnten Gegenstände umherfliegen. Auch vor Wassersport wird gewarnt: Laut Polizei ist das derzeit lebensgefährlich.

In der Niederlande und in Deutschland herrschen chaotische Zustände – hier wütet derzeit ein Orkan.
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Auf dem Flughafen in Hannover kam es wegen der starken Windböen zu einer Schieflandung. Der Pilot konnte Schlimmeres verhindern und landete die Maschine. Auch Fähren zu den Nordseeinseln können ausfallen.

In Bremerhaven sorgten umgestürzte Bäume und herabfallende Äste bereits am Nachmittag für mehrere Feuerwehreinsätze. Im Oldenburger Land in Niedersachsen meldeten die Behörden ebenfalls eine steigende Zahl von Sturmschäden. Bei der Deutschen Bahn gab es aufgrund des Sturmtiefs Einschränkungen im Nah- und Fernverkehr.

So verkehrten ICE-Züge von Frankfurt am Main über Köln nach Amsterdam auf der gesamten Route nicht. Zudem fuhren IC-Züge auf der Strecke von Berlin nach Amsterdam nur bis ins niedersächsische Bad Bentheim. Im Nahverkehr fielen im Nordwesten mehrere Regionalbahnverbindungen aus.

Windgeschwindigkeiten von teils 164 Kilometer pro Stunde

In den Niederlanden hat der heftigste Sommersturm seit Beginn der Wetteraufzeichnungen für Chaos gesorgt. An der Nordseeküste wurden am Mittwoch Sturmböen von bis zu 146 Stundenkilometern gemessen, der Wetterdienst KNMI gab für vier nördliche Provinzen die höchste Sturmwarnung «Rot» heraus. Am Amsterdamer Großflughafen Schiphol fielen hunderte Flüge aus, auch der Zugverkehr im Norden wurde gestoppt.

Am Flughafen Schiphol war bis zum Nachmittag nur «sehr eingeschränkter Flugverkehr» möglich, weil Sturmtief «Poly» neben starkem Wind auch für Regen und schlechte Sicht sorgte. Wie der niederländische Rundfunksender NOS meldete, wurden an dem wichtigen Drehkreuz mehr als 300 Flüge gestrichen. In der Nähe der Stadt Alkmaar blockierte ein umgestürzter Lastwagen eine Autobahn, umgestürzte Bäume blockierten noch viele andere Strassen.

In der Provinz Nordholland, zu der auch Amsterdam gehört, erhielten die Menschen Warnmeldungen über das Mobilfunknetz. Sie wurden aufgefordert, möglichst nicht ins Freie zu gehen und nur in «lebensbedrohlichen» Situationen den überlasteten Rettungsdienst zu rufen.

Im Hafen von IJmuiden wurde die zweithöchste Windstärke elf gemessen. Damit sei «Poly» der «erste sehr schwere Sommersturm» in den Niederlanden seit Beginn der Aufzeichnungen, teilte der Wetterdienst Weerplaza mit. Eine Orkanböe von 146 Stundenkilometern in IJmuiden sei zugleich die stärkste jemals im Sommer in den Niederlanden gemessene Sturmböe gewesen. Schwere Stürme gibt es in den Niederlanden sonst hauptsächlich von Oktober bis April. (jwg/AFP)

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