Bertrand Piccard gesteht
«Waren kurz davor, den Pazifik-Überflug abzubrechen»

Gestern früh nahm André Borschberg mit der «Solar Impulse 2» direkten Kurs auf Hawaii. «Jetzt gibt es keinen Weg mehr zurück», meinte das Team. Trotzdem zwang ein Zwischenfall den Piloten fast zum Abbruch der Mission.
Publiziert: 30.06.2015 um 18:16 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 03:59 Uhr
Bertrand Piccard im Kontrollzentrum in Monaco (Archivbild).
Foto: KEYSTONE/AP/LIONEL CIRONNEAU
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Seit über 45 Stunden ist André Borschberg (62) in der Luft. Mehr als ein Drittel der Pazifiküberquerung ist geschafft. Bis ins Ziel nach Hawaii verbleiben ihm noch etwas über 5000 Kilometer.

«André wagt sich ins Unbekannte vor», schrieb das «Impulse Solar»-Team. Angesichts der mindestens 120 Stunden Flugzeit am Stück sei diese Etappe besonders anstrengend und herausfordernd. In der Geschichte der Luftfahrt ist dies einmalig.

Turbulenzen wegen technischer Probleme

Rund zehn Stunden nach dem Start im japanischen Nagoya meldete sein Team: «Kein Weg mehr zurück! Das ist ein Einweg-Ticket nach Hawaii.»

Eine Zwischenlandung der einsitzigen Karbonfaser-Maschine sei ausgeschlossen. «Auch für das gesamte Projekt ist nun keine Umkehr mehr möglich», ergänzte am Boden der zweite Pilot der Unternehmung, der Luftfahrt-Pionier Bertrand Piccard (57).

Und räumte ein, dass der bisherige Flug nicht so reibungslos wie gewünscht verlaufen war. «In den ersten zehn Stunden nach dem Start hat es immer wieder technische Probleme gegeben. Wir haben dies nicht kommuniziert, weil wir nicht wussten, was wir sagen sollen. Wir standen schon kurz davor, den Flug abzubrechen», gestand Piccard.

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Noch vor der Landung in Japan war der Flieger durch Regen beschädigt worden. Zwar sei dieser in der Zwischenzeit repariert worden, doch habe es auch danach gravierende Probleme mit der Elektronik gegeben, sagte Piccard.

Nur 20 Minuten Schlaf am Stück

Inzwischen soll das Problem aber behoben sein und alles wieder normal laufen. Nach rund 15 Stunden twitterte Borschberg: «Ich fühle mich etwas einsam hier oben, bin aber auch mit Blick auf den Rest des Fluges sehr aufgeregt. Dies ist die Stunde der Wahrheit.»

In dem kleinen Cockpit kann er maximal 20 Minuten am Stück schlafen. Während den raren Pausen versucht er sich mit Yoga und Meditationsübungen fit zu halten.

Hinzu kommen häufige Kleiderwechsel: Je höher die «Solar Impulse 2» fliegt, desto kälter wird es im Cockpit. Nachts und in grosser Höhe kann die Temperatur bis zu minus 40 Grad fallen. Bei geringer Höhe kann es im Cockpit hingegen bis zu 35 bis 40 Grad heiss werden.

«Kann immer noch mit dem Fallschirm abspringen»

Auf einen eventuellen Notfall bei der Pazifik-Überquerung hatte sich der frühere Militärpilot intensiv vorbereitet: «Wenn alles schief läuft, kann ich immer noch mit dem Fallschirm, einem Rettungsboot und Versorgungsgütern abspringen», sagte Borschberg in einem Interview.

«Mein Partner Bertrand Piccard und ich haben mit der deutschen Marine geübt, wie man mit dem Fallschirm aus einem Flugzeug springt, mit der Situation umgeht und überlebt. Aber hoffentlich muss ich nicht auf dieses Training zurückgreifen», sagte Borschberg weiter.

Die Route über den Pazifischen Ozean gilt wegen der grossen Entfernung und des Wetters als besonders gefährlich. Für die rund 8340 Kilometer lange Strecke sind mindestens fünf Tage und fünf Nächte Dauerflug angesetzt. (gr/SDA)

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