Beweis-Video aufgetaucht
Schettino in der Nacht des Untergangs

32 Menschen starben wegen Francesco Schettinos (54) gefährlichem Manöver. Auch heute verteidigt der Costa-Concordia-Kapitän sein Verhalten vor Gericht. Ein Video bringt ihn aber ihn Bedrängnis
Publiziert: 03.12.2014 um 16:22 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 03:14 Uhr

Der Kapitän verlässt das sinkenden Schiff: Ein neues Video zeigt, wie Francesco Schettino sich in in der Unglücksnacht in Nähe eines Rettungsbootes aufhielt - lange bevor die Gefahr für seine Passagiere gebannt war.

Das Video stammt von der Feuerwehr und dient als Beweisstück im aktuellen Prozess gegen Schettino. Und es dürfte ihn wohl in Bedrängnis bringen. Den bislang behauptete er immer, er sei «ausgerutscht» und ins Rettungsboot gefallen.

Auf dem Video ist aber zu sehen, wie er ganz normal in der Nähe eines Rettungsbootes steht, dass immer noch an der Costa Concordia festgemacht ist.

Schlepper gerufen?

Am zweiten Tag in Folge musste Schettino in dem Verfahren über die Hintergründe der Havarie der Costa Concordia im Januar 2012 berichten. Heute wurde ihm vorgeworfen, er habe einen Schlepper gerufen, bevor er den Passagieren den Befehl gab, das Schiff zu verlassen.

Schettino betonte, er sei sich sicher gewesen, dass die Costa Concordia weiterhin schwimmfähig sei – trotz der bereits vollgelaufenen Motorenräume. «Ich bin nicht verrückt. Für mich war nie das Schiff wichtiger als die Menschenleben», sagte der Unglücks-Kapitän.

Angst vor Massenpanik

Auf den Vorwurf, die Notstandsprozeduren an Bord zu spät eingeleitet zu haben, antwortete Schettino, er habe befürchtet, dass Panik ausbreche und die Passagiere ins Meer springen würden.

Er räumte ein, die volle Verantwortung getragen zu haben: «Ich bin als Kapitän auf dem Schiff der erste nach Gott.» Nichtsdestotrotz wies er Teilen seiner Besatzung die Schuld für das Unglück zu. So habe der indonesische Steuermann seine englischen Befehle nicht richtig verstanden.

20 Jahre hinter Gitter?

In dem seit knapp eineinhalb Jahren laufenden Prozess muss sich Schettino unter anderem wegen fahrlässiger Tötung verantworten. Dem Kapitän drohen mindestens 20 Jahren Haft.

Ihm wird vorgeworfen, eine gefährliche Kursänderung vorgenommen zu haben, um den Passagieren ein Spektakel zu bieten und Bewohner auf der Insel zu grüssen. Während des Manövers war das Schiff gegen einen Felsen geprallt. (lex/bau/SDA)

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