«Bis das neue EU-Asylsystem greift»
Deutschland setzt weiter auf Grenzkontrollen

Deutschland setzt die Grenzkontrollen fort, bis das neue EU-Asylsystem mit verbessertem Aussengrenzschutz aktiv ist. Das hat Innenministerin Faeser nun deutlich gemacht.
Publiziert: 27.05.2024 um 09:46 Uhr
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Aktualisiert: 27.05.2024 um 09:54 Uhr
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AFPAgence France Presse

Die deutsche Innenministerin Nancy Faeser (53) will die vorübergehenden Binnengrenzkontrollen erst dann aufheben, wenn der Aussengrenzschutz des neuen europäischen Asylsystems wirksam wird. «Wir werden die Kontrollen so lange fortführen, bis das neue EU-Asylsystem mit dem starken Aussengrenzschutz greift», sagte die SPD-Politikerin dem «Stern». «Damit durchkreuzen wir vor allem die Schleuserrouten und stoppen deren brutales Geschäft.» Seit Oktober seien durch die zusätzlichen Kontrollen mehr als 750 Schleuser festgenommen worden.

Faeser hatte Mitte Oktober als Reaktion auf die stark gestiegenen Flüchtlingszahlen vorübergehende stationäre Kontrollen zu Polen, Tschechien und der Schweiz eingeführt. Im Falle Österreichs gibt es diese bereits seit Jahren. Die Kontrollen laufen vorerst bis Mitte Juni, Faeser hat aber bereits wegen der dann beginnenden Fussball-EM in Deutschland eine Ausweitung auf alle deutschen Grenzen angekündigt.

Direkte Abschiebung aus Grenzlagern

Auf die Frage, wann es mit dem neuen und kürzlich beschlossenen Gemeinsamen Europäischen Asylrecht (Geas) losgehe, antwortete Faeser: «Jetzt. Wir haben sehr ehrgeizige Zeitpläne. Unseren Teil der Umsetzung packen wir sofort an.» Kürzlich sei sie an der EU-Aussengrenze zur Türkei in Bulgarien gewesen. «Dort sollen die neuen Grenzverfahren für Menschen mit wenig Aussicht auf Schutz und der viel stärkere Grenzschutz sehr schnell beginnen», sagte Faeser.

Nancy Faeser macht klar: Deutschland hält vorerst an den Grenzkontrollen fest.
Foto: IMAGO/Marten Ronneburg

Die Reform der europäischen Asylregeln war vor zwei Wochen besiegelt worden. Erstmals sieht der Asylpakt Verfahren an den EU-Aussengrenzen vor. Migranten mit geringen Aufnahmechancen sollen damit von Grenzlagern aus direkt abgeschoben werden. Auch Familien mit Kindern müssen diese Verfahren durchlaufen. Die Bundesregierung und vor allem die Grünen hatten sich vergeblich für eine Ausnahme eingesetzt. Menschenrechtler warnen vor haftähnlichen Bedingungen in den Lagern.

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