Hier wird die finnische Fahne gehisst
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Historischer Moment in Brüssel:Hier wird die finnische Fahne gehisst

Bodentruppen, Luftwaffe, Marine
So verstärkt Finnland die Nato

Finnland macht die Nato zu einem grösseren Bündnis. Russland hat militärisch das Nachsehen – und es mit einem mächtigeren Gegner zu tun.
Publiziert: 04.04.2023 um 16:38 Uhr
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Aktualisiert: 04.04.2023 um 18:10 Uhr
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Chiara SchlenzAusland-Redaktorin

Vor Wladimir Putins (70) Einmarsch in der Ukraine wollten weniger als ein Drittel der Finnen der Nato beitreten. Jetzt sind mehr als 70 Prozent – und Finnland ist nach 80 Jahren Neutralität seit Dienstag offiziell Nato-Mitglied.

Am Rande eines Nato-Gipfels wird Finnland offiziell im Bündnis willkommen geheissen, bereits letzte Woche unterzeichnete Finnlands Präsident Sauli Niinistö (74) das Nato-Gesetz. Damit gewinnt das Bündnis ein mächtiges 31. Mitglied. Eine Übersicht über die wichtigsten Eckdaten von Finnlands Militär.

Die Grenze

Durch die Mitgliedschaft Finnlands verlängert sich die direkte Grenze zwischen der Nato und Russland um rund 1340 Kilometer.. Wegen der geografischen Lage Finnlands können zum Beispiel die baltischen Nato-Staaten Estland, Litauen und Lettland im Fall eines russischen Angriffs jetzt deutlich besser verteidigt werden.

Finnlands Präsident Sauli Niinisto unterzeichnet das Nato-Recht.
Foto: keystone-sda.ch
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Für Putin hat diese geografische Annäherung der Nato nur Nachteile: Er hat einen weitaus mächtigeren Nachbarn bekommen – genau das Gegenteil von dem, was er wollte, so Nato-Chef Jens Stoltenberg (64).

Die Bodentruppen

Zugleich wird das 1949 gegründete Bündnis durch den Beitritt Finnlands grösser und schlagkräftiger. Finnland gehört nach Zahlen des International Institute for Strategic Studies (IISS) schon jetzt zu den Ländern, die jährlich zwei Prozent ihres Bruttoinlandsprodukts in die Verteidigung investieren. Dieser wichtige Nato-Richtwert wird von Deutschland und etlichen anderen Bündnispartnern derzeit nicht erreicht.

Die Grösse der finnischen Streitkräfte wird vom IISS mit 24'000 Männern und Frauen angegeben, hinzu kommen rund 238'000 Reservisten. Für den Schutz der Landgrenzen verfügt Finnland unter anderem über etwa 100 Kampfpanzer von Typ Leopard 2A6 sowie Hunderte Artilleriegeschütze. Mit Blick auf Russland ist der Dreh- und Angelpunkt seiner militärischen Macht eine grosse, gut ausgebildete Reservearmee. Diese wird durch die Wehrpflicht aufrechterhalten, ein System, das in den meisten anderen europäischen Ländern abgeschafft wurde.

Die Luftwaffe

Insgesamt besitzt Finnland schon jetzt 166 Flugzeuge, davon 62 Kampfjets, in seiner Luftflotte. Was sich im Vergleich zu den 20'633 Flugzeugen und 3398 Kampffliegern der Nato erstmal nach wenig anhört, erweitert aber den westlichen Vorsprung zu Russland nochmals. Dieses kann lediglich mit 773, laut Statista-Zahlen von 2022. Wie der Krieg diese Zahlen verändert hat, ist noch unklar.

Finnland investiert derzeit in mehr als 60 hochmoderne Kampfjets vom Typ F-35. Die amerikanischen Jets werden bereits von einer Vielzahl Nato-Staaten benutzt. Eine Integration von Finnlands Luftwaffe, in die der Nato würde mit den F-35 sehr viel einfacher werden. Ausserdem kann Finnland wegen seiner Nähe zum russischen Luftraum, den es zum Teil bereits mit der Nato teilt, detaillierte Luftüberwachung betreiben.

Die Marine

Die finnische Marine hat drei Aufgaben im Zusammenhang mit der militärischen Verteidigung Finnlands: die Überwachung der Nato-Hoheitsgewässer, die Abwehr von Territorialverletzungen und Angriffen auf See sowie den Schutz der Seeverbindungen. Genau diese Aufgaben wird das Land wohl auch für die Nato an seiner Ostgrenze übernehmen.

Das einzige Problem: Finnland hat keine U-Boote. Hier ist Russland dem skandinavischen Land klar überlegen. Laut Global Firepower gehört Finnland aber trotzdem noch zu den 50 besten Marine-Nationen der Welt.

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