Boko Haram
IKRK warnt vor humanitärer Krise in Afrika wegen Boko-Haram-Gewalt

Genf – Die gesamte Region am Tschadsee in Zentralafrika wird laut IKRK durch eine grosse humanitäre Krise erschüttert. Mehr als eine Million Menschen sind wegen der Angriffe der islamistischen Terrormiliz Boko Haram vertrieben worden.
Publiziert: 10.03.2015 um 18:00 Uhr
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Aktualisiert: 08.10.2018 um 14:14 Uhr

Die Gewalt in Nigeria hat sich auf die Nachbarländer Tschad, Niger und Kamerun ausgebreitet, wo die Not der Betroffenen mit jedem Tag wächst. «Das ist eine grosse humanitäre Krise», sagte ein Sprecher des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK), Jean-Yves Clémenzo, am Dienstag in Genf.

Hunderttausende Menschen, die wegen der Gewalt vertrieben worden waren, suchen demnach Zuflucht in Städten wie Maiduguri, Yola und Gombe, im Nordosten Nigerias. Einige von ihnen fanden eine Bleibe in Schulen, öffentlichen Gebäuden und Flüchtlingslagern. Andere sind bei Verwandten oder Gastfamilien untergekommen, die selber bereits in äusserst prekären Verhältnissen leben.

«Viele der betroffenen Menschen im Nordosten Nigerias haben Hunderte von Kilometern zurückgelegt, um in sicheres Gebiet zu gelangen und kämpfen nun um ihr Überleben», sagte Karl Mattli, Leiter der IKRK-Delegation im westafrikanischen Land. Die von den humanitären Organisationen geleistete Hilfe reiche nicht aus.

Die Mehrheit derjenigen, die in den vergangenen Wochen in Maiduguri, der Hauptstadt des Bundesstaates Borno, ankamen, war Hals über Kopf vor der Gewalt im rund 220 Kilometer entfernten Baga geflüchtet. «Sie hatten in der Regel kein Geld, um sich Lebensmittel oder andere Waren zu kaufen», sagte Janet Angelei, IKRK-Wirtschaftsspezialistin in Nigeria.

In Baga hatten sich Boko Haram und das nigerianische Militär zuletzt schwere Kämpfe geliefert. Die muslimischen Extremisten hatten Baga im Januar mit einem Grossangriff eingenommen und mehrere hundert Zivilisten getötet. Die Berichte hatten damals weltweit Entsetzen ausgelöst. Vor rund zwei Wochen vermeldete die nigerianische Armee die Rückeroberung der Stadt.

Der Mangel an sanitären Einrichtungen und die unzureichenden Möglichkeiten der Wasserspeicherung in den Flüchtlingslagern von Maiduguri haben zu einer Verbreitung schwerer Durchfallerkrankungen geführt. Das IKRK baute Latrinen und verbesserte den Zugang zu sauberem Wasser, indem es die Wasserspeicher in fünf Lagern vergrösserte.

Unzählige Familien wurden durch den Konflikt in verschiedene Richtungen zerstreut und viele Kinder von ihren Eltern getrennt. Immer mehr Kinder warteten darauf, ihre Eltern zu finden.

Das IKRK half den lokalen Behörden, den Zustand der Gesundheitszentren in Maiduguri zu verbessern und bildete Pflegepersonal aus. Mehr als 100'000 Patienten erhalten laut IKRK jetzt eine bessere Gesundheitsversorgung.

Das IKRK leistete auch medizinische Versorgung in verschiedenen Spitälern in Potiskum, Damaturu und Maiduguri , um Opfer von Bombenexplosionen und Gefechten der letzten Monate in der Region zu pflegen.

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