Boris Johnson wird ausgerechnet Aussenminister und MI-6-Chef
James Blond – im Auftrag Ihrer Mayestät

Völlig unerwartet ernannte die neue britische Premierministerin Theresa May den Brexit-Befürworter Boris Johnson gestern zum Aussenminister. Mit dieser Entscheidung sorgt sie für Verwirrung – und Gelächter.
Publiziert: 14.07.2016 um 16:47 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2018 um 16:01 Uhr
Boris Johnson ist nun auch Chef des britischen Geheimdienstes MI-6.
Foto: Keystone
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Der ehemalige Londoner Bürgermeister ging bei der Brexit-Entscheidung als Sieger hervor – machte sich dann aber vom Acker: Die Ausführung des EU-Austritts wollte er anderen überlassen (BLICK berichtete). Theresa May ernannte ihn gestern zum Aussenminister. So muss er nun trotzdem seinen Teil zur Brexit-Durchführung leisten. Sein neuer Job ist einer der wichtigsten in der britischen Regierung. Er übernimmt sogar die Leitung des britischen Geheimdiensts MI-6 – und wird damit Chef von allen britischen James Bonds.

Seine Verhandlungspartner kennen ihn bereits durch seine Faux-pas

Wichtig macht seinen Posten auch die diplomatische Tätigkeit. Viele seiner zukünftigen Verhandlungspartner kennen ihn jedoch bereits: Er hat sie wenige Monate zuvor noch öffentlich beleidigt.

So verfasste Johnson beispielsweise ein ganzes Gedicht über den türkischen Präsidenten. Darin geht es vor allem darum, wie Recep Tayyip Erdogan Sex mit einer Ziege hat. Laut «The Guardian» bezeichnete der neue Aussenminister den US-Präsidenten Barack Obama als «Teil-Kenyaner», der eine «angestammte Antipathie gegen Grossbritannien» hege.

In einer Zeitungskolumne im «Telegraph» beschreibt Boris Johnson die US-Präsidentschaftskandidatin Hillary Clinton im Detail: «Sie hat gebleichtes, blondes Haar und einen Schmollmund, und einen stählernen, blauen Starr-Blick, wie eine sadistische Krankenschwester in einer Psychiatrie». Laut Johnson ist die schottische Ministerin Nicola Sturgeon ein «gefrässiges Wiesel».

Boris Johnson rammt einen 10-jährigen Bub beim Rugbyspiel in Tokyo im Oktober 2015.
Foto: Stefan Rousseau

Bekannt ist er auch für seine Aussetzer bei Auftritten im Ausland: Als er in Japan weilte, spielte er an einem Rugby-Match in Tokio mit. Der korpulente Mann rammte dabei einen 10-jährigen Bub um – vor laufender Kamera.

Die Welt schwankt zwischen Verzweiflung und Amüsement

Die Entscheidung der neuen Premierministerin May Boris Johnson als diplomatische Vertretung einzusetzen, scheint sogar für ihn selbst eine Überraschung zu sein. Bei seiner Stellungnahme dankte er vor den Kameras für die Chance – wirkte dabei aber zerstreuter und zerzauster als sonst noch.

Überrascht war auch der Rest der Welt. Die Reaktion im Netz schwanken zwischen amüsiert und verzweifelt. «Ich wünschte, das wäre ein Witz, aber ich fürchte nicht. Exit nach Exit», twittert Carl Bildt, der ehemalige Premierminister von Schweden. Der Journalist Robert Wright und ein schottischer Comedian prophezeien die ersten Amtshandlungen von Johnson als neuer Aussenminister.

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Die «Daily Mirror» entschuldigt sich heute Morgen auf ihrer Frontpage sogar bei der Welt für den neuen Aussenminister: «Liebe Welt... Sorry».

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Johnsons Einsetzung als Aussenminister ist nicht die einzige Veränderung, die May gestern bekannt gab. Auch der Schatzkanzler George Osborne wird ausgetauscht. Am selben Abend vernimmt er, dass seine Dienste nicht länger benötigt werden. Der bisherige Aussenminister Philip Hammond wird ihn ersetzten.

Ein neuer Minister kümmert sich um den Brexit

Die neue Premierministerin Theresa May hält nach ihrem Einzug in die Downing Street 10 eine Rede.
Foto: imago stock&people

Theresa May schuf für die Durchführung des Brexit einen komplett neuen Job: Diese schwierige Mission als «Minister für den Austritt aus der Europäischen Union» wird David Davis übernehmen. Er setzte sich auch im Vorfeld für den Ausstieg aus der EU ein.

Vorsteher des neu gegründeten Handelsministerium wird Liam Fox. Innenministerin wird Amber Rudd, die bisher Energieministerin war, Michael Fallon bleibt Verteidigungsminister. Es zeigt sich: May hält ihr Wort und setzt sowohl Brexit Gegner, als auch Befürworter ein.

David Cameron mit seiner Frau Samantha Cameron und ihren Kindern Elwen,Nancy und Florence als sie zu ihrem neuen Zuhause aufbrechen.
Foto: imago stock&people

Mit Mays Neubesetzung des Kabinetts, ist David Camerons Zeit endgültig vorbei. «Es war für mich die grösste Ehre meines Lebens unserem Land als Premierminister die letzten sechs Jahre zu dienen», sagt er in seiner Abschiedsrede. «Mein einziger Wunsch ist, dass der Erfolg für dieses grandiose Land, dass ich so sehr liebe, anhält.» (kra)

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