Aussen rechts gewinnt – SPD geschlagen
Deutschland ist erschüttert!

Die Bundestagswahl in Deutschland resultierte in einem politischen Erdbeben. Während die grossen Regierungsparteien massive Verluste einfuhren, jubeln die Kleinen – allen voran die AfD.
Publiziert: 25.09.2017 um 00:02 Uhr
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Aktualisiert: 24.10.2018 um 16:56 Uhr
Lea Hartmann

Sie ist zwar Siegerin, Grund zum Feiern hat die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel (63) aber keineswegs. Das Ergebnis der gestrigen Bundestagswahl in Deutschland ist eine schallende Ohrfeige für ihre CDU/CSU und den Koalitionspartner SPD. Mit rund 33 Prozent der Stimmen fahren die Christdemokraten einen Verlust von rund neun Prozent ein – eines der schlechtesten Ergebnisse in der Geschichte der Partei.

Und auch die SPD muss eine historische Niederlage verkraften. Gerade 20,5 Prozent der Stimmen konnten die Sozialdemokraten mit Spitzenkandidat Martin Schulz (61) auf sich vereinen. Der Wahlkampf, der mit einem wahren Hype um den ehemaligen Europapolitiker äusserst vielversprechend begonnen hatte, endete für die Partei im Debakel. Es sei ein «schwerer und bitterer Tag für die deutsche Sozialdemokratie», resümierte der Verlierer.

Mit dem überaus deutlichen Resultat bleibt in der deutschen Parteilandschaft kaum ein Stein auf dem anderen. Während den grossen Regierungsparteien die Wähler davonlaufen, jubeln die Kleinen – allen voran die rechtsextreme Alternative für Deutschland (AfD). Sie zieht mit 12,6 Prozent in den Bundestag ein und wird damit zur drittstärksten Partei. Ein Traumergebnis für Alexander Gauland (76). «Wir werden die Regierung vor uns hertreiben», kündigte der AfD-Spitzenkandidat triumphierend an.

Grund zum Feiern hatte auch die FDP. Nachdem sie bei den Wahlen 2013 an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert war, schaffte sie nun mit 10,7 Prozent wieder den Einzug ins Parlament. Grüne und Linke holten jeweils rund neun Prozent der Stimmen. 

Bereits wenige Minuten nach Bekanntwerden der ersten Hochrechnungen zog die SPD aus dem Wahldebakel Konsequenzen. Kanzlerkandidat Martin Schulz kündigte den Gang der Partei in die Opposition an. «Wir waren und sind uns alle einig, diesen Schritt nun zu gehen», sagte er am Abend vor SPD-Anhängern.

Kämpferisch gab sich auch Merkel. «Natürlich haben wir uns ein besseres Ergebnis erhofft», sagte die Kanzlerin. Dennoch habe man als stärkste Partei nun den Auftrag, eine Regierung zu bilden. Mit der Absage der SPD bleibt ihr dafür nur eine einzige Option: eine sogenannte Jamaika-Koalition zusammen mit FDP und Grünen. Ein solches Bündnis wäre eine Premiere auf Bundesebene. Ob es tatsächlich zustandekommt, ist aufgrund der teilweise diametral auseinanderdriftenden politischen Positionen der Parteien alles andere als sicher. Die Alternative wären Neuwahlen.

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