Cohen gibt Lügen in der Russland-Affäre zu – Enthüllung schockt Washington
Trump Organization wollte Putin Penthouse schenken

Donald Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen gab am Donnerstag zu, in der Russland-Affäre den US-Kongress mehrfach belogen zu haben. Kurze Zeit später platzte die nächste Bombe: Trumps Familienunternehmen wollte Putin eine 50 Millionen teure Penthouse-Wohnung schenken.
Publiziert: 30.11.2018 um 04:20 Uhr
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Aktualisiert: 30.11.2018 um 08:24 Uhr
Donald Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen gab am Donnerstag vor Gericht zu, den US-Kongress mehrfach angelogen zu haben, um Trumps Präsidentschaftskampagne zu beschützen.
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Nicola Imfeld, San Diego

Paukenschlag in der Russland-Affäre: Donald Trumps Ex-Anwalt Michael Cohen bekannte sich am Donnerstag schuldig, den US-Kongress mehrfach angelogen zu haben, um Trumps Präsidentschaftskampagne zu schützen.

Konkret geht es um die Pläne eines «Trump Towers» in der russischen Hauptstadt Moskau. Cohen sagte den Senatoren und Abgeordneten im vergangenen Jahr, dass das Projekt im Januar 2016 verworfen worden war – also Monate bevor Donald Trump zum offiziellen Präsidentschaftskandidat der Republikaner wurde. 

Doch jetzt die Kehrtwende: Cohen gab gegenüber Sonderermittler Robert Mueller zu, dass die Pläne bis Mitte Juni 2016 im Raum standen. Zu jenem Zeitpunkt kristallisierte sich Trump als offizieller Präsidentschaftskandidat der Republikaner heraus. Auch seien die Kontakte zu den Russen und die Briefings mit Trump zum Projekt viel häufiger und intensiver gewesen, als er zuvor behauptet hatte, so Cohen. 

Kontakte zu Vertrauten von Putin

Die «New York Times» hat nun unter Berufung auf Insider weitere Details publiziert: Um Trumps lange gehegten Traum vom eigenen Wolkenkratzer in der russischen Hauptstadt zu verwirklichen, spannte Cohen mit Felix Sater zusammen, einem ehemaligen Berater von Trumps Familienunternehmen. Sater soll bei Evgeny Shmykov angeklopft haben, einem ehemaligen russischen Geheimdienstmitarbeiter. Er sollte helfen, die nötigen Einreisepapiere für Cohen und Trump zu beschaffen, so die US-Zeitung. 

Monatelang sollen Cohen, Sater und Shmykov am Deal gearbeitet haben. Sie sprachen mit Vertrauten von Wladimir Putin, mit russischen Bankern und Immobilienentwicklern. Erst als im Juni 2016 Anschuldigungen über eine russische Wahlkampfeinmischung laut wurden, wurde das Projekt begraben. Trump und Cohen reisten nie nach Moskau.

Das luxuriöse Geschenk an Wladimir Putin

Doch damit nicht genug: Nach Bekanntwerden von Michael Cohens Geständnis am Donnerstagmittag legte Investigativjournalist und Pulitzer-Preisträger Anthony Cormier nach. Er veröffentlichte auf «BuzzFeed» seine Recherchen zum «Trump Tower» in Moskau. Demnach soll die Trump Organization geplant haben, Russlands Präsidenten Wladimir Putin eine 50 Millionen Dollar teure Penthouse-Wohnung zu schenken. Es wäre das luxuriöseste Objekt des Wolkenkratzers gewesen. 

Zwei US-Ermittler sagten gegenüber «BuzzFeed», dass Cohen die Idee mit Dmitri Peskow, Putins Pressesprecher, diskutiert hatte. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht klar, ob Donald Trump über die Geschenk-Pläne seiner damaligen Angestellten informiert wurde. Allerdings sagte Cohen am Donnerstag vor Gericht aus, dass er Trump und seine Familie regelmässig über die Verhandlungen informierte – ohne spezifischer zu werden. 

Sater bestätigt geplantes Geschenk an Putin

Trumps Ex-Berater Felix Sater bestätigte auf Anfrage des Nachrichtenportals die Recherchen. Für das Geschenk an Putin gab er geschäftliche Interessen an. «In Russland würden sich die Oligarchen nach hinten beugen, um im selben Gebäude wie Putin zu leben», lässt sich Sater zitieren. «Meine Idee war, Putin ein 50 Millionen Dollar teures Penthouse zu geben und 250 Millionen Dollar mehr für den Rest der Einheiten zu verlangen. Alle Oligarchen würden sich zusammenschliessen, um im selben Gebäude wie Putin zu wohnen.»

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Cohen wollte sich zu den Recherchen nicht äussern. Auch das Unternehmen des US-Präsidenten verweigerte eine Stellungnahme, wie auch ein Sprecher des Kreml. 

Trump äusserte sich jedoch am Mittag nach Cohens Geständnis vor seinem Abflug zum G20-Gipfel in Argentinien. Er gab an, dass er die Pläne zum «Trump Tower» in Moskau in der Hinterhand hatte behalten wollen. «Es gab eine gute Chance, dass ich nicht gewonnen hätte. In diesem Fall wäre ich wieder ins Geschäft eingestiegen, und warum sollte ich viele Möglichkeiten verlieren?» 

In Washington brodelt es

Die Enthüllung, dass Vertreter von Trumps Familienunternehmen planten, auf dem Höhepunkt der Präsidentschaftskampagne direkte finanzielle Verbindungen mit Wladimir Putin herzustellen, wirft neue Fragen über das Verhältnis von Trump zum Kreml auf. Und in Washington geht derzeit das Gerücht um, dass Sonderermittler Robert Mueller bald neue Klagen im Zusammenhang mit der Russland-Affäre bekanntgeben könnte. 

Inwiefern die neuen Enthüllungen und Cohens Geständnis Trump schaden, ist schwer abzuschätzen. Klar ist: Trumps Ex-Anwalt kooperiert vollumfänglich mit dem Sonderermittler, das hat Cohen am Donnerstag vor Gericht nochmals unterstrichen. Für Donald Trump könnten es eine ungemütliche Adventszeit werden.

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