Das meint BLICK
Trump hat es vermasselt, das Land zu vereinen

Donald Trump ist nicht Schuld an den Attentaten eines einzelnen Bürgers. Die Paketbomben sind aber die Folge seiner Rhetorik, mit der er die USA seit Beginn des Wahlkampfs 2016 in zwei politische Lager spaltet.
Publiziert: 27.10.2018 um 04:06 Uhr
|
Aktualisiert: 04.11.2018 um 10:53 Uhr
Nicola Imfeld, San Diego

Cesar Sayoc hat diese Woche Paketbomben an mehrere US-Demokraten und an den Fernsehsender CNN verschickt und damit eine nationale Krise ausgelöst. Der 54-Jährige ist eingeschriebenes Parteimitglied der Republikaner. Sein Kleinbus ist «geschmückt» mit Bildern von US-Präsident Donald Trump, dessen Vizepräsident Mike Pence und einem Aufkleber mit der Aufschrift «CNN ist zum Kotzen». 

Nein, Donald Trump ist nicht für die Tat eines einzelnen Bürgers schuld. Die Attentate auf Barack Obama, Hillary Clinton und Co. sind aber die Folge seiner Rhetorik, mit der er die USA seit Beginn des Wahlkampfs 2016 in zwei politische Lager spaltet: in Republikaner und «die Feinde des amerikanischen Volkes» aka Demokraten und Medien. 

Trump hat sich in dieser Woche die grosse Chance geboten, das Land zu vereinen. Seine Reaktion am Mittwoch, als er die Attentate in einer ersten Stellungnahme aufs Schärfste verurteilte und gelobte, man müsse «zusammenkommen und eine ganz klare Botschaft senden», liessen hoffen. Es sind jene Worte, die man sich von einem Präsidenten in einer nationalen Krise wünscht. Doch zerstörte er die Hoffnung nur Stunden später, als er am selben Abend den Medien für die Taten eine Teilschuld gab. 

Die USA wäre wohl mit jedem anderen Präsidenten gestärkt aus dieser Woche hervorgegangen. Mit Trump ist das Land nach der Paketbomben-Krise gespaltener als je zuvor.

Am Freitag, nachdem der Verdächtige Cesar Sayoc in Florida festgenommen wurde, ging Trump bei seinem Wahlkampfauftritt in North Carolina wieder zum Angriff über. Er prügelte vor seinen fanatischen Anhängern wie gewohnt auf Demokraten ein und attackierte die unliebsamen «Fake-News-Medien».

Die Krise war für ihn von Anfang an nur eine lästige Pflichtaufgabe vor den anstehenden Halbzeitwahlen. Dies unterstrich Trump in einem Tweet am Freitagmorgen, als er von «Bomben-Zeugs» schwadronierte und seine Sorgen zum Ausdruck brach, dass sich das republikanische «Momentum» vor den Midterms verlangsamt habe. 

Und als er letztlich kurz vor dem Wochenende von Reportern gefragt wurde, ob er Obama und Hillary anrufen würde, sagte Trump nur: «Ich denke, da werde ich passen.» Oder mit anderen Worten: Er will nicht einmal das absolute Minimum tun, was von einem Präsidenten erwartet werden kann: mit jenen Menschen sprechen, die von den erschreckenden Attentaten betroffen sind.

Die USA wäre wohl mit jedem anderen Präsidenten gestärkt aus dieser Woche hervorgegangen. Mit Donald Trump ist das Land nach der Paketbomben-Krise gespaltener als je zuvor.

Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?