Das passierte am Freitag in der Ukraine
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Kampf um Kiew:Das passierte am Freitag in der Ukraine

Das war der zweite Tag von Putins Krieg
Die Schlacht um Kiew

Die russische Armee ist in die ukrainische Hauptstadt vorgedrungen, es gibt bereits Hunderte Tote und Verletzte. Nun will Putin offenbar verhandeln.
Publiziert: 26.02.2022 um 00:26 Uhr
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Aktualisiert: 26.02.2022 um 08:30 Uhr
Fabienne Kinzelmann

Keller, Metro-Stationen, Luftschutzbunker: Hier begann für Tausende Menschen in Kiew und anderen Städten der Freitag, Tag zwei von Putins Krieg. Oberirdisch heulten die Luftschutzsirenen, Beschüsse und Raketenangriffe dauerten bis in die Morgenstunden.

Dann rollten die Panzer ein. «Das letzte Mal, dass unsere Hauptstadt so etwas erlebte, war 1941, als sie von Nazideutschland angegriffen wurde», sagte der ukrainische Aussenminister. Russlands Präsident Wladimir Putin (69) gab sich nicht mal mehr die Mühe, seine Attacken nach irgendetwas anderem aussehen zu lassen als das, was sie sind: der Versuch, die Ukraine unter seine Kontrolle zu bringen.

Die Ukrainerinnen und Ukrainer, ebenso wie die meisten westlichen Journalistinnen und Journalisten verliessen Kiew. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen sind im 42-Millionen-Einwohner-Land schon 100'000 Menschen auf der Flucht. Die UN rechnen mit bis zu vier Millionen Flüchtlingen, sollte sich die Situation weiter verschlechtern.

Will um sein Land kämpfen: Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski in einem am Freitag veröffentlichten Video.
Foto: AFP
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Wer nicht flieht, kämpft. Bereits am Tag zuvor hatte der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (41) jedem, der wolle, Waffen versprochen. Das Verteidigungsministerium forderte die Bevölkerung auf, Molotow-Cocktails zum Kampf vorzubereiten. Die Nationalgarde veröffentlichte gar eine Bauanleitung. Putin wiederum rief die ukrainische Armee zum Kampf gegen die eigene Regierung auf: «Nehmt die Macht in eure eigenen Hände!»

EU-Chefin: «Putin muss und wird scheitern»

Die Schlacht um die Ukraine und besonders um Kiew forderte bereits Hunderte Tote. Wie hoch die Verluste auf beiden Seiten bereits sind, ist noch unklar. Informationen lassen sich kaum unabhängig prüfen.

Die ukrainischen Streitkräfte haben Russland nach eigenen Angaben bereits schwere Verluste zugefügt. Bisher hätten die einrückenden Truppen 2800 Soldaten «verloren», teilte das Verteidigungsministerium in Kiew am Freitagnachmittag mit. Dabei war unklar, ob es sich um getötete, verwundete oder gefangene Soldaten handelt. Nach eigenen Angaben hat Russland keine nennenswerten Verluste erlitten.

EU und USA hoffen, Putin mit schweren Wirtschaftsstrafen Einhalt gebieten zu können. «Putin muss und wird scheitern», sagte EU-Chefin Ursula von der Leyen (63), nachdem sich die Mitgliedstaaten in der Nacht auf weitreichende Sanktionen geeinigt hatten. «Wir treffen das System Putin dort, wo es getroffen werden muss, eben nicht nur wirtschaftlich und finanziell, sondern in seinem Machtkern», sagte die deutsche Aussenministerin Annalena Baerbock (41). «Das wird Russland ruinieren.» Russland wurde ausserdem aus dem Europarat ausgeschlossen.

Putin will nun offenbar verhandeln

Die militärische Hilfe ist derweil dünn. Soldaten werden Nato und USA nicht schicken. Und selbst die 5000 Schutzhelme aus Deutschland wurden offenbar noch nicht geliefert.

Unklar ist jedoch, wie der Westen reagiert, sollte sich der Krieg ausweiten. Die Webseite «Navy Lookout» berichtete am Freitagabend über zwei nicht-ukrainische Handelsschiffe, die im Schwarzen Meer offenbar unabsichtlich von russischen Raketen getroffen wurden.

Ein erster kleiner Lichtblick: Nachdem Selenski zweimal darum gebeten hatte, machte Russland der Ukraine am Freitag laut Kreml ein Angebot für mögliche Friedensverhandlungen «über die Neutralität der Ukraine» in der belarussischen Hauptstadt Minsk. In seiner Mitteilung anerkannte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow auch Selenski als Präsidenten der Ukraine: «Natürlich, ja. (...) Er ist der Präsident der Ukraine.» Wie lange er es bleiben wird, ist jedoch offen.

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