Der «Blonde» (20) ist Asylbewerber aus dem Kongo
Er führte die «Bestien von Rimini» an

Erst schändeten sie eine polnische Touristin, schlugen ihren Verlobten krankenhausreif. Dann missbrauchte die Vierer-Bande in Rimini eine Prostituierte. Jetzt wurde auch der Anführer der Vergewaltiger gefasst.
Publiziert: 04.09.2017 um 15:29 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 01:12 Uhr
Guerlin B. (20): der Boss der Vergewaltigerbande von Rimini wurde «der Blonde» genannt.
Foto: AP / MANUEL MIGLIORINI
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Myrte Müller

Die Partylaune ist dahin. Auch die spätsommerlichen Sonnentage kann am Sandstrand von Miramare kaum noch jemand geniessen. Zehn Tage nach den brutalen Vergewaltigungen (BLICK berichtete) überschattet die extreme Gewalt das Urlaubsparadies Rimini. 

Margherita (15) und ihre Freundinnen stehen noch immer unter Schock. Sie kennen die Täter. Die Jungs im Alter zwischen 15 und 20 Jahren zählen zu ihrer Clique. «Der Jüngste war der Brutalste», erzählen die Mädchen der italienischen Zeitung «La Repubblica». Sie sagen: «K. machte uns Angst. Er war ein Psychopath, sprach vom Töten und Vergewaltigen. Doch uns hat er immer wie Schwestern behandelt.»

Was am Samstagmorgen, 26. August passierte, hätten sich Margherita, Hiba (15) und Irene (15) nie träumen lassen. Ihre Kumpels, das Brüderpaar K. (15) und M. (17), L. (16) aus Nigeria und der Älteste, Guerlin B. (20) aus dem Kongo, ein afrikanischer Asylbewerber, werden zu den meistgesuchten Gewalttätern der italienischen Küstenstadt. Guerlin B. nennen sie spasseshalber den «Blonden».

Ihre Kumpels sind die Vergewaltiger

Der Horror beginnt kurz vor 4 Uhr. Ein polnisches Pärchen spaziert am Wasser entlang. Es ist ihr letzter Urlaubstag an der Adria. Er soll romantisch ausklingen. Da stellen sich ihm vier junge Männer in den Weg.

Die Frau (24) wird zwischen die Pedalos am Strand gezerrt und der Reihe nach von ihren Peinigern vergewaltigt. Den Freund (26) prügelt die Bande bis zur Bewusstlosigkeit. 

Die Bande zieht weiter, trifft auf eine transsexuelle Prostituierte (42). Auch die Peruanerin wird mehrfach vergewaltigt und verletzt am Strassenrand liegen gelassen.

Vater (51) erkennt seine Söhne auf Überwachungsvideo

Die Jagd auf die Täter beginnt. Aufnahmen der Videoüberwachung führen auf die Spur der Vergewaltiger. Gut zu sehen sind die Brüder aus Marokko. Der Vater (51) erkennt sie auf den veröffentlichten Fahndungsfotos.

«Mein ältester Sohn M. (17) hat mir unter Tränen gestanden, dass sie dabei waren. Da habe ich sofort die Polizei angerufen», erzählt der Mann dem Nachrichtenportal Altarimini.it. Am Samstag, eine Woche nach den Sex-Attacken, bringt der Marokkaner seine zwei Söhne aufs Revier nach Vallefoglia bei Rimini. 

Im Verhör taucht ein dritter Name auf. Der Nigerianer L. (16) wird verhaftet. Die Minderjährigen kommen in Jugendhaft nach Bologna (I). Der Bandenchef ist noch auf der Flucht. Er will nach Frankreich, vermuten die Ermittler. Sein Handy wird geortet. 

Bandenchef auf Regionalzug verhaftet

Am Sonntag um 5.40 Uhr klicken auch für den Schwarzafrikaner die Handschellen. Er sitzt im Regionalzug Richtung Norden. Mit Gepäck. Aber ohne Fahrkarte. In der Tasche finden die Carabinieri ein Messer und drei Armbanduhren. Eine gehört dem zusammengeschlagenen Polen. 

Guerlin B. war 2015 mit dem Flüchtlingsboot über Lampedusa nach Italien gekommen. Er wollte Asyl. Der Mann aus dem Kongo belegte einen Kellner-Kurs, arbeitete zeitweise in einem Restaurant. Er trug Marken-Klamotten, hatte immer Geld dabei. 

Der Asylbewerber dementiert, mit den Vergewaltigungen etwas zu tun gehabt zu haben. Doch laut «Il Mattino» belasten seine Komplizen ihn schwer. «Er hat uns in jener Nacht gesagt, was wir tun sollen», erzählen seine Freunde auf dem Präsidium.

Ruf nach Todesstrafe wird laut

Bolognas Jugendstaatsanwältin Silvia Marzocchi spricht von «wiederholten, abscheulichen und brutalen Gewalttaten». Während Politiker wie Ex-Premier Matteo Renzi und Justizminister Andrea Orlando hoffen, dass die Täter mit der ganzen Härte des Gesetzes verurteilt werden, feuert Lega-Chef Matteo Salvini den mittlerweile entbrannten Volkszorn im Lande an. 

Hier helfe nur noch die chemische Kastration, fordert der rechte Politiker. Geht es nach ihm, sollten alle Täter heimgeschickt werden. Egal ob minder- oder volljährig. Der polnische Vize-Justizminister Patryk Jaki forderte via Twitter etwa: «Für solche Bastarde müsste nicht nur die Todesstrafe, sondern auch die Folter wiedereingeführt werden.» Zudem äusserte er den Wunsch, dass Italien die vier Straftäter an Polen überstellt.

Innerhalb von wenigen Stunden nach der Verhaftung spiegeln die Hunderten von hasserfüllten Posts auf der Facebookseite von Guerlin B. die Stimmung in Italien wider. «Schliesst die Asylheime», «schickt alle Flüchtlinge zurück!» Sogar der Ruf nach der Todesstrafe wird laut.

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