Der Impf-Meister der EU könnte das neue Ferienparadies werden
Wird Malta das neue Mallorca?

Malta freut sich auf den Sommer. Schon im Juni will die Regierung grosszügig öffnen – und Mallorca die britischen Touristen abjagen.
Publiziert: 05.04.2021 um 12:36 Uhr
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Aktualisiert: 24.04.2021 um 21:31 Uhr
Fabienne Kinzelmann

Malta ist eine Insel. Nicht nur geografisch, sondern auch in Sachen Corona-Impfung: Rund 42 Dosen wurden pro 100 Einwohnern bereits verteilt, mindestens 11,6 Prozent der Bevölkerung sind bereits vollständig geimpft – damit ist das kleinste Land im Klub der 27 EU-Länder absoluter Spitzenreiter.

Zum Vergleich: Selbst das rasend schnell impfende Ex-EU-Mitglied Grossbritannien und Ungarn, das als einziges EU-Land auch den russischen Impfstoff Sputnik V verteilt, sind jeweils erst bei 7,7 Prozent vollständig Geimpften.

Kein Wunder, denkt Malta bereits an den Sommer! Schon im Juni will die Insel grossflächig für Touristen aufmachen. Das kündigte Tourismusminister Clayton Bartolo (33) kurz vor Ostern an. Sein Plan: Vollständig geimpfte Flug- und Schiffspassagiere dürfen mit einem Nachweis einfach einreisen – nicht geimpfte Touristen benötigen wie bisher einen negativen PCR-Test.

Keiner impft schneller als Malta. Strömen jetzt Touristen nach Valetta?
Foto: Getty Images
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Mit einem 20-Millionen-Euro-Paket will Bartolo den Tourismus für die Saison fit machen. Im Fokus stehen Outdoor-Aktivitäten: Geld gibts für einen kräftigen Neustart im Sport- und Tauchtourismus, für Sprachschulen, Sehenswürdigkeiten, Langzeittourismus und Reiseveranstalter. Vorgesehen ist ausserdem eine Reserve für Veranstaltungen und Festivals.

Kampfansage an Mallorca

Und Tourismusminister Bartolo verkündete stolz: Eine extra Werbekampagne soll zeigen, «dass Malta ein ideales Land ist, in das man kommen kann und wo die Massnahmen respektiert werden».

Besonders gross fahren will Malta die Werbung in Grossbritannien. Denn dort dürfte es wegen der schnellen Impfkampagne der britischen Regierung bis Juni die meisten vollständig Geimpften geben.

Mallorca dürfte das nicht freuen. Die spanische Insel ist eine der beliebtesten Ferieninseln der Briten.

Das müssen Schweizer Touristen wissen

Wie auf Mallorca gehört die Tourismusbranche auch auf Malta zu den wichtigsten Wirtschaftszweigen. Im Jahr 2019 kamen auf 500'000 Einwohner rund 2,7 Millionen Feriengäste aus dem Ausland. Im Zuge der Corona-Pandemie brachen Malta vergangenes Jahr mehr als 70 Prozent der Flugverbindungen ins Ausland weg – mit entsprechenden Folgen für die Wirtschaft.

Im Sommer werden insgesamt 18 Fluggesellschaften Malta anfliegen. Aus der Schweiz sind aktuell etwa Direktverbindungen mit Air Malta und der Swiss buchbar. Allerdings sind mindestens noch bis zum 11. April Hotels, Restaurants und Touristenattraktionen geschlossen.

Malta ist dankbar für EU-Impfstrategie

Der maltesische Gesundheitsminister Chris Fearne (58) lobte übrigens ausdrücklich die Impf-Strategie und den gemeinsamen Impfstoff-Einkauf mit den anderen EU-Ländern.

«Wenn wir diese gemeinsame Beschaffung nicht gehabt hätten, würden die europäischen Länder gegeneinander um den Zugang zum Impfstoff konkurrieren. Ich denke, dies war eine äussert wichtiger Schritt», sagte er zu «Euronews».

Zum schnellen Impffortschritt trug dann ein grosszügiger Einkauf und eine schnelle Verteilung bei. Valetta entschied sich, so viele Impfstoffe wie möglich zu kaufen. Andere EU-Länder nahmen nicht bei allen Impfstoffen ihre bevölkerungsbezogene Zuteilung an und setzen zum Beispiel verstärkt auf den günstigeren und logistisch einfacheren Astrazeneca-Impfstoff, bei dem es aktuell massive Lieferprobleme gibt.

Mit Blick auf die EU sagte er, das etwas langsamere Impftempo im Vergleich zu Grossbritannien etwa sei «auf lange Sicht irrelevant». «Ich denke, wir haben sehr gute Arbeit geleistet, um sicherzustellen, dass alle EU-Bürger Zugang zu Impfstoff haben und ich glaube, wir sind in einer guten Position.» Innerhalb der EU ist Malta aktuell auf jeden Fall in der besten.

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