Schnell rein, schnell raus
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Sebastian Kurz zur Coronakrise:Schnell rein, schnell raus

Der Kurz-Kurs machte Österreich zum Vorbild – auch wenns Kritik gibt
Schnell rein, schnell raus

Bundeskanzler Sebastian Kurz ergriff in der Corona-Krise früh harte Massnahmen. Das bewährte sich. Doch es gibt auch Kritik.
Publiziert: 03.05.2020 um 20:26 Uhr
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Aktualisiert: 04.05.2020 um 14:24 Uhr
Fabienne Kinzelmann

Österreich gilt als Vorbild in der Corona-Krise. Vor sieben Wochen hatte Bundeskanzler Sebastian Kurz (33) die Alpenrepublik runtergefahren. Es gebe nur noch drei Gründe, das Haus zu verlassen, sagte er: Um zum Arbeitsplatz zu kommen, um notwendige Einkäufe zu machen und um anderen zu helfen. Für seinen harten Kurs gab es eine hohe Zustimmung in der Bevölkerung – und internationale Anerkennung.

Nun ist die Geduld der Österreicher erschöpft. Eine aktuelle Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup zeigt, dass nur noch gut jeder Zweite in Österreich Angst hat, sich mit dem Coronavirus anzustecken (54 Prozent). Ende März hatten 74 Prozent diese Sorge geäussert.

Seit Ostern prescht die Regierung mit den Corona-Lockerungen europaweit voran. Mit einer Maskenpflicht ging es los, seit Samstag sind alle Geschäfte und fast alle Dienstleister wieder offen. Am 15. Mai folgen die Restaurants, Ende Mai die Hotels.

Nie oben ohne: Kanzler Kurz tritt nur mit Maske auf.
Foto: imago
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Nur ein Drittel so viele Todesfälle wie die Schweiz

Die Zahlen erlauben die schrittweise Rückkehr zur Normalität. Nur noch 1759 aktive Infektionsfälle zählten die Behörden am Freitagmorgen. Nur 589 Menschen starben in Österreich an Covid-19 – in der bevölkerungsmässig gleich grossen Schweiz sind es dreimal so viel. Und die Zahl, von der alles abhängt, ist konstant niedrig: Seit Anfang April liegt der Reproduktionsfaktor bei unter 0,7 – ein Infizierter steckt also im Schnitt weniger als eine Person an.

Ein Erfolg für Bundeskanzler Sebastian Kurz, der die Krise zur Chefsache erklärt hat. Kurz, dessen Koalition mit der rechten FPÖ im vergangenen Jahr an der Ibiza-Affäre scheiterte, feiert mit der Corona-Krise gewissermassen sein Comeback. Täglich tritt er mit Vizekanzler, Gesundheitsminister und Innenminister vor die Kameras. Das «virologische Quartett» steht dabei hinter Plexiglasscheiben. Bei seinen öffentlichen Auftritten trägt der Kanzler Mundschutz.

Kurz plante offenbar «Angststrategie»

Doch am Kurz-Kurs gibts auch Kritik. Etwa für das Behördenversagen rund um den Corona-Hotspot Ischgl, von wo aus sich das Virus europaweit verbreitete. Und an der Alarm-Rhetorik des Kanzlers. Hätte die Regierung Mitte März nicht den Lockdown verkündet, hätte Österreich «bis zu 100'000 Tote» erleben können, sagte Kurz Anfang April – saubere wissenschaftliche Belege gab es für diese Behauptung nicht. Deutschlands Innenminister Horst Seehofer hält ausserdem wenig davon, dass Kurz Deutsche auffordert, im Sommer Ferien in Österreich zu machen. In der «Bild am Sonntag» sagt er: «Solange das Virus keinen Urlaub macht, müssen auch wir uns mit unseren Reiseplänen beschränken.»

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Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.

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