Der Syrer hat sich in Spanien zu wenig integriert
Fussballschule gibt Tret-Opfer den Schuh

Das Video entsetzte die Welt: Eine ungarische Kamerafrau stellte dem syrischen Flüchtling Osama Abdul Mohsen ein Bein. Für beide nahm das Schicksal eine unerwartete Wende.
Publiziert: 21.12.2016 um 20:50 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 18:30 Uhr
Kamerafrau tritt Flüchtlingskinder
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An ungarisch-serbischer Grenze:Kamerafrau tritt Flüchtlingskinder
Guido Felder

Es war am 8. September 2015, als in Ungarn 1300 Flüchtlinge eine Polizeisperre durchbrachen und über ein Feld rannten. Mittendrin: die ungarische Kamerafrau Petra Laszlo, die für das rechtsgerichtete Internetfernsehen N1TV die Szene festhielt.

Videoaufnahmen zeigen, wie Laszlo zuerst ein Mädchen kickt und später dem Syrer Osama Abdul Mohsen ein Bein stellt. Der rennende Mann, der seinen siebenjährigen Sohn Zaid trägt, stürzt (BLICK berichtete).

Arbeitete als Trainer in Spanien: Osama Abdul Mohsen (2. v. r.) mit Schulleiter Miguel Angel Galan sowie seinen Söhnen Zaid (l.) und Mohamed (r.).
Foto: Getty Images

Medien aus aller Welt berichteten darüber. N1TV entliess die Kamerafrau fristlos. Laszlo wurde beschimpft und bedroht.

Ohne Spanisch kein Job

Der angegriffene Flüchtling hingegen wurde mit Sympathiebekundungen überschüttet. Der ehemalige Fussballer und Trainer des mehrfachen syrischen Meisters Al-Fotuwa SC erhielt sogar einen Job in Spanien: Eine Fussballschule in Getafe bei Madrid stellte ihn als Trainer ein.

Doch seine Anstellung dauerte nicht lange. Die Schule war mit Mohsen nicht zufrieden. Grund: Mangelnde Integration! Schulleiter Miguel Angel Galan sagte in der Zeitung «El Confidencial», dass Mohsens «Schwierigkeiten», Spanisch zu lernen, seine Tätigkeit als Trainer erschwert haben.

Osama Abdul Mohsen mit seinem Sohn Zaid.

Die Fussballschule liess den einjährigen Vertrag auslaufen, gibt dem Syrer aber eine zweite Chance: Falls er bis Februar 2017 Spanisch gelernt habe, könne über eine Neuanstellung diskutiert werden.

Es ist nicht das erste Mal, dass Mohsen für Diskussionen sorgt. Die syrische Kurden-Partei PYD warf ihm nach dem Vorfall in Ungarn vor, vor seiner Flucht aus Syrien ein Mitglied der Dschihadisten-Organisation Al Nusra (heute Dschabhat Fatah al-Sham) gewesen zu sein. Mohsen bestreitet dies vehement.

Kamerafrau wird angeklagt

Kamerafrau Petra Laszlo wird wegen des Vorfalls in Ungarn vor Gericht gestellt, wie «hungarytoday.hu» schreibt. Die Oppositionsparteien Dialog für Ungarn und Demokratische Koalition hatten sie angezeigt.

Die Staatsanwaltschaft hält nach den Ermittlungen allerdings fest, dass Laszlo zwar gegen den Syrer gekickt, ihn aber nicht getroffen habe. Vielmehr habe Mohsen das Gleichgewicht verloren, als ihn ein Polizist habe zurückhalten wollen.

Petra Laszlo muss sich daher lediglich wegen Störung des öffentlichen Friedens verantworten.

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