Deutsche Bank fordert 300 Millionen
Wer will Trumps Schulden kaufen?

Die Deutsche Bank wollte mit Donald Trump das grosse Geschäft machen. Laut einem Experten bleibt sie aber vor allem auf seinen Schulden sitzen. Und Gebäude, die man pfänden könnte, sehen nur von aussen gut aus.
Publiziert: 12.11.2020 um 15:51 Uhr
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Aktualisiert: 13.11.2020 um 10:31 Uhr
Donald Trump ist bald nicht mehr Präsident. Nun kommen die Gläubiger zurück.
Foto: Getty Images
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Mit Donald Trump in die Teppich-Etage der US-Finanzwelt gelangen. Wo es sich UBS und Credit Suisse bereits gemütlich gemacht haben. Das war der Plan der Deutschen Bank, als sie sich vor knapp zwei Jahrzehnten entschied, Trump zu unterstützen. Rund zwei Milliarden Dollar lieh man ihm, seinen Firmen und Familienmitgliedern bis zu seiner Präsidentschaft 2016 und hatte damit wohl nicht wenig Anteil daran, dass es der Unternehmer ins Oval Office schaffte.

Doch während Trump von der Beziehung profitierte, sieht es für die Deutsche Bank anders aus, wie Bankenexperte David Enrich der «New York Times» erzählt. «Es ist sehr klar, dass Deutsche-Bank-Manager schon lange mehr als genug von Donald Trump haben.»

Schlagzeilen statt Kontakte

Statt Türen zu öffnen brachte Trump vor allem Schlagzeilen und Schulden in die Beziehung. Sogar der Finanzausschuss des US-Kongresses interessierte sich für Trumps Geschäfte mit der Bank. «Die Deutsche Bank hat enge Geschäftsbeziehungen zum Präsidenten. Sie haben mit ihm zusammengearbeitet, als das keine andere Bank mehr tat», sagt Enrich, der zu dem Thema ein Buch veröffentlicht hat.

Dafür dürfte die Bank nun büssen. Trump muss laut dem Experten in den nächsten vier Jahren rund 300 Millionen Dollar an Krediten begleichen. «Für die meisten davon hat er persönlich gebürgt», sagt Enrich. Kann Trump nicht zahlen, darf die Bank seine Besitztümer beschlagnahmen. Theoretisch.

Denn solange Donald Trump Präsident war, sass er gegenüber der Bank am längeren Hebel. Enrich: «Davor hatten sie immer Angst, dass der Fall eintreten könnte, dass sie in diese Situation kommen würden und Vermögen oder Eigentum vom Präsidenten der USA beschlagnahmen müssten.»

Trumps Abschied löst nicht alle Probleme

Mit Trumps unfreiwilligem Abschied aus dem Weissen Haus wird diese Aufgabe zwar weniger kompliziert, aber immer noch mühsam. Denn der Trump-Organisation gehören weltweit diverse Immobilien. Diese sind schön anzusehen von aussen, beispielsweise der schwarze Trump Tower an der Fifth Avenue in New York. Drinnen seien sie aber teilweise recht marode, behauptet Enrich.

Lange vorbei sind jedenfalls die Tage, als Berühmtheiten wie Michael Jackson, Johnny Carson oder Steven Spielberg im Trump Tower wohnten. Heutzutage ist dieser eher für ein Trump-Treffen mit einem russischen Anwalt bekannt, das in Robert Muellers Russland-Bericht dokumentiert wurde. Wie die «Welt» berichtete, sei das 36 Jahre alte Gebäude in eine Festung verwandelt worden, seit Trump die Präsidentschaft gewann. Es ist von Betonbarrieren umgeben, die beiden Haupteingänge sind teilweise versperrt. Modernisiert wurde es das letzte Mal vor sehr vielen Jahren. Entsprechend ist der Wert des Gebäudes stark gefallen, in Monopoly-Sprache vom Paradeplatz auf Stufe Thun-Hauptgasse.

Wer will Trump kaufen?

Ob die Bank ihr Geld wiederbekommt, ist daher fraglich. Arbeitsgruppen in der Deutschen Bank überlegen sich laut David Enrich bereits, wie sie den Spuk dieses Verhältnisses beenden können. Insider erzählen der «New York Times»: «Eine Idee ist, die Trump-Kredite einfach weiterzuverkaufen.» Dabei gibt es allerdings ein Problem: Jemand müsste sie auch kaufen. (vof)

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