Erneut ist in Deutschland eine Debatte zu Tempolimits auf den eigenen Autobahnen entzündet. Zum Groll des Deutschen Bundesverkehrsministeriums. Nun wollte die Behörde die Diskussion endgültig begraben – und leistete sich dabei eine peinliche Panne.
Auf Twitter schrieb sie im Namen ihres Vorsitzenden Andreas Scheuer: «Der Verkehr in Deutschland soll bestmöglich fliessen - nachts bei freier Fahrt und zu Stosszeiten, z.B. an Weihnachten. Daher wollen wir den Verkehr intelligent, digital & flexibel steuern - ohne Verbote.»
Werbefoto zeigt A3 bei Thalwil ZH
Die Argumentation illustrierte das Ministerium mit einem Foto einer Autobahn im Abendlicht. Blöd nur, dass das Bild in der Schweiz geknipst wurde.
Die Aufnahme zeigt einen Abschnitt der A3 entlang des Zürichsees. Ein blaues Schild am Strassenrand kündigt die Gemeinde Thalwil ZH an, in 1000 Metern. Wie auf allen Autobahnen hierzulande gilt also Tempolimit 120 km/h. Als Werbebild für die «freie Fahrt» ist das Foto entsprechend weniger geeignet.
«Läuft in der Schweiz bei Tempo 120»
Das fiel auch den Twitter-Nutzern auf. «Danke, dass Sie mit dem Foto zeigen, wie sinnvoll ein Tempolimit ist. Dieses Foto zeigt, dass man in der Schweiz mit Tempolimit 120 auch nachts sicher unterwegs ist», kommentiert einer.
Ein weiterer lobt neben den Strassen auch den Schweizer Zugverkehr: «Läuft in der Schweiz (Bild). Tempo 120. Der Bahnverkehr übrigens auch.»
Kleinlaut antwortete sich das Verkehrsministerium später: «Wie im Tweet-Text erwähnt, geht es uns um den Verkehrsfluss in Deutschland. Dass wir den Namen der Ausfahrt nicht beachtet haben, war ein Versehen.»
«Gegen jeden Menschenverstand»
Die deutschen Grünen waren es, die im Oktober 2019 eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/ auf Deutschen Autobahnen forderte. Der Vorschlag wurde im Bundestag regelrecht abgeschmettert. Jetzt brachte die SPD das Thema wieder auf den Tisch.
Verkehrsminister Scheuer (CSU) stellte sich schon damals entschieden gegen eine solche Regelung, bezeichnete sie als «gegen jeden Menschenverstand».
Auf die Twitter-Panne des Ministeriums schlussfolgert die deutsche Zeitung «Welt»: «Zumindest auf dem geposteten Foto kann man nicht erkennen, dass der Verkehrsfluss auf der Schweizer Autobahn 3 durch das Tempolimit beeinträchtigt wäre.» (hah)