Deutschland liefert 50 Stück in die Ukraine
Darum kommt es beim Gepard-Panzer auf die Munition an

Deutschland will 50 Gepardpanzer an die Ukraine liefern. Eigentlich eine gute Nachricht. Nur: Die Munition könnte Probleme machen. Es könnte sein, dass Deutschland zu wenig und die falsche Art schickt.
Publiziert: 09.06.2022 um 20:40 Uhr
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Aktualisiert: 11.06.2022 um 15:36 Uhr

Insgesamt 50 Flugabwehr-Panzer des Typs Gepard möchte die deutsche Bundesregierung in die Ukraine schicken. Diesen Monat sollen die ersten 15 Stück an der Front landen. Unter anderem Andrij Melnyk (46), der ukrainische Botschafter in Deutschland, zeigte sich erfreut darüber, endlich sei «Bewegung in die Sache» gekommen.

Zusammen mit der ersten Tranche an Fahrzeugen soll natürlich auch Munition geliefert werden – doch hier fängt das Problem an. Denn Munition ist nicht gleich Munition, wie Markus Richter, der bei der Bundeswehr viele Jahre bei der Heeresflugabwehr mit dem Gepard arbeitete und auch Soldaten dafür ausbildete, gegenüber dem «Spiegel» erklärt.

Über die Art der Munition, die Deutschland an die Ukraine liefern möchte, ist wenig bekannt. Lediglich, dass es erstmal um 59’000 Schuss gehen soll, wurde öffentlich gemacht. Das deutsche Magazin vermutet einen bestimmten Grund dafür: Die Art der Munition kann ausschlaggebende Informationen zur Art des Einsatzes der Panzer geben. Eine Information, die man lieber nicht an russische Truppen weitergeben will.

Deutschland liefert insgesamt 50 Gepardpanzer an die Ukraine - 15 sollen bereits im Juni ankommen.
Foto: imago/photothek
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Zwillingskanonen der Panzer verschiessen bis zu 1100 Schuss pro Minute

Was aber von Anfang an klar war: Die Beschaffung der Munition sorgte für Kopfzerbrechen. Produziert wird diese in der Schweiz. Der Bundesrat beruft sich jedoch auf die Neutralität und weigert sich, eine Ausfuhrbewilligung zu erteilen. Deutschland, das selbst zu wenig Munitionsreserven hat, ist deshalb darauf angewiesen, dass andere Länder mit Gepards in den Streitkräften einen Teil ihrer Lagerbestände verkaufen.

Auch die Menge wurde kritisiert: 59'000 Schuss seien zu wenig, um den Flugabwehr-Panzer effektiv einzusetzen. Denn deren Zwillingskanonen verschiessen normalerweise bis zu 1100 Schuss pro Minute! Hochgerechnet auf 15 Panzer lässt sich schnell erkennen, dass man mit diesem Lieferumfang nicht weit kommen würde, wie auch Gepard-Spezialist Markus Richter erklärt.

Er gibt aber auch Entwarnung: «Für die Bekämpfung eines russischen Erdkampfflugzeugs wie der Suchoi Su-25 werden in der Regel 15 bis 20 Schuss abgegeben», erklärt der Experte. Will man einen Marschflugkörper abschiessen, sind es bis zu 30 Schuss. Richter ist sich sicher: Die Menge der von Deutschland gelieferten Munition wird für die Bekämpfung «etlicher Ziele» ausreichen.

Munition für Boden und für Luft

Entscheidend sei ausserdem, welche Art von Munition mitgeliefert werde. Denn ursprünglich wurde der Flakpanzer dafür entwickelt, um aus der zweiten Reihe der eigenen Offensive Rückendeckung zu geben, indem er mit immenser Feuerkraft Luftangriffe der feindlichen Truppen vereitelt. Im Ernstfall könnten die Geparden allerdings auch gepanzerte Bodenziele zerstören.

Für die Geparden gibt es deshalb zwei Arten von Standardmunition, eine für Bodenziele und eine für Luftziele. Bei Ersterer handelt es sich um Sprenggeschosse mit kürzerer Reichweite, bei Letzterer um panzerbrechende Geschosse mit hoher Reichweite – sogenannte FAPDS-Munition

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Allerdings: Richter befürchtet, dass Deutschland nicht genug wertvolle FAPDS-Munition auftreiben kann. Dann müssten die ukrainischen Gepard-Besatzungen auch mit der weniger leistungsfähigen Bodenmunition Luftziele bekämpfen.

Hightech-Munition gegen Drohnen und Co.

Die neueste Version der Geparden kann sogar Marschflugkörper, Raketen und Drohnen ausser Gefecht setzen – allerdings nur mit Geschossen, die noch mehr auf Hightech basiereren: die sogenannte AHEAD-Munition.

Dabei handelt es sich um programmierbare Projektile, die sich in der Luft öffnen und Wolken aus kleinsten Splittern freilassen. Ob diese Art der Munition allerdings in der Ukraine eingesetzt werden soll, ist gemäss «Spiegel» unklar. (chs)

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