Die Asylakte von Sulaiman A. (25)
So radikalisierte sich der Messer-Angreifer von Mannheim

Nach dem Messerangriff von Mannheim kommen neue Details über den Täter ans Licht. Bei der Attacke kam ein Polizist ums Leben.
Publiziert: 04.06.2024 um 10:49 Uhr
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Aktualisiert: 04.06.2024 um 16:01 Uhr
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Fabienne MaagPraktikantin News

Bei einer Kundgebung der rechtspopulistischen Bürgerbewegung Pax Europa (PPE) stach ein Mann (25) letzten Freitag auf mehrere Menschen ein. Eines seiner Opfer: Islamkritiker Michael Stürzenberger (59).

Umstehende versuchten daraufhin, den Täter zu stoppen, was ihnen jedoch nicht gelang. Beim Einsatz wurde der deutsche Polizist Rouven L.* (†29) so schwer verletzt, dass er seinen Verletzungen am Sonntag erlag.

Sulaiman A. griff mit einem Messer bewaffnet mehrere Personen an einer Kundgebung der Bürgerbewegung Pax Europa (PPE) an.
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Aus Afghanistan geflüchtet

Beim Täter handelt es sich laut «Bild» um Sulaiman A.* (25). Der gebürtige Afghane war mit 14 Jahren im März 2013 zusammen mit seinem Bruder aus Afghanistan nach Deutschland geflüchtet. Als unbegleiteter Minderjähriger kam er im August 2013 in eine Jugendwohngruppe in Hessen. 

Hier kam es zur Messerattacke
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Motiv noch unklar:Hier kam es zur Messerattacke

Er besuchte die Realschule und schloss mit einem Zertifikat B2 in Deutsch ab. Somit konnte er fliessend Deutsch sprechen und auch komplexe Texte verstehen. Sein Asylantrag wurde zwar abgelehnt – aufgrund seines Alters wurde allerdings ein Abschiebeverbot verhängt, was es A. ermöglichte, weiterhin in Deutschland zu bleiben. 

«Höflich, zurückhaltend und hilfsbereit»

Wie «Bild» weiter schreibt, war A.s Akte einwandfrei, er hatte sich bis anhin nichts zuschulden kommen lassen. Bekannte beschrieben ihn als «höflich, zurückhaltend und hilfsbereit», so die deutsche Zeitung. Auch in religiöser Hinsicht habe er sich nie auffällig verhalten. 

2019 heiratete Sulaiman A. seine heutige Ehefrau. Die beiden gründeten eine Familie, bekamen zwei Kinder (2 und 3). Einen Job hatte er nicht, trotzdem galt seine Integration als «zufriedenstellend». 

Verdächtiger Youtube-Account entdeckt

Wie konnte er sich also so radikalisieren? Bekannte äusserten gegenüber der «Bild»-Zeitung, dass er vermutlich in eine Gruppe radikaler junger Islamisten in Mannheim geraten sei. «Es gab keinen engeren Kontakt, aber bis vor einem Jahr hat er immer freundlich gegrüsst. Doch plötzlich hat er sich verändert und war nicht mehr so nett», sagt einer seiner Nachbarn. 

Wie die deutsche Zeitung «Welt» berichtet, sollen später auf A.s Computer Hinweise gefunden worden sein, die seine Radikalisierung zeigen. So sollen die Ermittler einen Youtube-Account gefunden haben, der erst kürzlich wieder aktiviert worden war. 

Innenminister Strobl: Täter ein islamistisch-extremistischer Einzeltäter

Videos des afghanischen Predigers Ahmad Zahir Aslamiyar, ehemaliger Kommandeur der Taliban und mittlerweile verstorben, sollen auf dem Account zu finden gewesen sein. Der Prediger gilt als Märtyrer, ruft in einem der Videos zum Krieg gegen den Westen auf. Einen Tag nach dem Messerangriff soll der Account nicht mehr zugänglich gewesen sein.

Es verdichteten sich die Erkenntnisse, dass es sich um eine islamistisch-extremistisch motivierte Straftat handle, sagte auch Baden-Württembergs Innenminister Thomas Strobl (CDU) am Dienstag in Stuttgart. Es gebe jedoch keine Hinweise, dass es sich bei dem mutmasslichen Täter um eine Person handle, die einer grösseren Gruppe angehöre. Laut Strobl könne es sich um einen islamistisch radikalisierten Einzeltäter handeln. Die deutsche Bundesanwaltschaft hat inzwischen die Ermittlungen übernommen. 

* Namen bekannt 

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