Die «Charlie Hebdo»-Titelseite ist da
Auch Mohammed weint um die Todesopfer

Die erste Ausgabe der Satirezeitschrift «Charlie Hebdo» nach dem blutigen Angriff vom letzten Mittwoch erscheint mit einem Mohammed-Titelbild. Das Magazin erscheint morgen mit einer Rekordauflage von drei Millionen Exemplaren.
Publiziert: 13.01.2015 um 01:27 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:46 Uhr
Die Titelseite von «Charlie Hebdo» ist da
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:Die Titelseite von «Charlie Hebdo» ist da

Auf der Seite eins, die der Nachrichtenagentur AFP am Montag vorlag, ist der islamische Prophet mit einem Plakat mit der Aufschrift «Je suis Charlie» (Ich bin Charlie) zu sehen. Über der Zeichnung des weiss gekleideten Propheten, der weint, ist die Zeile «Alles ist vergeben» zu lesen.

Der Anwalt des Magazins, Richard Malka, teilte am Montag mit, der Geist von «Je suis Charlie» bedeute auch ein «Recht auf Blasphemie». Seit 22 Jahren habe es keine Ausgabe des Magazins gegeben, in dem nicht der Papst, Jesus Christus, Bischöfe, Rabbiner, Imame oder der Prophet Mohammed karikiert worden seien.

Auch Mohammed protestiert gegen die Anschläge

Am Sonntag hatten in ganz Frankreich fast vier Millionen Menschen, davon allein 1,6 Millionen in der Hauptstadt Paris, unter anderem für die Meinungsfreiheit demonstriert. Viele der Demonstranten trugen dabei Plakate mit der Aufschrift «Je suis Charlie».

Mit dem Slogan protestieren seit Tagen Menschen weltweit gegen den Angriff auf die Redaktionsräume von «Charlie Hebdo» im Herzen von Paris. Dabei hatten am Mittwoch vergangener Woche zwei islamistische Attentäter insgesamt zwölf Menschen getötet, darunter Chefredakteur Stéphane Charbonnier alias Charb und vier andere Karikaturisten.

Von 60'000 auf 3'000'000

Das enorme Interesse weltweit nach dem blutigen Anschlag rechtfertige die hohe Auflage von drei Millionen Exemplaren, teilte der Vertrieb MLP am Montag mit. Nach dem Angriff war zunächst eine Rekordauflage von einer Million angekündigt worden. Üblicherweise werden 60'000 Exemplare gedruckt, von denen etwa 30'000 verkauft werden.

Nach dem Angriff lägen nun Anfragen aus aller Welt für die neue Ausgabe vor, teilte der Vertrieb mit. Das Heft wird in 16 Sprachen übersetzt und soll in mehreren Ländern vertrieben werden, darunter auch in der Schweiz. Statt der üblichen 16 Seiten sind diesmal nur acht vorgesehen.

Redaktionsräume waren nicht mehr nutzbar

Seit Freitag arbeiteten rund ein dutzend Mitarbeiter an der neuen Ausgabe. Üblicherweise werden nur rund 4000 Exemplare ins Ausland verkauft, diesmal sollen rund 300'000 in 25 Länder geliefert werden.

Die linksgerichtete «Libération» hatte die verbliebenen Mitarbeiter von «Charlie Hebdo» in ihren Redaktionsräumen untergebracht, weil die Büros des Satireblatts wegen der laufenden Ermittlungen derzeit nicht genutzt werden können.

Bereits im Jahr 2012, als die Redaktionsräume von «Charlie Hebdo» nach der Veröffentlichung vom Mohammed-Karikaturen durch einen Brandanschlag verwüstet wurden, hatte «Libération» die Kollegen des Satiremagazins vorübergehend beherbergt. (sda)

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