Diese Ex-Polizeichefin aus Florida könnte sein Running Mate werden
Löst Biden so sein Problem mit der schwarzen Community?

Joe Bidens «Obama-Effekt» bei den schwarzen Wählern verpufft. Die Floyd-Proteste machen die Abgeordnete Val Demings zur fast unschlagbaren Favoritin für seinen Wahlkampf.
Publiziert: 04.06.2020 um 18:20 Uhr
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Aktualisiert: 13.08.2020 um 08:46 Uhr
Fabienne Kinzelmann

Ohne die Schwarzen wäre Joe Biden (77) schon in Rente. Sie haben Obamas Ex-Vize den Sieg bei den Vorwahlen gebracht – und könnten ihn im November ins Weisse Haus befördern.

Eine sichere Nummer? Bei weitem nicht. Denn auch unter den schwarzen Wählern ist Obamas Ex-Vize nicht unumstritten. Neue Umfragen aus dem Frühjahr zeigen: Biden könnte bei den schwarzen Wählern tatsächlich sogar weniger Stimmen abgreifen als seine demokratischen Vorgänger. Im Gegensatz zu den älteren unterstützten ihn vor allem junge Schwarze nicht so stark, schreibt die «Washington Post».

Mit einer Frau an seiner Seite

Nur 68 Prozent der schwarzen registrierten Wähler im Alter von 18 bis 29 Jahren wollen Biden offenbar wählen. 13 Prozent möchten ihr Kreuz bei Trump machen – und 18 Prozent sind unentschlossen. Zum Vergleich: Für Clinton wollten 2016 85 Prozent der jungen schwarzen Wähler stimmen.

Junge schwarze Wähler unterstützen Joe Biden bislang weniger als ältere.
Foto: AFP
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Biden ist sich des Problems bewusst. Bereits seit Wochen wird spekuliert, dass er eine Schwarze als «Running Mate» auswählen könnte – dass er eine Frau wählt, hat er bereits versprochen. Nur wen? Zur Auswahl stünden etwa die taffe Senatorin Kamala Harris (55) oder Stacey Abrams (46), die bei den Halbzeitwahlen 2018 fast Gouverneurin in Florida geworden wäre.

Obama will nicht, Abrams und Harris haben Schwächen

Bidens Favoritin, Michelle Obama, will partout nicht. Und das, obwohl der Dokufilm «Becoming», der im Mai auf Netflix erschien, wie ein einziger Wahlkampfclip wirkt. Ein Jammer für Biden: Die im Volk enorm beliebte Ehefrau seines Ex-Chefs würde er «ohne mit der Wimper zu zucken» auswählen, wie Biden bereits mehrfach sagte.

Die beiden schwarzen Frauen, die hingegen infrage kämen, haben beide Schwächen: Abrams wirbt zwar offensiv für sich, ist aber national unbekannt. Harris wiederum ist eher «Team Bernie» – der linke Senator, der bis zuletzt gegen Biden im Rennen war.

Floyd-Proteste befördern Val Demings ins Rampenlicht

Doch die Floyd-Proteste haben das Blatt gewendet. Mit der Abgeordneten Val Demings (63) gibts einen neuen Stern am Favoritenhimmel der Frauen, die als Bidens Running Mate und mögliche künftige Vizepräsidentin der USA infrage kommen. Dass sie auf seiner Shortlist steht, hat Demings bereits bestätigt.

Die 63-jährige Afroamerikanerin aus Florida vertritt ihren Bundesstaat seit 2017 im Repräsentantenhaus. Ihr Vorteil: Sie ist glaubwürdig und kennt die Sorgen und Nöte der schwarzen Bevölkerung aus erster Hand.

Statt in einer Akademikerfamile wuchs sie in ärmlichen Verhältnissen auf. Demings Vorfahren waren Sklaven, sie ist eines von sieben Kindern. Ihr Vater arbeitete auf einer Orangenplantage, die Mutter als Dienstmädchen.

Demings hat den perfekten Lebenslauf

In ihrer Schulzeit erlebte die 1957 geborene Demings noch die Rassentrennung am eigenen Leib. Später besuchte sie die Polizeiakademie und arbeitete sich als erste Frau zur Chefin der Polizei von Orlando hinauf. Erst nach ihrer Pensionierung 2011 stieg die überzeugte Demokratin richtig in die Politik ein.

Ein Lebenslauf, der angesichts der Floyd-Proteste und der Diskussion um Polizeigewalt gegen Schwarze fast unschlagbar ist. In einem offenen Brief in der «Washington Post» wandte sich Demings an ihre «Brüder und Schwestern in Blau» und erinnerte sie daran, dass sie Vertrauen bräuchten, um zu funktionieren.

Demings wünsche sich eine nationale Überprüfung der Einstellungsstandards und -praktiken, der Vielfalt, der Ausbildung, der Richtlinien für den Einsatz von Streitkräften, der Frühwarnprogramme, der Ausbildungsprogramme für Rekruten sowie der Bezahlung und der Leistungen. Denn, auch das stellte sie einfühlsam klar: «Man bekommt, wofür man bezahlt.»

US-Wahlen 2020

Am 3. November 2020 fanden in den USA die Präsidentschaftswahlen statt. Der amtierende Präsident Donald Trump konnte sein Amt nicht verteidigen. Herausforderer Joe Biden hat die Wahl für sich entschieden.

Alle aktuellen Entwicklungen zu den Wahlen und Kandidaten gibt es immer im Newsticker, und alle Artikel zum Thema finden Sie hier auf der US-Wahlen-Seite.

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