Diese Länder verschärfen ihre Corona-Regeln
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Wegen steigender Corona-Zahlen:Diese Länder verschärfen ihre Corona-Regeln

Diese Länder verschärfen wieder die Regeln
Der Lockdown ist zurück!

Vom 3G-Nachweis am Arbeitsplatz bis zum Lockdown eines ganzen Landes: Blick zeigt, wie die Regierungen auf die explodierenden Corona-Zahlen reagieren.
Publiziert: 21.10.2021 um 00:30 Uhr
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Aktualisiert: 21.10.2021 um 08:31 Uhr
Guido Felder

Zunächst schien die Corona-Situation entspannt. Das war einmal! In vielen Ländern steigen die Zahlen von Neuansteckungen und Todesfällen wieder an. An eine Rückkehr zur Normalität ist daher an vielen Orten nicht zu denken. Im Gegenteil: Mehrere Länder verschärfen jetzt die Regeln. Sogar bis hin zum Lockdown.

Lettland

Wegen rapide steigender Zahlen plant die Regierung vom 21. Oktober bis 15. November einen neuen Lockdown. Alle Geschäfte und Dienstleister – ausser Läden für den täglichen Bedarf – sollen schliessen, der Schulbetrieb grösstenteils auf Fernunterricht umgestellt werden. Auch sollen die Leute ihre Wohnung von 20 Uhr bis 5 Uhr nur mit triftigem Grund verlassen dürfen.

In Lettland hat sich die Corona-Lage trotz neuer Beschränkungen zugespitzt. Der Grund: eine geringe Impfquote. Nur knapp die Hälfte der 1,9 Millionen Einwohner ist vollständig geimpft.

Wegen der vielen Neuinfektionen und Todesfälle werden in Moskau die Massnahmen verschärft.
Foto: keystone-sda.ch
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Russland

In Moskau soll ab nächster Woche wieder auf Homeoffice umgestellt werden, zudem sollen sich alle Menschen im öffentlichen Dienst impfen müssen. Vom 30. Oktober bis zum 7. November sollen Arbeitnehmer in ganz Russland zu Hause bleiben, ihren Lohn aber weiter bezahlt bekommen. So etwas gab es bereits zu Beginn der Pandemie.

Im grössten Land der Erde, das über mehrere eigene Vakzine verfügt, ist die Impfskepsis weiterhin gross. Jüngsten Zahlen zufolge ist erst knapp ein Drittel der 146 Millionen Russen vollständig geimpft. Bisher sind rund 230’000 Menschen an Corona gestorben.

Der Kreml hatte zuletzt mehrfach betont, dass die Entscheidung über verschärfte Corona-Regeln bei den einzelnen Regionen liege. Ein landesweiter Lockdown etwa sei nicht geplant.

Grossbritannien

Vertreter des britischen Gesundheitsdienstes haben nach einem starken Anstieg der Corona-Zahlen eine sofortige Einführung von Gegenmassnahmen gefordert. «Die Regierung sollte nicht nur ankündigen, dass wir auf Plan B setzen, sondern es sollte Plan B Plus sein», sagte Matthew Taylor (60), der Chef des Mitgliederverbands National Health Service Confederation.

Der von der Regierung vor einigen Wochen vorgestellte Plan B sieht eine Wiedereinführung der Maskenpflicht in Innenräumen sowie den Ratschlag, von zu Hause aus zu arbeiten, vor. Ausserdem könnten Impfnachweise bei grösseren Veranstaltungen eingeführt werden. Grossbritannien hatte am 19. Juli den Freedom Day gefeiert, den Tag, an dem man alle Massnahmen aufhob.

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Deutschland

Auch unsere Nachbarn haben mit steigenden Corona-Zahlen zu kämpfen. Die Sieben-Tage-Inzidenz erhöhte sich am Mittwoch auf 80,4, nach 75,1 am Vortag. Sie steigt damit den siebten Tag in Folge. Die Gesundheitsämter meldeten innerhalb eines Tages 17'015 Neuinfektionen.

Gesundheitsminister Jens Spahn (41) hat dennoch vorgeschlagen, die bundesweit geltenden Notmassnahmen zum 25. November auslaufen zu lassen. Mehrere Fachleute kritisierten am Mittwoch, dass diese Ankündigung falsch aufgefasst werden könnte.

Unschlüssige Ungeimpfte könnten sich dazu ermuntert sehen, nun doch auf den Piks zu verzichten, da die Gefahr vermeintlich vorüber sei. «Das ist ein Signal, das von der Bevölkerung als Freedom Day durch die Hintertür missverstanden werden kann», sagte Uwe Janssens (61), ehemaliger Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin.

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Neuseeland

Das Corona-Vorzeigeland Neuseeland hat am Dienstag 94 Neuinfektionen gemeldet – so viele wie noch nie seit Beginn der Pandemie. Der bisherige Rekord lag bei 89 im April 2020. Ministerpräsidentin Jacinda Ardern (41) forderte die Menschen auf, sich impfen zu lassen und möglichst zu Hause zu bleiben, um damit anderen das Leben zu retten. Bis Dienstag waren etwa 67 Prozent der erwachsenen Bevölkerung vollständig geimpft.

Neuseeland hatte lange eine sogenannte Null-Covid-Strategie verfolgt. Zuletzt musste Ardern aber eingestehen, dass diese mit der Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante kaum noch realisierbar ist.

Österreich

Innert einer Woche ist die Anzahl neuer Fälle von 2614 auf 3727 angestiegen. Am Mittwoch gab die Regierung bekannt, dass ab
1. November an Arbeitsplätzen, wo Kontakte stattfinden können,
ein 3G-Nachweis zu erbringen ist.

Das könnten die Gründe sein

Für die steigenden Fallzahlen gibt es mehrere Erklärungen:

  • Zu schnelle Lockerung der Massnahmen
  • Auftauchen neuer Varianten, wie jetzt in Grossbritannien mit der Delta-Untervariante AY.4.2.
  • Viele Ungeimpfte
  • Impfdurchbrüche bei Geimpften

Impfdurchbrüche bezeichnen eine symptomatische Covid-Erkrankung bei Geimpften. Insbesondere bei Risikopatienten, die bereits vor über sechs Monaten ihre Zweitimpfung erhalten haben, steigt die Gefahr, einen solchen zu erleiden. Denn der Schutz der Impfung lässt bei denjenigen, deren Immunsystem aufgrund ihres Alters oder von Vorerkrankungen ohnehin geschwächt ist, schneller wieder nach.

Umso wichtiger sei es für Risikogruppen, sich ein drittes Mal gegen Corona impfen zu lassen, mahnen Experten. Die sogenannte Booster-Dosis steigert die Immunität Betroffener und kann dazu beitragen, schwere und tödliche Verläufe weiterhin mit hoher Wahrscheinlichkeit zu verhindern. Dass diese Drittimpfung auch für Jüngere Sinn ergibt, legt eine neue Studie aus Israel nahe.

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