Donald Trump
Der russische US-Präsident

Die Nähe zu Russlands Wladimir Putin wird zum grossen Problem des künftigen amerikanischen Präsidenten.
Publiziert: 12.01.2017 um 00:00 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 17:53 Uhr
Wie sehr hat ihm Russland bei der Wahl geholfen? Donald Trump muss sich gegen den Verdacht wehren, eine Marionette zu sein.
Foto: Evan Vucci
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Peter Hossli

Wahrlich Ungeheuerliches geisterte gestern durch die Medien. Russland soll belastendes Material über den künftigen US-Präsidenten Donald Trump (70) besitzen. Es gebe Videos, die ihn mit russischen Prostituierten zeigten. Spione aus Moskau sollten sich vor den Wahlen mit seinen Beratern getroffen haben. Etliche dubiose Deals hätte Trump in Russland getätigt.

All das steht in einem Papier, das US-Geheimdienste kennen. Letzte Woche informierten sie Trump darüber. Zwar kannten US-Medien den Inhalt seit einiger Zeit. Da sich aber nichts belegen liess, publizierten sie nichts.

Bis gestern das Internet-Portal Buzzfeed das Papier veröffentlichte. Sofort kam dazu ein Dementi aus Moskau. Trump twitterte: «gefälscht» – und verglich die US-Geheimdienste, die das Papier offenbar weitergeleitet hatten, mit «Nazi-Deutschland».

Alles sei erfunden, sagte Trump gestern an einer Medienkonferenz. Er wirkte glaubhaft.

Und ist doch arg in Rücklage. Über Trump kreist die wichtigste Frage eines demokratisch gewählten Staatschefs: War die Wahl legitim? Gegnerin Hillary Clinton (69) erhielt 2,8 Millionen Stimmen mehr als er.

Schlimmer für Trump ist jedoch der Verdacht, Russland könnte ihm zum Sieg verholfen haben. Was sicher scheint: Russland versuchte, die US-Wahlen zugunsten Trumps zu manipulieren. Angeordnet hatte die Einmischung der russische Präsident Wladimir Putin (64), so US-Geheimdienste.

Trump ist darob nicht etwa schockiert. Er preist Putin als «grossartigen Leader». Zuvor ermutigte er Russland, Mails von Clinton zu hacken. Nun gesteht er: «Ja, die Russen haben wohl gehackt.»

Ob ihm dies den Sieg brachte, wird wohl nie klar werden. Haften aber bleibt ein russischer Makel.

Was in den USA kaum gut ankommt. Russland und Amerika führten Kalten Krieg, stritten sich um Kuba und das Weltall, boykottierten gegenseitig Olympische Spiele.

Als «Reich des Bösen» schimpfte US-Präsident Ronald Reagan die Sowjetunion 1983. Zwar fiel dieses 1991 auseinander. Besser ist das Verhältnis heute jedoch nicht.

Trump aber brüstet sich mit Putins Zuneigung. «Wenn Putin mich mag, ist das ein Vorteil», sagte er gestern.

Anders sehen das Parteikollegen. Der republikanische Senator Marco Rubio (45) nennt Putin einen «Kriegsverbrecher». Viele irritiert, wie russlandfreundlich das Kabinett von Trump sein wird. Insbesondere Rex Tillerson (64) als künftiger US-Aussenminister.

Als CEO des Ölkonzerns ExxonMobil unterhielt Tillerson enge Banden zu Putin. Gestern bezweifelte er die Wirksamkeit von Sanktionen gegen Russland. ExxonMobil will sie lockern – und mehr russisches Erdöl fördern.

Zuletzt hat die Kritik an Trumps Nähe zu Putin eine psychologische Seite. Wer Trump lobt, den liebt er. Wer ihn hinterfragt, den bekleckert er mit Boshaftigkeiten. Zutiefst kränken dürfte den Narzissten, dass er ein US-Präsident von Russlands Gnaden sein soll.

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