Drei Szenarien für den Krieg
So geht es mit der Ukraine weiter

Am zweiten Tag des Krieges ist Putin offenbar zu Verhandlungen bereit. Blick zeigt, wie es mit der Ukraine weitergehen kann.
Publiziert: 25.02.2022 um 19:19 Uhr
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Aktualisiert: 26.02.2022 um 00:37 Uhr
Fabienne Kinzelmann

Das Unvorstellbare ist passiert: Am Donnerstag ist Wladimir Putin (69) in die Ukraine einmarschiert. Er lässt die Panzer rollen und Armee-Stützpunkte bombardieren. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski (41) fürchtet um die Zukunft seines Landes – und um sein Leben.

Am Freitag gabs eine erste überraschende Wende: Moskau sei bereit, eine russische Delegation zu Gesprächen in die belarussische Hauptstadt Minsk zu schicken, sagte Kreml-Sprecher Dmitri Peskow. Selenski hatte das Angebot für ein Treffen mit Putin zweimal unterbreitet.

Wie kann es mit der Ukraine weitergehen?

Von ihm hängt das Schicksal der Ukraine ab: Russlands Präsident Wladimir Putin.
Foto: AP
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1. Putin gibt sich zufrieden

Offiziell spricht der russische Präsident nicht von Krieg, stattdessen von einer «Sondermilitäroperation» mit dem Ziel, die Ukraine zu «entmilitarisieren» und zu «entnazifizieren».

Er könnte sich gesichtswahrend zurückziehen, wenn sich die Ukraine zum Beispiel bereit erklärt, der Nato nie beizutreten.

Wahrscheinlichkeit: gering

Erklärung: Ein möglicher Nato-Beitritt der Ukraine ist für Putin nur ein Vorwand. Er stellt die Unabhängigkeit des Landes infrage, hat die Krim 2014 völkerrechtswidrig annektiert und am Montag die beiden prorussischen Separatistengebiete Luhansk und Donezk ebenfalls völkerrechtswidrig als «Volksrepubliken» anerkannt.

2. Putin besetzt die Ukraine vollständig

Putin könnte die Ukraine wie bereits die Krim 2014 unter seine Kontrolle bringen oder eine Marionettenregierung einsetzen. «Putin will die Ukraine politisch schwächen und an Russland binden. Es ist denkbar, dass er versucht, eine neue, Russland-genehme Regierung einzusetzen – auf welchem Weg auch immer», sagt ETH-Experte Benno Zogg.

Wahrscheinlichkeit: hoch

Erklärung: «Russland will die Ukraine zurück in sein Einflussgebiet holen. Wenn es das schafft, könnten auch die Kampfhandlungen schnell beendet sein», so Zogg. Auch wenn es sein könne, dass es lokalen Widerstand der Bevölkerung gibt.

3. Der Krieg weitet sich auf andere Länder aus

Absichtlich oder unabsichtlich könnte Putin beginnen, den Krieg auch auf angrenzende Länder auszuweiten. Zudem wäre die Welt bei einer nuklearen Eskalation mitbetroffen. Putin hat bereits mit seinen Atomwaffen gedroht.

Auch ein Unfall wäre möglich. Zogg: «In der Ukraine gibt es aktive Nuklearanlagen, die bei Kampfhandlungen betroffen sein könnten. Das wäre eine Katastrophe.»

Wahrscheinlichkeit: mittel

Erklärung: Die angrenzenden Länder gehören zum Verteidigungsbündnis Nato – die wäre Putins Armee zahlenmässig überlegen. Die Gefahr einer nuklearen Eskalation besteht. Doch Zogg sagt auch: «Was etwa das umkämpfte Gebiet von Tschernobyl angeht, hat Putin wohl eher ein Interesse daran, es zu sichern. Für eine Nuklearkatastrophe will auch er nicht verantwortlich sein.»

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