Das ist der Fussballplatz nach dem Raketenangriff
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Tödlicher Anschlag:Das ist der Fussballplatz nach dem Raketenangriff

Drohungen, Kriegsgefahr, Gegenschläge
Das ist bisher zum Raketenangriff auf die Golanhöhen bekannt

Der tödliche Raketenangriff auf ein Fussballfeld auf den Golanhöhen schürt im Nahen Osten weitere Ängste vor einer Eskalation. Israel droht mit einem «harten» Vergeltungsschlag. Blick zeigt, was zum Angriff bereits bekannt ist – und wo noch offene Fragen bestehen.
Publiziert: 28.07.2024 um 10:45 Uhr
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Aktualisiert: 28.07.2024 um 12:55 Uhr
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Janine EnderliRedaktorin News

Eine Rakete traf am Samstagabend ein Fussballfeld auf den von Israel besetzten Golanhöhen. Mindestens 12 Menschen, mehrheitlich Kinder und Jugendliche, starben. Dutzende Personen wurden teils schwer verletzt. Blick liefert dir einen Überblick über das, was wir über den Angriff wissen und die Aspekte, die aktuell noch unklar sind.

Was ist passiert?

Am frühen Samstagabend (Ortszeit) schlug eine Rakete iranischer Bauart in das Dorf Madschdal Schams auf den Golanhöhen ein. Auf dem belebten Fussballplatz waren viele Kinder zugegen, als das Geschoss sie traf. Bei der Rakete handelt es sich forensischen Untersuchungen zufolge um eine iranische Rakete vom Typ Falak-1.

Hier schlug die Rakete ein: ein Fussballfeld im israelischen Grenzgebiet.
Foto: Getty Images
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Ersthelfer und Augenzeugen berichten gegenüber israelischen Medien von schlimmen Szenen vor Ort. «Ich sah Körperteile herumliegen. Die Explosion hat sie in Stücke gerissen», sagte ein Augenzeuge gegenüber lokalen Medien. Laut dem israelischen Militärsprecher Daniel Hagari handelt es sich bei dem Angriff um die tödlichste Attacke auf Zivilisten seit dem 7. Oktober.

Die Falak-Rakete sei mit einem mehr als 50 Kilogramm schweren Sprengkopf bestückt gewesen, so der israelische Generalstabschef Herzi Halevi nach einem Besuch am Ort des Einschlags.

Wer sind die Opfer?

Die beim Raketeneinschlag Getöteten waren nach israelischen Militärangaben alle zwischen zehn und 20 Jahre alt. Die Mädchen und Buben konnten nicht mehr rechtzeitig vor der Rakete fliehen. 11 der 12 Toten wurden mittlerweile identifiziert. In Madschdal Schams leben vor allem Drusen. Die Religionsgemeinschaft ist im 11. Jahrhundert aus dem schiitischen Islam hervorgegangen und lebt heute vor allem in Syrien, dem Libanon, Israel und Jordanien. Die Einwohner von Madschdal Schams werden von den syrischen Behörden als syrische Staatsbürger betrachtet. Seit 1981 gelten sie auch als ständige Einwohner Israels. Obwohl sie das Recht auf die volle israelische Staatsbürgerschaft haben, hatten sich bis 2011 nur 10 Prozent der Drusen auf dem Golan dafür entschieden, israelische Staatsbürger zu werden.

Die Bewohner der kleinen Ortschaft sind nach dem Angriff am Boden zerstört. Jihan Safadi, die Rektorin der Al-Manahel-Grundschule, in der fünf der 12 Opfer zur Schule gingen, sagte gegenüber dem arabischen Nachrichtenportal Panet, sie könne das Ausmass der Tragödie nicht begreifen. «Ich hatte meinen Schülern vor den Sommerferien gesagt, sie sollen ihre Zeit geniessen, herausgehen, spielen und Spass haben.» Jetzt habe sie mehrere ihrer Schüler auf einen Schlag verloren.

Wer steckt hinter dem Angriff?

Gemäss dem israelischen Armeesprecher Daniel Hagari liegen hinreichende militärische und nachrichtendienstliche Erkenntnisse vor, dass die Hisbollah für den Angriff verantwortlich ist. Unter Berufung auf eine anonyme Quelle berichtet die Nachrichtenagentur AP, dass auch der US-Geheimdienst davon ausgehe, dass die Hisbollah-Miliz hinter der Attacke steckt. Die Schiiten-Miliz weist die Vorwürfe jedoch kategorisch zurück.

Dennoch stellt sich die Hisbollah-Miliz nach eigenen Angaben auf einen möglicherweise schweren Angriff Israels ein. «Wir sind seit Monaten in Bereitschaft und halten Ausschau nach jeglichem Angriff des Feindes», erfuhr die Deutsche Presse-Agentur aus Kreisen der Miliz. «Dies ist nichts Neues, wir sind in ständiger Bereitschaft.» Jetzt erwarte man einen möglicherweise «harten Angriff», hiess es.

War es ein Fehlschuss?

Die israelische Militärexpertin Sarit Zehavi verwies darauf, dass die Schiiten-Miliz vor dem Angriff auf Madschdal Schams Angriffe auf eine israelische Militärbasis auf dem Berg Hermon für sich reklamiert habe. «Es ist sehr leicht, die Basis auf dem Berg Hermon mit ungenauen Raketen, etwa der Falak, zu verfehlen», meinte sie. Madschdal Schams liege unmittelbar darunter.

Wie fielen die Reaktionen aus?

Kurz nach dem Raketenangriff sprach die israelische Regierung um Benjamin Netanyahu mehrere Drohungen Richtung Hisbollah-Miliz aus. «Die Hisbollah wird einen grossen Preis dafür zahlen», sagte Netanyahu, der seinen USA-Besuch nach der Attacke abbrach.

Die neusten Drohungen beschwören die Kriegsgefahr herauf, Israel und die libanesische Schiiten-Miliz Hisbollah geraten an den Rand eines offenen Kriegs. Noch in der Nacht griff Israel eine Reihe von Zielen im Libanon an.

Uno-Vertreter riefen beide Parteien nachdrücklich zu «grösstmöglicher Zurückhaltung» auf. Auch die USA und die EU verurteilten den Angriff.

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