Ein Anruf nach dem Putsch änderte alles
Warum Putin wieder Erdogans Freund ist

Der türkische Präsident Erdogan zum ersten Mal nach dem Putsch einer westlichen Zeitung ein Interview gegeben. Er nutzt die Plattform für eine verbale Breitseite gegen die EU und ihre Staatschefs.
Publiziert: 09.08.2016 um 16:13 Uhr
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Aktualisiert: 01.10.2018 um 00:46 Uhr
Recep Tayyip Erdogan (links) und Wladimir Putin  beim heutigen Treffen in St. Petersburg.
Foto: AP

Nachdem türkische Streitkräfte letzten November einen russischen Kampfjet abgeschossen habe, herrschte Eiszeit zwischen Wladimir Putin und Recep Tayyip Erdogan. Heute haben sich die beiden Staatschefs in St. Petersburg wieder getroffen. Gestern hat Erdogan in einem Interview mit der der französischen Zeitung «Le Monde» erklärt, warum er Putin wieder schätzt und achtet: Es war ein Telefongespräch nach dem gescheiterten Putsch.

«Bei seinem Anruf sprach mir Herr Putin sein Beileid aus, er kritisierte mich nicht dafür, wie viele Menschen ich suspendiert habe», sagt Erdogan. Die europäischen Staatschefs hätten ihn hingegen gefragt, warum so viele Soldaten gefangen genommen und Staatsangestellte entlassen wurden. «Leider haben die westlichen Staatschefs das türkische Volk im Stich gelassen.»

«Werden die Sanktionen schrittweise aufheben»

Russland und die Türkei wollen ihre Beziehungen nach monatelangem Streit wieder ausbauen. «Wir werden die Sanktionen gegen türkische Unternehmen schrittweise aufheben», sagte der russische Präsident Wladimir Putin nach dem Treffen mit Recep Tayyip Erdogan. Russland hatte nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei im November unter anderem den Import türkischer Lebensmittel verboten.

Die Gespräche seien aufgrund des zerrütteten Verhältnisses schwierig gewesen. Doch Ziel sei, in den bilateralen Beziehungen wieder das Vor-Krisen-Niveau zu erreichen, weshalb Russland die Sanktionen schrittweise aufheben würde, kündigte Putin an.

Erdogans Büro verkündete nach dem rund eineinhalbstündigen Treffen, die Stimmung sei «sehr positiv» gewesen. Es gebe einen «klaren Konsens», dass die türkisch-russischen Beziehungen zu dem Stand von vor dem Abschuss Ende November zurückkehren müssten. «Beide Seiten sind entschlossen, die Beziehungen voranzubringen.»

Russland und die Türkei wollen ihre Beziehungen nach monatelangem Streit wieder ausbauen. «Wir werden die Sanktionen gegen türkische Unternehmen schrittweise aufheben», sagte der russische Präsident Wladimir Putin nach dem Treffen mit Recep Tayyip Erdogan. Russland hatte nach dem Abschuss eines russischen Kampfjets durch die Türkei im November unter anderem den Import türkischer Lebensmittel verboten.

Die Gespräche seien aufgrund des zerrütteten Verhältnisses schwierig gewesen. Doch Ziel sei, in den bilateralen Beziehungen wieder das Vor-Krisen-Niveau zu erreichen, weshalb Russland die Sanktionen schrittweise aufheben würde, kündigte Putin an.

Erdogans Büro verkündete nach dem rund eineinhalbstündigen Treffen, die Stimmung sei «sehr positiv» gewesen. Es gebe einen «klaren Konsens», dass die türkisch-russischen Beziehungen zu dem Stand von vor dem Abschuss Ende November zurückkehren müssten. «Beide Seiten sind entschlossen, die Beziehungen voranzubringen.»

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Auch zeigt sich Erdogan betupft, dass sie sich nur am Telefon gemeldet hätten. «Die ganze Welt setzte ein Zeichen, als Charlie Hebdo angegriffen wurde. Unser Premierminister nahm am Marsch in Paris teil.» Er wünschte sich, die europäischen Staatschefs hätten nach dem Putsch genauso reagiert, statt die Aktion mit ein paar abgedroschenen Phrasen zu verurteilen.

Flüchtlings-Deal auf der Kippe

Ähnlich tönt es in Richtung USA. «Am 24. August kommt US-Aussenminister John Kerry in die Türkei. Das ist zu spät. Es macht uns traurig.» Es sei «schockierend», dass die USA ihrem strategischen Partner erst 45 Tage nach dem Putschversuch jemanden schicken. Erdogan habe 9/11 sofort als Terrorschlag verurteilt – er hätte sich das von den USA auch erhofft.

In dem Gespräch droht der türkische Präsident auch eine weitere Abkehr von Europa an. «Wir stehen seit 53 Jahren an den Toren Europas. Die EU ist alleine für diese Situation verantwortlich. Kein Staat wurde je so behandelt wie die Türkei», sagt Erdogan. Die EU würde sich der Türkei gegenüber «unaufrichtig» verhalten. Würde man Türken nicht bald Visa-Erleichterungen gewähren, würde man den Flüchtlings-Deal aufkünden.

Obwohl Erdogan mehrfach die Demokratie in der Türkei lobt, stellt er erneut die Wiedereinführung der Todesstrafe in Aussicht, die in der Türkei in 2004 offiziell abgeschafft wurde. «Das Volk muss das entscheiden», sagt Erdogan. Es folgen deutliche Worte, dass der Westen in dieser Sache nichts zu sagen habe: «Wenn das Parlament entscheidet, die Todesstrafe wieder einzuführen, werden wir dabei nicht beachten, was andere denken. Wir werden es tun.» (rey)

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