Dieses Video wurde Schönbach zum Verhängnis
2:16
«Krim ist Russland»:Dieses Video wurde Schönbach zum Verhängnis

Er äusserte Verständnis für Putin
Deutscher Marinechef Schönbach muss gehen

Kay-Achim Schönbach muss seinen Posten räumen. Dies, nachdem sich der deutsche Marinechef zu Putin äusserte. Dieser verdiene Respekt und habe nicht vor, die Ukraine anzugreifen, sagte Schönbach. Das hat Konsequenzen.
Publiziert: 23.01.2022 um 10:43 Uhr
|
Aktualisiert: 23.01.2022 um 11:23 Uhr

Vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts hat ein führender deutscher Militär mit Aussagen zu Russland für Irritation gesorgt. Der Vizeadmiral und Chef der Deutschen Marine, Kay-Achim Schönbach (56), äusserte bei einem Auftritt in Indien Verständnis für den russischen Präsidenten Wladimir Putin (69).

Zudem sagte Schönbach zum Konflikt zwischen Russland und der Ukraine: «Die Halbinsel Krim ist weg, sie wird nicht zurückkommen.» Dass sich Russland ukrainisches Territorium aneignen wolle, sei «Nonsens».

Das ukrainische Aussenministerium bestellte nach Angaben vom Samstag die deutsche Botschafterin in der Ukraine, Anka Feldhusen, ein. Das Verteidigungsministerium in Berlin distanzierte sich von Schönbachs Äusserungen.

Der deutsche Marinechef Kay-Achim Schönbach hat sich bei einem Auftritt in Indien zu Russlands Präsident Wladimir Putin geäussert.
Foto: keystone-sda.ch
1/7

«Meine persönliche Meinung»

Und auch er selbst krebste am Samstag zurück. «Meine sicherheitspolitischen Äusserungen in einer Talkrunde eines Think Tanks in Indien gaben meine persönliche Meinung für diesen Moment vor Ort wieder. Sie entsprechen in keinster Weise der offiziellen Position des Verteidigungsministeriums», schreibt er auf Twitter. Seine Aktion bezeichnet er als «klaren Fehler».

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.

Kurze Zeit später wird klar: Schönbach muss seinen Posten räumen. «Ich habe soeben die Frau Bundesministerin der Verteidigung gebeten, mich von meinen Aufgaben und Pflichten als Inspekteur der Marine mit sofortiger Wirkung zu entbinden», heisst es in seiner Mitteilung. «Meine in Indien gemachten unbedachten Äusserungen zu Sicherheits- und Militärpolitik lasten zunehmend auf meinem Amt. Um weiteren Schaden von der Deutschen Marine, der Bundeswehr, vor allem aber der Bundesrepublik Deutschland zu nehmen, halte ich diesen Schritt für geboten.» Sein Gesuch sei von der Bundesministerin angenommen worden.

«Wir brauchen Russland»

Schönbach hatte laut eines im Internet veröffentlichten Videos mit Blick auf den russischen Präsidenten Putin gesagt: «Was er wirklich will, ist Respekt auf Augenhöhe. Und – mein Gott – jemandem Respekt entgegenzubringen, kostet fast nichts, kostet nichts. Also würde man mich fragen: Es ist leicht, ihm den Respekt zu geben, den er fordert – und den er vermutlich auch verdient.» Er sehe die grössere Bedrohung in China. «Selbst wir, Indien, Deutschland, brauchen Russland, weil wir Russland gegen China brauchen.»

Das Verteidigungsministerium teilte auf Anfrage mit: «Die Äusserungen entsprechen in Inhalt und Wortwahl in keiner Weise der Position des Bundesverteidigungsministeriums.» Der Vizeadmiral bekomme die Gelegenheit zur Stellungnahme beim Generalinspekteur.

Russland streitet Angriffspläne ab

2014 hatte Russland die ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim annektiert. Im Osten des Landes kämpfen seither von Moskau unterstützte Rebellen gegen die prowestliche Regierung in Kiew. Angesichts eines massiven russischen Truppenaufmarschs in der Nähe der Ukraine wird im Westen befürchtet, dass der Kreml einen Einmarsch in das Nachbarland planen könnte.

Russland selbst streitet die Vorwürfe ab und betont, dass es jedes Recht habe, auf eigenem Territorium die Truppen zu verschieben und Militärübungen durchzuführen. Man habe jedoch nicht vor, die Ukraine anzugreifen. (man/SDA)


Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?