Aufnahmen zeigen Moment des Attentats
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Shinzo Abe getötet:Aufnahmen zeigen Moment des Attentats

Anschlag auf Shinzo Abe (†67)
Ging es dem Attentäter um die Mun-Sekte?

Der Mordanschlag auf Japans früheren Ministerpräsidenten Shinzo Abe ist von einem Ex-Mitglied der japanischen Kriegsmarine verübt worden. Der Attentäter benutzte eine selbstgebastelte Waffe. Das Motiv ist rätselhaft.
Publiziert: 09.07.2022 um 08:01 Uhr
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Aktualisiert: 09.07.2022 um 08:34 Uhr

Ein früherer Soldat ist verantwortlich für den Anschlag gegen den japanischen Ex-Ministerpräsidenten Shinzo Abe (†67). Der 41-jährige Tetsuya Y.* feuerte am Freitag mit einer selbstgebastelten Waffe von hinten zwei Schüsse auf Abe ab, als dieser in der Stadt Nara gerade eine Wahlkampfrede hielt.

Auf Bildern ist zu sehen, wie der Attentäter Abe während der Rede im Hintergrund auflauert. Auf Videoaufnahmen von Reportern sind zwei Schüsse deutlich zu hören. Der Angreifer wurde noch am Tatort festgenommen. Abe soll laut Medien einen Herz-Lungen-Stillstand erlitten haben. Später erlag er seinen schweren Verletzungen.

Hier lauert der Attentäter (hinten rechts) Shinzo Abe auf.
Foto: AFP
Der Angreifer wurde noch vor Ort festgenommen.
Foto: The Asahi Shimbun via Getty Images
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«Unzufrieden» mit Abe

Der Verhaftete sei in Nara wohnhaft und habe bis 2005 drei Jahre lang der Marine des Landes angehört, berichtet der japanische Fernsehsender NHK. Laut Angaben der Polizei war der Attentäter «unzufrieden» mit Abe. Den Beamten gegenüber soll Y. gesagt haben: «Ich wollte ihn töten.» Gleichzeitig soll er jedoch erklärt haben, er hege keinen Groll gegen die politischen Ansichten von Abe.

Wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo am Samstag in Berufung auf Ermittlerkreise berichtet, habe Y. beim Verhör ausgesagt, ursprünglich den Anführer einer religiösen Gruppe zum Ziel gehabt zu haben. Er hege einen Hass auf eine «bestimmte Organisation», zu der Abe Verbindungen gehabt habe.

Mutter soll «Organisation» viel Geld gespendet haben

Die vage Bezeichnung der Organisation schürt im Internet Spekulationen, es könnte sich dabei um die umstrittene Vereinigungskirche des verstorbenen koreanischen Sektengründers San Myung Mun handeln. Die auch als Mun-Sekte bekannte Organisation hat Mitglieder in vielen Ländern, darunter auch in Japan. Sie unterstützt konservative politische Anliegen. Politiker wie Abe oder der frühere US-Präsident Donald Trump (76) gelten ihr gegenüber als freundlich eingestellt. Mun, der stark anti-kommunistisch gesinnt war, gründete sie im Jahr 1954.

Wie NHK berichtet, soll der Attentäter ausgesagt haben, dass seine Mutter der «bestimmten Organisation» beigetreten sei und ihr sehr viel Geld gespendet habe. Dies habe die Familie zerrüttet.

Die selbstgebastelte Waffe des Attentäters ist auf Fotos vom Tatort zu sehen. Sie besteht aus zwei Rohren, die mit Gaffa-Tape an einer Latte fixiert sind. Japan hat ein extrem strenges Waffengesetz. Der Besitz von Schusswaffen ist für Zivilisten deshalb fast unmöglich. (noo/SDA)

* Name bekannt

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