Er will den selbsternannten Anzeigenhauptmeister stoppen
Hilfssheriff zeigt Parksünder an – Bürgermeister sauer

Ein 18-Jähriger in Sachsen-Anhalt hat ein seltsames Hobby: Er zeigt in seiner Freizeit Verkehrssünder an. Jetzt hat der Bürgermeister seiner Stadt genug.
Publiziert: 06.03.2024 um 05:02 Uhr
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Aktualisiert: 06.03.2024 um 07:23 Uhr

Er ist bis über die Grenzen Deutschlands bekannt wie ein bunter Hund: Niclas Matthei (18) nennt sich «Anzeigenhauptmeister» und macht in seiner Heimatstadt Gräfenhainichen im Bundesland Sachsen-Anhalt und in anderen Städten Jagd auf Parksünder.

Matthei selbst rechnete stolz in einer «Spiegel TV»-Reportage über ihn vor, dass er über 4000 Anzeigen geschrieben habe, die über 140’000 Euro Bussgeld generiert hätten. Das sei alles für die Allgemeinheit, sagte er über seine Motivation.

Beschwerden bei der Stadt

In seiner Gemeinde sorgt er für Unmut, wenn er in Leuchtklamotten, mit seinem Velo und dem selbstgebastelten Schild mit der Aufschrift «POLIZFI» auftaucht. So haben sich mehrere Bürgerinnen und Bürger bereits bei der Stadt beschwert. Doch macht er wenigstens den Behörden Freude mit seiner Bussenflut? Mitnichten. 

Niclas Matthei fotografiert Parksünder und verzeigt sie dann über eine App beim Ordnungsamt.
Foto: Screenshot Spiegel TV
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Den Bürgermeister Enrico Schilling (44) nervt das Vorgehen des Hilfssheriffs gewaltig, wie er zur «Bild» sagt. «Herr Matthei treibt seit vielen Jahren hier sein Unwesen. Ich bin weit weg von einem Schmunzeln. Er flutet das Ordnungsamt.» 

Anzeigen sind mangelhaft

Das Problem an Mattheis Bussen-Sammlerei: Seine Anzeigen sind oft mangelhaft. Er tätigt diese über eine entsprechende App, wie er gegenüber «Spiegel TV» demonstrierte. Schilling sagt nun aber, dass «99,9 Prozent der Anzeigen» nicht die Qualität aufwiesen, um vor Gericht Bestand zu haben. Schilling zu «Bild»: «Vielleicht bei einer Handvoll Anzeigen kommt dabei etwas raus.» 

Er hofft, dass sich der junge Mann «mit seiner Inselintelligenz» ein passenderes Betätigungsfeld suche. 

Schilling nervt dabei aber auch, dass der junge Mann sozialen Unfrieden bringt. Sein Vorgehen provoziere, ausserdem blockiere er Einsatzkräfte, die dann bei Notfällen fehlen würden. Nun prüfe man rechtliche Massnahmen gegen Matthei. Der Bürgermeister sagt: «Einen solchen Unfug kann man nicht dulden.» (neo)

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