Ex-US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ist tot
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Er wurde 88 Jahre alt
Ex-US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld ist tot

Der frühere US-Verteidigungsminister Donald Rumsfeld (†88) ist tot. Der republikanische Politiker sei im Kreis seiner Familie in Taos im US-Bundesstaat New Mexico gestorben, teilte die Familie am Mittwoch in einer Stellungnahme mit.
Publiziert: 30.06.2021 um 21:44 Uhr
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Aktualisiert: 01.07.2021 um 06:38 Uhr
Der ehemalige Verteidigungsminister der USA, Donald Rumsfeld (†88), ist tot.
Foto: AFP

Der Republikaner war von 2001 bis 2006 Pentagon-Chef unter dem damaligen Präsidenten George W. Bush und Chefplaner des Militäreinsatzes im Irak. Unter Ex-Präsident Gerald Ford war Rumsfeld von 1975 bis 1977 der jüngste Verteidigungsminister der US-Geschichte – im Kabinett Bush seinerzeit der älteste.

Rumsfeld hatte viele Kritiker. Der ehemalige US-Senator John McCain sagte 2007 über seinen Parteikollegen, dieser werde «als einer der schlechtesten Verteidigungsminister überhaupt in die Geschichte eingehen». In Verbindung mit dem Krieg war Rumsfeld nach einer schweren Schlappe der Republikaner bei Kongresswahlen zurückgetreten.

Grossvater stammte aus Deutschland

Rumsfeld wurde am 9. Juli 1932 im Bundesstaat Illinois im Mittleren Westen der USA geboren. Sein Grossvater stammte aus Bremen. Nach seinen Jahren als Pilot und Fluglehrer bei der US-Marine kam Rumsfeld 1957 nach Washington, wo er für einen Kongressabgeordneten arbeitete. Mit 30 Jahren wurde der Republikaner selbst ins Repräsentantenhaus gewählt.

1969 schied er aus dem Parlament aus, um unter Präsident Richard Nixon verschiedene Beraterfunktionen auszuüben. Nach einem Jahr als Botschafter bei der Nato in Brüssel kehrte er nach Washington zurück und wurde unter Präsident Gerald Ford von 1975 bis 1977 der jüngste Verteidigungsminister der US-Geschichte.

Raketenabwehr im All

Unter George W. Bush war er dann ab 2001 der seinerzeit älteste Verteidigungsminister. Rumsfeld setzte sich vehement für den Aufbau einer Raketenabwehr im All ein. Er war es auch, der aus der schwer gepanzerten US-Streitmacht des Kalten Krieges eine hoch mobile Truppe mit High-Tech-Waffen machte.

Am stärksten wird der «Falke» im Pentagon jedoch wegen des Irakkriegs in Erinnerung bleiben, der mit dem Einmarsch im März 2003 und dem Sturz des damaligen Präsidenten Saddam Hussein begann. Als Chefplaner des Militäreinsatzes geriet Rumsfeld wiederholt heftig in die Kritik und stand mehrere Male vor dem Rücktritt.

Skandal um irakisches Gefängnis

Als seinen grössten Fehler bezeichnete Rumsfeld in seinen Memoiren, dass er nicht im Mai 2004 als Pentagon-Chef zurückgetreten sei. Kurz zuvor hatte der US-Sender CBS erste Fotos veröffentlicht, die Misshandlungen irakischer Gefangener durch US-Wachleute im Gefängnis Abu Ghoreib bei Bagdad zeigten. Symbole des Skandals sind Bilder, auf denen eine US-Soldatin mit einem Gefangenen posiert, der wie ein Tier angeleint ist. Ein anderes Bild zeigt einen Häftling, der offenbar mit Elektroschocks gefoltert wird. Festgehalten wurde auch, wie Insassen sexuell missbraucht und gedemütigt wurden. Mehrere US-Soldaten wurden später angeklagt und verurteilt.

Für die Menschenrechtsverletzungen in US-Haftlagern wie in Abu Ghoreib machte der US-Senat 2008 unter anderem Rumsfeld mitverantwortlich. Die Bush-Regierung hatte stets einen Zusammenhang ihres «Krieges gegen den Terror» mit den skandalösen Vorgängen bestritten. Rumsfeld haftete zudem der Vorwurf an, 2002 mit der Genehmigung «aggressiver Verhörtechniken» bei mutmasslichen Terroristen im US-Gefangenenlager Guantánamo auf Kuba zu späteren Misshandlungen beigetragen zu haben. Ende 2006 trennte sich Bush von seinem Verteidigungsminister nach einer verheerenden republikanischen Niederlage bei der Kongresswahl.

Androhung einer Militäraktion

Bei den europäischen Verbündeten war Rumsfeld wegen seiner Einstufung Deutschlands und Frankreichs als «altes Europa» berühmt-berüchtigt. Die beiden Länder, die entschieden gegen den Irakkrieg waren, sah er im Gegensatz zu osteuropäischen Staaten wie Polen, Ungarn oder Tschechien, die sich unter den rund 40 Ländern der «Koalition der Willigen» einreihten.

Gut vier Jahre nach seinem Ausscheiden aus dem Amt rechnete Rumsfeld mit den einstigen Irakkriegsgegnern Gerhard Schröder und Jacques Chirac ab. In seinen Memoiren lastete er dem damaligen deutschen Bundeskanzler und dem französischen Ex-Präsidenten an, mit ihrer Opposition die Glaubwürdigkeit der amerikanischen Androhung einer Militäraktion untergraben zu haben.

Rüder Umgangston

Rumsfeld sagte über sich, er sei «massvoll». Doch Mitarbeiter und auch Offiziere soll er wegen seines selbstherrlichen und oft rüden Umgangstons vor den Kopf gestossen haben. Der ehemalige US-Präsident George H. W. Bush hat Rumsfeld als einen «arroganten Kerl» bezeichnet, der Ansichten anderer übergehe und seinem Sohn als Präsidenten «schlecht gedient» habe. In einer Dokumentation des US-Regisseurs Errol Morris kommt Rumsfeld selbstherrlich und arrogant rüber. In den Gesprächen mit dem Regisseur wollte Rumsfeld nicht nur nichts hinterfragen, er lächelte auch jeden Zweifel, jede Nachfrage mit einem breiten Grinsen weg.

In seiner langen Karriere - nach der er in die Privatwirtschaft wechselte - hat Rumsfeld viele Gespräche und Gedanken schriftlich festgehalten. Der Titel der Dokumentation «The Unknown Known» (2013) ist angelehnt an einen seiner berühmtesten Aussprüche in einer Pressekonferenz, wo es ebenfalls um Beweise für Massenvernichtungswaffen ging. Errol beschrieb Rumsfeld als Mensch, der sich selbst getäuscht habe. Mit einer Obsession mit Wörtern und Definitionen habe Rumsfeld andere Menschen und auch sich selbst manipuliert, sagte er. «Meine Interpretation ist: Rumsfeld hat sich in einem Meer aus Worten verloren.» (SDA/bra)

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