Erdbeben
Tausende verbringen erste Nacht nach Erdbeben in Italien in Zelten

Rom – Nach dem schweren Erdbeben in Mittelitalien haben Tausende Menschen die Nacht auf Montag in Zelten, Notunterkünften oder im Auto verbracht. Mehr als 15'000 Menschen seien in den Unterkünften des Zivilschutzes versorgt worden, teilte die Behörde am Montag mit.
Publiziert: 31.10.2016 um 13:06 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 21:11 Uhr
Betroffene des Erdbebens in der italienischen Region Marken haben ihre Häuser verlassen.
Foto: KEYSTONE/EPA ANSA/MASSIMO PERCOSSI

Die Zahl der Obdachlosen wird aber weit höher geschätzt. Allein aus der besonders schwer betroffenen Region um die Kleinstadt Norcia in der Region Umbrien wurden rund 4000 Menschen in Hotels an der Adriaküste ausquartiert.

Mehr als 10'000 weitere kamen demnach in Turnhallen oder anderen Behelfsunterkünften und in Zelten unter. Einige Menschen verbrachten die Nacht auch in einem Zug, den die Bahngesellschaft Trenitalia in der Stadt Fabriano zur Verfügung gestellt hatte. Nachbeben, darunter auch zwei von mehr als Stärke 4, in der sowieso schon hart getroffenen Region verunsicherten die Menschen weiter. Tote gab es nicht, auch weil viele Orte schon nach dem August-Beben teilweise geräumt waren.

«Die Seele Italiens ist unruhig», erklärte Premierminister Matteo Renzi in seinem Newsletter. Das Erdbeben habe «das Herz» Italiens verwüstet. «Diese Dörfer sind die Identität Italiens: Wir müssen alles wiederaufbauen, schnell und gut.»

Viele Menschen sind verzweifelt. «Schlafen? Hier wackelt alles, wie willst du da schlafen?», sagte der Bürgermeister des Dorfes Ussita, Marco Rinaldi. «Die Wahrheit ist, dass der Alptraum nicht vorbei ist, es ist die Angst, die uns einen neuen Schlag gibt.»

Viele Menschen wollten ihre Heimatorte nicht verlassen und schliefen in Autos. Auch Gebäude, die nicht in sich zusammengefallen sind, müssen von einem Techniker überprüft werden. Viele Menschen dürfen daher nicht in ihre Häuser zurück.

Die Benediktinermönche von Norcia wollten ihre zerstörte Stadt allerdings nicht verlassen. Bei dem Erdbeben wurde unter anderem die aus dem 14. Jahrhundert stammende Basilika des Heiligen Benedikts zerstört, die von den Mönchen betreut wurde.

In Norcia wurden mehrere Ordensschwestern gerettet, die sich in einem Klausurkloster befanden. Die Feuerwehrleute mussten das Tor aufbrechen, um zu den Klosterfrauen zu gelangen. Die italienische Regierung hatte bereits am Sonntag die Evakuierung von Norcia angeordnet.

Das Kabinett von Premier Renzi wollte am Montagabend zu einer Sitzung zusammenkommen und über Hilfe in der Apennin-Gebirgsregion beraten. Das Beben der Stärke 6,5 hatte am Sonntag historische Ortschaften zerstört. Dabei wurden auch Kulturgüter schwer beschädigt.

Das Kulturministerium erwarte nun seit dem schweren Beben im August, bei dem 298 Menschen starben, rund 5000 Hinweise auf mögliche Schäden, sagte die Ministeriums-Generalsekretärin Antonia Pasqua Recchia.

Selbst im rund 110 Kilometer Luftlinie von Norcia entfernten Rom entstanden Schäden. Die historische Verkehrsbrücke Ponte Mazzini über den Tiber, die Trastevere mit dem historischen Zentrum verbindet, wurde gesperrt. Ein möglicher Riss wurde untersucht, wie italienische Medien mit Berufung auf die Feuerwehr berichteten.

Auch zwei Kirchen im Stadtzentrum wurden aus Sicherheitsgründen gesperrt, darunter nach Informationen der Nachrichtenagentur Ansa die Kirche San Francesco im Stadtviertel Monti und die Kirche am Platz Sant'Eustachio im historischen Stadtzentrum, der bei Touristen sehr beliebt ist.

Risse bildeten sich auch in der von Francesco Borromini konstruierten Kuppel der Kirche Sant Ivo alla Sapienza im Zentrum der Ewigen Stadt. Das Kolosseum und die Peterskirche im Vatikan wurden Kontrollen unterzogen.

Auch in der Adria-Küstenstadt Ancona in der Region Marken meldeten sich zahlreiche Bewohner bei den Behörden, um ihre Gebäude überprüfen zu lassen.

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