Hier zerstören israelische Raketen ein Mediengebäude
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Bewohner wurden gewarnt:Hier zerstören israelische Raketen ein Mediengebäude

Erklärung für Bomben-Hagel
So rechtfertigt Israel den Angriff auf das Gaza-Medienhaus

Für den Luftangriff auf ein Medienhaus im Gaza-Streifen Ende Mai wurde Israel international kritisiert. Nun hat die Armee eine detaillierte Erklärung zur Attacke nachgeliefert.
Publiziert: 08.06.2021 um 21:54 Uhr

Nach dem international kritisierten Luftangriff auf ein Gebäude mit Medienbüros in Gaza-Stadt vor mehreren Wochen hat Israels Militär die Gründe für die Zerstörung des Hochhauses näher erläutert. Die islamistische Hamas habe dort an einer Technologie gearbeitet, die den Einsatz von Israels Raketenabwehr «Iron Dome» stören sollte, hiess es in einer Erklärung der Armee vom Dienstag.

Die dafür notwendige spezielle Ausrüstung hätten Islamisten in dem Gebäude gelagert gehabt. Durch den Einsturz des Hochhauses sollte diese den Angaben zufolge zerstört werden.

Israel hatte Zivilisten vor Angriff gewarnt

Israels Luftwaffe hatte das Hochhaus im Gazastreifen Mitte Mai im Zuge des jüngsten bewaffneten Konflikts mit militanten Palästinensern angegriffen. Dabei wurden unter anderem Büros der amerikanischen Nachrichtenagentur Associated Press (AP) und des katarischen TV-Senders Al-Jazeera zerstört. Die Zivilisten in dem Haus waren zuvor von israelischer Seite gewarnt worden und kamen nach Armee-Angaben nicht zu Schaden. Die AP reagierte entsetzt, Journalistenverbände erhoben schwere Vorwürfe.

Am 15. Mai bombardierte die israelische Luftwaffe ein Mediengebäude im Gazastreifen.
Foto: keystone-sda.ch
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Die nun nachgeschobene Begründung für den Angriff fiel detaillierter aus als die erste Stellungnahme der israelischen Armee. Diese hatte zunächst eher vage davon gesprochen, dass auch der Militärgeheimdienst der Hamas das Gebäude genutzt habe.

Israel wirft der Hamas immer wieder vor, militärische Ausrüstung in zivil genutzten Gebäuden unterzubringen und Raketen bewusst aus Positionen zwischen Wohngebäuden abzuschiessen, um der israelischen Armee eine völkerrechtskonforme Vernichtung dieser Ziele zu erschweren. (cat/SDA)

Der Nahostkonflikt im Zeitstrahl

Seit der Gründung des Staates Israel kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit den Nachbarn. Der erste Nahostkrieg war für Israel ein Unabhängigkeitskrieg – für die Palästinenser hingegen der Beginn der «Nakba» (Katastrophe), ihrer Flucht und Vertreibung.

29. November 1947: Die Vollversammlung der Vereinten Nationen ruft zur Teilung des britischen Mandatsgebiets Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Staat auf (Resolution 181). Die Juden stimmen zu, die Araber in Palästina und die arabischen Staaten lehnen den Plan ab.

14. Mai 1948: David Ben Gurion verliest Israels Unabhängigkeitserklärung. Am Tag darauf erklären die arabischen Nachbarn Ägypten, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien den Krieg. Im Kampf kann der neue Staat sein Territorium vergrössern und den Westteil Jerusalems erobern. Rund 700'000 Palästinenser fliehen.

Oktober 1956: In der Suezkrise kämpfen israelische Truppen an der Seite Frankreichs und Grossbritanniens um die Kontrolle des Suezkanals, den Ägypten zuvor verstaatlicht hatte.

Juni 1967: Im Sechstagekrieg erobert Israel den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, das Westjordanland, Ostjerusalem und die Golanhöhen.

Oktober 1973: Eine Allianz arabischer Staaten unter Führung von Ägypten und Syrien überfällt Israel an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag. Nur unter schweren Verlusten gelingt es Israel, den Angriff abzuwehren.

März 1979: Israels Regierungschef Menachem Begin und Ägyptens Präsident Anwar al-Sadat schliessen einen von den USA vermittelten Friedensvertrag.

Juni 1982: Beginn der Operation «Frieden für Galiläa». Israel greift Stellungen der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO im Libanon an und marschiert ins Nachbarland ein.

September 1982: Christliche libanesische Milizionäre verüben in einem palästinensischen Flüchtlingslager das Massaker von Sabra und Schatila – in Sichtweite israelischer Kontrollposten. Israels Verteidigungsminister Ariel Sharon wird eine politische Mitverantwortung angelastet.

Dezember 1987: Ausbruch des ersten Palästinenseraufstands («Intifada»).

September 1993: Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat unterzeichnen die Oslo-Friedensverträge.

4. November 1995: Rabin wird nach einer Friedenskundgebung in Tel Aviv von einem jüdischen Fanatiker erschossen.

September 2000: Nach einem Besuch von Israels damaligem Oppositionsführer Ariel Sharon auf dem Tempelberg in Jerusalem bricht die zweite Intifada aus.

2002: Israel beginnt mit dem Bau einer 750 Kilometer langen Sperranlage rund ums Westjordanland. Zäune und Mauern verlaufen zum Teil auf palästinensischem Gebiet.

August 2005: Gegen den Widerstand der Siedler räumt Israel alle Siedlungen im Gazastreifen und zieht seine Truppen aus dem Palästinensergebiet am Mittelmeer ab.

Juli 2006: Israel und die libanesische Hisbollah-Miliz liefern sich einen einmonatigen Krieg.

Juni 2007: Die radikalislamische Hamas vertreibt in einem blutigen Machtkampf unter Palästinensern die Fatah von Mahmud Abbas aus dem Gazastreifen.

Jahreswende 2008/2009 bis August 2014: In drei Konflikten bekriegen sich das israelische Militär und die Hamas im Gazastreifen. Kurz vor dem Krieg 2014 scheitert der bisher letzte Versuch Israels und der Palästinenserführung von Abbas, am Verhandlungstisch einen Frieden zu vereinbaren.

Dezember 2017: US-Präsident Donald Trump verkündet den Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem. Die Entscheidung stösst international auf heftige Kritik.

Frühjahr 2018: Am Grenzzaun zwischen Israel und Gazastreifen beginnen wochenlange Demonstrationen von Palästinensern für das Recht auf Rückkehr ins Gebiet des heutigen Israel. Mehr als 100 werden von der Armee erschossen. Die USA eröffnen ihre Botschaft in Jerusalem.

Januar 2020: Trump und Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu präsentieren einen Nahost-Friedensplan. Die Palästinenser sehen das Völkerrecht verletzt und lehnen ihn ab.

Mai 2021: In Jerusalem kommt es zu schweren Zusammenstössen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern. Aus dem Gazastreifen werden zahlreiche Raketen auf Israel abgefeuert, das mit massiven Luftangriffen reagiert. Dabei werden in Gaza Dutzende Palästinenser getötet. Israel mobilisiert Tausende von Reservisten. Internationale Unterhändler versuchen, möglichst bald eine neue Waffenruhe zu erreichen. (SDA)

Seit der Gründung des Staates Israel kommt es immer wieder zu bewaffneten Auseinandersetzungen mit den Nachbarn. Der erste Nahostkrieg war für Israel ein Unabhängigkeitskrieg – für die Palästinenser hingegen der Beginn der «Nakba» (Katastrophe), ihrer Flucht und Vertreibung.

29. November 1947: Die Vollversammlung der Vereinten Nationen ruft zur Teilung des britischen Mandatsgebiets Palästina in einen jüdischen und einen arabischen Staat auf (Resolution 181). Die Juden stimmen zu, die Araber in Palästina und die arabischen Staaten lehnen den Plan ab.

14. Mai 1948: David Ben Gurion verliest Israels Unabhängigkeitserklärung. Am Tag darauf erklären die arabischen Nachbarn Ägypten, Jordanien, Libanon, Irak und Syrien den Krieg. Im Kampf kann der neue Staat sein Territorium vergrössern und den Westteil Jerusalems erobern. Rund 700'000 Palästinenser fliehen.

Oktober 1956: In der Suezkrise kämpfen israelische Truppen an der Seite Frankreichs und Grossbritanniens um die Kontrolle des Suezkanals, den Ägypten zuvor verstaatlicht hatte.

Juni 1967: Im Sechstagekrieg erobert Israel den Gazastreifen, die Sinai-Halbinsel, das Westjordanland, Ostjerusalem und die Golanhöhen.

Oktober 1973: Eine Allianz arabischer Staaten unter Führung von Ägypten und Syrien überfällt Israel an Jom Kippur, dem höchsten jüdischen Feiertag. Nur unter schweren Verlusten gelingt es Israel, den Angriff abzuwehren.

März 1979: Israels Regierungschef Menachem Begin und Ägyptens Präsident Anwar al-Sadat schliessen einen von den USA vermittelten Friedensvertrag.

Juni 1982: Beginn der Operation «Frieden für Galiläa». Israel greift Stellungen der Palästinensischen Befreiungsorganisation PLO im Libanon an und marschiert ins Nachbarland ein.

September 1982: Christliche libanesische Milizionäre verüben in einem palästinensischen Flüchtlingslager das Massaker von Sabra und Schatila – in Sichtweite israelischer Kontrollposten. Israels Verteidigungsminister Ariel Sharon wird eine politische Mitverantwortung angelastet.

Dezember 1987: Ausbruch des ersten Palästinenseraufstands («Intifada»).

September 1993: Israels Ministerpräsident Yitzhak Rabin und PLO-Chef Jassir Arafat unterzeichnen die Oslo-Friedensverträge.

4. November 1995: Rabin wird nach einer Friedenskundgebung in Tel Aviv von einem jüdischen Fanatiker erschossen.

September 2000: Nach einem Besuch von Israels damaligem Oppositionsführer Ariel Sharon auf dem Tempelberg in Jerusalem bricht die zweite Intifada aus.

2002: Israel beginnt mit dem Bau einer 750 Kilometer langen Sperranlage rund ums Westjordanland. Zäune und Mauern verlaufen zum Teil auf palästinensischem Gebiet.

August 2005: Gegen den Widerstand der Siedler räumt Israel alle Siedlungen im Gazastreifen und zieht seine Truppen aus dem Palästinensergebiet am Mittelmeer ab.

Juli 2006: Israel und die libanesische Hisbollah-Miliz liefern sich einen einmonatigen Krieg.

Juni 2007: Die radikalislamische Hamas vertreibt in einem blutigen Machtkampf unter Palästinensern die Fatah von Mahmud Abbas aus dem Gazastreifen.

Jahreswende 2008/2009 bis August 2014: In drei Konflikten bekriegen sich das israelische Militär und die Hamas im Gazastreifen. Kurz vor dem Krieg 2014 scheitert der bisher letzte Versuch Israels und der Palästinenserführung von Abbas, am Verhandlungstisch einen Frieden zu vereinbaren.

Dezember 2017: US-Präsident Donald Trump verkündet den Umzug der US-Botschaft von Tel Aviv nach Jerusalem. Die Entscheidung stösst international auf heftige Kritik.

Frühjahr 2018: Am Grenzzaun zwischen Israel und Gazastreifen beginnen wochenlange Demonstrationen von Palästinensern für das Recht auf Rückkehr ins Gebiet des heutigen Israel. Mehr als 100 werden von der Armee erschossen. Die USA eröffnen ihre Botschaft in Jerusalem.

Januar 2020: Trump und Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu präsentieren einen Nahost-Friedensplan. Die Palästinenser sehen das Völkerrecht verletzt und lehnen ihn ab.

Mai 2021: In Jerusalem kommt es zu schweren Zusammenstössen zwischen israelischen Sicherheitskräften und Palästinensern. Aus dem Gazastreifen werden zahlreiche Raketen auf Israel abgefeuert, das mit massiven Luftangriffen reagiert. Dabei werden in Gaza Dutzende Palästinenser getötet. Israel mobilisiert Tausende von Reservisten. Internationale Unterhändler versuchen, möglichst bald eine neue Waffenruhe zu erreichen. (SDA)

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