Ein Land steht unter Schock. Ringier-Journalist Jan Kuciak (†27) wurde am Sonntag zusammen mit seiner Freundin in ihrem Haus im Nordwesten der Slowakei erschossen aufgefunden. Die Spuren führen in die Regierungspartei, in italienische Mafia-Kreise und zu Maria Troskova (29).
Bisher hat sich wohl hauptsächlich die slowakische Klatschpresse um das ehemalige Model und Finalistin der slowakischen Ausgabe von Miss Universe gekümmert. So operierte sich die Frau bereits mit 22 Jahren ihre Brüste – «für sich selbst».
In den letzten zehn Jahren hat das Model jedoch eine ganz andere Karriere verfolgt: Sie fungiert nun als Assistentin des Ministerpräsidenten Robert Fico. Eine offizielle Jobbeschreibung gibt es laut Kuciaks Recherchen nicht.
Die Schöne und der Ministerpräsident
Ringier-Journalist Kuciak deckte jedoch noch ganz andere Stationen im Lebenslauf des Models auf. Die Frau aus Puchov, nahe der Grenze zu Tschechien, hat Management in Trencin studiert. Und pflegte eine enge Geschäftspartnerschaft mit dem mutmasslichen Mafioso Antonio Vadala aus dem kalabresischen Libri-Clan. Dieser lebt heute in der Slowakei. Er soll dort ein Netzwerk von Agrarbetrieben besitzen. Die Firma dazu, GIA Management, hat er sogar mit dem Model 2011 gemeinsam gegründet.
Dann schaffte es Troskova in die Politik. Und das via einen Ex-Politiker, der erst gerade inhaftiert wurde, weil er in den 90er-Jahren Auftragskiller auf einen Geschäftspartner hetzte.
Das Model arbeitete erst für den Abgeordneten Viliam Jasan – der ebenfalls eine enge Verbindung zu Mafiaboss Vadala hat. Dann wurde die Miss-Finalistin Assistentin von Ministerpräsident Fico – obwohl sie von Politik keine Ahnung hat. Jasan wurde Ficos Büroleiter. Die Schöne und der Ministerpräsident machten schnell in der Klatschpresse von sich reden. Ihre ausgedehnten Staatsreisen gaben Anlass zu vielen Gerüchten.
Troskova und Jasan zurückgetreten – vorerst
In dieser Zeit starteten jedoch in Italien die Ermittlungen zu Vadalas Drogenschmuggel-Aktivitäten – wie auch die Recherchen des Ringier-Journalisten Jan Kuciak. Die Polizei geht davon aus, dass genau diese Recherchen Kuciak ins Grab brachten.
In der slowakischen Politik hat Kuciaks Mord bereits Auswirkungen: Jasan und Troskova sind von ihren Ämtern zurückgetreten – aber nur vorerst. Sie weisen in einem Statement «jeglichen Zusammenhang mit der Tragödie» zurück.
Fico bleibt im Sattel. Kulturminister Marek Madarik (51) trat am Mittwoch zurück. «Nach der Ermordung eines Journalisten kann ich mir nicht vorstellen, in Ruhe weiter Chef dieses Ministeriums zu bleiben, das auch für die Medien zuständig ist», sagte er.