Kommissar Zufall half kräftig mit
Podcaster spürten Klette schon vor der Polizei auf

Nur durch einen Zufall spürten die Macher eines Podcasts die seit Jahren gesuchte Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette (65) auf – allerdings nur im Internet.
Publiziert: 29.02.2024 um 02:33 Uhr
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Aktualisiert: 29.02.2024 um 10:04 Uhr

Ein Hörer meldete sich bei den Podcast-Machern von «Undone» mit einer schier unglaublichen Geschichte: Eine ältere Frau habe sich an einer Party als Ex-RAF-Terroristin Daniela Klette zu erkennen gegeben, habe entsprechende Andeutungen gemacht und ein altes Fahndungsplakat von sich gezeigt.

Der Hörer lieferte den Podcastern auch ein Foto der angeblichen Ex-RAF-Terroristin, diese holten sich den kanadischen Bellingcat-Rechercheur Michael Colborne zu Hilfe. Colborne musste den Hörer aber enttäuschen: Eine Gesichtserkennungssoftware ergab keinen Abgleich mit den alten Fahndungsfotos.

Umgekehrte Suche führte zum Erfolg

Was Colborne aber machte: Er fütterte die Software mit den alten Fahndungsbildern von Klette – und diese spuckte Bilder einer Frau aus, die sich in der Berliner Afrobrasil-Szene bewegte und den Kampftanz Capoeira betrieb. Die Bilder stimmten überein. Konnte es wirklich sein, dass die Ex-Terroristin mitten in Berlin lebte?

Daniela Klette unterhielt unter einem falschen Namen ein Facebook-Profil. Dort postete sie Gruppenbilder mit Freunden aus der Capoeira-Szene.
Foto: Facebook
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Die Podcast-Macher besuchten den Capoeira-Club und mussten erfahren, dass die besagte Frau seit längerem nicht mehr zum Training erschienen war. Aufspüren konnten sie die Frau nicht – und so verlief die Spur im Sand. Ganz trauten die Macher der Software am Schluss nicht.

Jetzt stellt sich heraus: Es war in der Tat Daniela Klette, die als «Claudia Ivone» in Berlin in der Capoeira-Szene aktiv war und sich laut «Spiegel» jahrelang in brasilianischen Kulturvereinen engagierte.

Innert einer halben Stunde ein Treffer

Doch führte der Hinweis der Podcast-Macher zur Festnahme von Klette? Das ist nicht klar, da das Landeskriminalamt mitteilte, man habe den entscheidenden Hinweis im November 2023 aus der Bevölkerung erhalten – kurz vor Erscheinen des Podcasts.

Die Macher des Podcasts sagen zum «Spiegel», dass sie sich mit den Ermittlern ausgetauscht hätten, aber nur, um ihre eigenen Recherchen zu verifizieren.

Michael Colborne sagt, es habe ihn eine halbe Stunde nach Feierabend gekostet, die Software mit den entsprechenden Bildern zu füttern – und einen Treffer zu erzielen. Es stellt sich die Frage: Wenn das Aufspüren der gesuchten Terroristin mittels Software so einfach war, warum hat die Polizei das nicht längst getan? Laut «Spiegel» könnten den Ermittlern rechtliche Hürden im Weg gestanden sein. (neo)

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