Ausland wundert sich über «schön lockere und sorglose» Schweizer
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«Schön locker und sorglos»:Ausland wundert sich über «lasche Schweizer»

Explodierende Corona-Infektionszahlen
Ausland wundert sich über «schön lockere und sorglose» Schweizer

Die Schweiz zahle wegen verschleppter Corona-Massnahmen den «Preis der Entspannung», wird im Ausland kommentiert. Auch von «realitätsfremder Selbstüberschätzung» ist die Rede. Man wundert sich im Ausland über das bedächtige Corona-Management von Bund und Kantonen.
Publiziert: 30.10.2020 um 00:46 Uhr
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Aktualisiert: 30.10.2020 um 12:10 Uhr

Schon vor den am Mittwoch neu ergriffenen Corona-Massnahmen des Bundesrats schrieb die «Süddeutsche Zeitung» von «misslichen Entscheidungen» in der Schweiz. Das Land zahle jetzt den «Preis der Entspannung». Zu Beginn der Pandemie sei aufgefallen, wie ruhig und besonnen in der Schweiz mit dem Virus umgegangen wurde – und wie schnell wieder Normalbetrieb herrschte. Man habe zu stark nur auf Eigenverantwortung gesetzt, wird Christian Althaus zitiert, Taskforce-Epidemiologe des Bundes: «Damit hat man es dem Virus bewusst erlaubt, sich langsam über die ganze Schweiz zu verbreiten.»

Deutliche Worte wählt die «Zeit». Ein paar Monate nach dem Bonmot von Gesundheitsminister Alain Berset (48): «Wir können Corona», sei in der Schweiz alles anders. Das Wochenmagazin geht mit dem Bundesrat hart ins Gericht. Während sich andere Länder in diesem Herbst mit harten Massnahmen überbieten, schreckten die meisten Kantonsregierungen in der Deutschschweiz vor eben diesen zurück.

«Realitätsfremde Selbstüberschätzung»

«Uns passiert schon nichts. Kommt schon gut», hätten sich Regierung und Behörden gesagt. Das bundesrätliche Selbstlob sei zum Mantra geworden. «Das Resultat dieses stetigen Sich-selber-auf-die-Schultern-Klopfens, wie so oft in der Schweiz: realitätsfremde Selbstüberschätzung.»

Das komme schon gut, habe sich die Schweiz gedacht.
Foto: Keystone
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Der «Südkurier» fragt: «Kann die Schweiz die zweite Corona-Welle noch unter Kontrolle bringen?», und ob «vom Bund zu wenig Regeln» gekommen seien. Die Zeitung spricht von «lascheren» Massnahmen als etwa in Deutschland. «Ob die Massnahmen ausreichen, um die rasante Ausbreitung abzufangen, muss sich zeigen.»

Die «FAZ» meldet, gerade in den Schweizer Bergen sei «das Zähneklappern gross». Die Regierung in Bern habe keinen allgemeinen Lockdown geplant. Dieser würde insbesondere die «Bergregionen ins Mark treffen». Obwohl die Schweiz einen Teil-Lockdown wie in den Nachbarländern Deutschland und Frankreich aufschiebe, viele ausländische Gäste würden dem Land im Winter wohl fernbleiben. Deutschland hat die gesamte Schweiz zum Risikogebiet erklärt: «In so einer kritischen Phase wird kaum ein Deutscher einen Skiurlaub in der Eidgenossenschaft planen.» (kes)

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