Exportstopp von AstraZeneca
EU-Kommission bekräftigt Bereitschaft für Ausfuhrstopp

Ein Ausfuhrstopp der EU für den Corona-Impfstoff des britisch-schwedischen Herstellers Astrazeneca rückt näher. Ursula von der Leyen hatte Astrazeneca am Wochenende erneut mit einem Exportverbot gedroht.
Publiziert: 23.03.2021 um 11:47 Uhr

«Wir werden handeln», sagte die Generaldirektorin der Gesundheitsabteilung der EU-Kommission, Sandra Gallina, am Dienstag bei einer Anhörung im EU-Parlament. Das Unternehmen habe dem Ansehen der EU durch sein vertragswidriges Vorgehen «enorm» geschadet.

EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hatte Astrazeneca am Wochenende erneut mit einem Exportverbot gedroht, sollte der Pharmakonzern nicht seine vertraglichen Lieferpflichten gegenüber der EU erfüllen. Sie warf dem Unternehmen vor, im ersten Quartal nur 30 Prozent der vereinbarten Menge an die EU geliefert zu haben.

Unternehmen hat Ruf der EU schwer beschädigt

«Die fehlenden Dosen von Astrazeneca haben in ganz Europa ein sehr ernstes Problem geschaffen», sagte Gallina. «Insgesamt hat Astrazeneca uns allen einen schlechten Ruf eingebracht.» Die EU-Kommission, welche die Impfstoffbeschaffung im Namen der Mitgliedstaaten organisiert, war wegen der allgemeinen Knappheit von Corona-Impfstoffen in die Kritik geraten.

Der britisch-schwedische Hersteller Astrazeneca habe im ersten Quartal nur 30 Prozent der vereinbarten Menge geliefert.
Foto: JUSTIN TALLIS

Brüssel liegt vor allem im Streit mit Grossbritannien, das von Lieferproblemen bei Astrazeneca bislang deutlich weniger betroffen ist und zugleich grosse Mengen Impfstoff anderer Hersteller aus der EU importiert. Astrazeneca begründet die Lieferengpässe damit, dass die Probleme hauptsächlich in Produktionsstätten in der EU aufgetreten seien.

Kommissionsvertreterin Gallina schloss aus, dass die EU auch Impfstoffexporte anderer Hersteller blockieren würde. Biontech/Pfizer und Moderna etwa würden ihre Verpflichtungen gegenüber der EU erfüllen, «und das ist, was für uns zählt», sagte die Italienerin.

«Wir haben ein Problem mit Astrazeneca»

Im Zentrum der Debatte um Exportbeschränkungen steht nun ein Werk in den Niederlanden, das bald die Produktion von Astrazeneca-Impfstoff aufnehmen soll. Die EU und Grossbritannien beanspruchen die künftige Produktion nach Angaben aus Brüssel und London für sich.

Das Thema dürfte beim Videogipfel der EU-Staats- und Regierungschef am Donnerstag und Freitag zur Sprache kommen. Ein niederländischer Regierungsvertreter sprach sich grundsätzlich für einen Kompromiss aus. Ein Ausfuhrverbot wäre ein «Lose-Lose-Szenario». Den Haag werde aber der Kommission in ihrer Entscheidung folgen - und notfalls den Exportstopp durchsetzen, fügte er hinzu.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sicherte Kommissionspräsidentin von der Leyen in der Nacht zum Dienstag ihre Unterstützung zu. «Wir haben ein Problem mit Astrazeneca», sagte sie im Anschluss an die Konferenz mit den Ministerpräsidenten. Kritik kam hingegen aus Irland. Regierungschef Micheal Martin sprach sich am Montag strikt gegen Exportverbote aus (AFP).

Astrazeneca

Der britisch-schwedische Pharmariese Astrazeneca hat diesen vektorbasierten Impfstoff zusammen mit der Universität Oxford entwickelt. Vektorbasiert, das heisst sogenannte Vektorviren lösen in menschlichen Immunzellen die Produktion von Antikörpern gegen das neuartige Coronavirus aus. Dieses Verfahren hat sich bereits bei einem Impfstoff gegen Ebola bewährt.

Zulassung: Das Gesuch ist in der Schweiz und in der EU in Prüfung. In Grossbritannien wird seit Anfang Januar dank einer Notzulassung geimpft. Letztere gibt es in der Schweiz nicht.

Wirksamkeit: 14 Tage nach der zweiten Impfung soll die Wirksamkeit bei über 70 Prozent liegen.

Haltbarkeit: Bei Kühlschranktemperatur (2–8 Grad) bis zu sechs Monate.

Kosten: Der bislang günstigste Impfstoff für knapp zwei Franken pro Piks.

Nebenwirkungen: Erste Auswertungen zeigen eine allgemein gute Verträglichkeit, leichte Impfnebenwirkungen möglich (Fieber, Müdigkeit, Rötung der Einstichstelle).

Bestellmenge: 5,3 Millionen Impfdosen.

Pascal Soriot (61), Chef des britisch-schwedischen Pharmariesen Astrazeneca, hat das Pharmahandwerk unter anderem bei Roche gelernt.
Bloomberg via Getty Images

Der britisch-schwedische Pharmariese Astrazeneca hat diesen vektorbasierten Impfstoff zusammen mit der Universität Oxford entwickelt. Vektorbasiert, das heisst sogenannte Vektorviren lösen in menschlichen Immunzellen die Produktion von Antikörpern gegen das neuartige Coronavirus aus. Dieses Verfahren hat sich bereits bei einem Impfstoff gegen Ebola bewährt.

Zulassung: Das Gesuch ist in der Schweiz und in der EU in Prüfung. In Grossbritannien wird seit Anfang Januar dank einer Notzulassung geimpft. Letztere gibt es in der Schweiz nicht.

Wirksamkeit: 14 Tage nach der zweiten Impfung soll die Wirksamkeit bei über 70 Prozent liegen.

Haltbarkeit: Bei Kühlschranktemperatur (2–8 Grad) bis zu sechs Monate.

Kosten: Der bislang günstigste Impfstoff für knapp zwei Franken pro Piks.

Nebenwirkungen: Erste Auswertungen zeigen eine allgemein gute Verträglichkeit, leichte Impfnebenwirkungen möglich (Fieber, Müdigkeit, Rötung der Einstichstelle).

Bestellmenge: 5,3 Millionen Impfdosen.

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