Friedensnobelpreis-Anwärter Weisshelme
Assad nimmt die «Helden von Aleppo» ins Visier

Eben erst wurde die syrische Zivilschutzorganisation mit dem Alternativen Nobelpreis ausgezeichnet. Jetzt macht das Regime von Baschar al-Assad (51) offenbar gezielt Jagd auf die so genannten Weisshelme.
Publiziert: 26.09.2016 um 11:15 Uhr
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Aktualisiert: 28.09.2018 um 17:21 Uhr

Sie sind die unbestrittenen Helden des syrischen Bürgerkriegs: Die Weisshelme, eine Zivilschutzorganisation von Freiwilligen, hat gemäss eigenen Angaben seit ihrer Gründung im Jahr 2013 bereits 60'000 Zivilisten nach Bombenangriffen aus Trümmern gerettet.

Ein Freiwilliger der syrischen Zivilschutzes rettet ein Kind (Archiv).
Foto: Ibrahim Ebu Leys/Anadolu Agency

Mitte September beleuchtete eine Doku des TV-Streamingdienstes Netflix ihre brandgefährliche Arbeit. Vergangenen Donnerstag wurden sie mit dem Alternativen Nobelbreis Right Livelihood Award ausgezeichnet. Zudem gelten die Weisshelme als Kandidaten für den Friedensnobelpreis, der am 7. Oktober vergeben wird. 

Für den syrischen Diktator Baschar al-Assad (51) ist das offenbar zu viel der Ehre. Seine Armee hat die Organisation in den vergangenen Tagen gezielt ins Visier genommen.

Operationszentralen zerstört

Medienberichten zufolge wurden bei Luftschlägen auf von Rebellen besetzte Teile von Aleppo in nur einer Nacht drei von vier Operationszentralen der Weisshelme angegriffen. Zahlreiche Fahrzeuge wurden zerstört. Eine Feuerwehrwache wurde schwer beschädigt. Und auch eine Rettungsstation, die in der Netflix-Doku eine prominente Rolle spielt, wurde dem Erdboden gleichgemacht.

Weisshelme im vergangenn Juni bei einem Einsatz in Norden Aleppos.
Foto: THAER MOHAMMED/AFP

«Menschen schreien unter den Trümmern, aber wir können ihnen nicht helfen», klagte Zivilschutz-Chef Ammar al Selmo der Nachrichtenagentur Reuters. «Unsere Arbeit musste gestoppt werden, weil wir kein Benzin mehr haben, Ausrüstung zerstört wurde und die Angriffe sehr intensiv waren.»

Dem Regime ein Dorn im Auge

Die Attacken auf die Weisshelme kommen nicht von ungefähr. Das syrische Regime und seine Verbündeten behaupten schon lange, die Organisation sei nichts anders als ein PR-Vehikel westlicher Staaten und sympathisiere nicht zuletzt mit dschihadistischen Gruppierungen.

Foto: Ameer Alhalbi/AFP

Sicher ist: Für ihren Einsatz zahlen die Helfer einen hohen Preis. Deutlich mehr als Hundert der insgesamt rund 3000 Freiwilligen sind im syrischen Bürgerkrieg bereits ums Leben gekommen.

Unter ihnen auch der «Held von Aleppo», Khaled Omar: Der 31-Jährige erlangte 2014 durch ein Video Bekanntheit, das ihn bei der elfstündigen Rettung eines zehn Tage alten Säuglings zeigt. Khaled Omar wurde Mitte August bei einem Fassbombenangriff getötet. (bau) 

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