Für den Gegner gibts praktisch keinen Schutz
Das ist Israels geheime Atom-Rakete Jericho

Ihre Existenz ist nicht bestätigt, aber ein offenes Geheimnis. Mit Jericho könnte Israel grossflächigen Schaden anrichten. Blick erklärt die Atom-Rakete.
Publiziert: 12.10.2023 um 10:16 Uhr
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Aktualisiert: 12.10.2023 um 14:08 Uhr
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Sven ZieglerRedaktor News

Nach dem Angriff der radikalislamischen Hamas auf Israel fordern israelische Politiker Vergeltung. Bereits jetzt führt die israelische Armee Angriffe auf Stellungen der Hamas durch und beschiesst etwa Gebäude im Gazastreifen. Doch einigen Politikern geht das nicht weit genug. 

Die israelische Politikerin Revital Gotliw (47), die dem stark rechten Flügel der Likud-Partei zugeordnet wird, forderte am Mittwoch öffentlich den Einsatz einer Nuklearbombe gegen die Hamas. Dabei erwähnte sie auch die Jericho-Rakete – eine Nuklearwaffe, deren Existenz Israel nie öffentlich bestätigt hat. Die Existenz der Jericho ist allerdings ein offenes Geheimnis. 

Eine nicht näher beschriebene israelische Rakete bei einem Test: Laut Experten soll es sich um die Jericho 3 handeln.
Foto: Wikimedia
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Tatsächlich steckt hinter Jericho ein Waffenprogramm von ballistischen Boden-Boden-Raketen. Schon 1963 entstand die Jericho-1 Rakete. Mit einer Länge von 13,4 Metern war sie verhältnismässig eher klein, wie Daten des britischen International Institute for Strategic Studies zeigen. Auch das Gewicht fiel mit 6,5 Tonnen eher gering aus. Dafür konnte die Rakete eine Nutzlast von rund 1000 Kilogramm aufweisen. Die Reichweite war mit 500 Kilometern eher klein. Die Jericho 1 ist mittlerweile ausser Dienst gestellt.

Mehrere Modelle von Jericho

1977 begann Israel mit der Entwicklung des Nachfolgemodells Jericho 2. Mit einer Grösse von rund 14 Metern und einem Durchmesser von 1,35 Metern war die Rakete zwar grösser, die Nutzlast blieb allerdings gleich. Dafür konnte die Rakete deutlich weiter fliegen: Die Reichweite betrug 1500 Kilometer. Auch diese Rakete ist mittlerweile ausser Dienst gestellt. 

Zwei Jahrzehnte später startete die Entwicklung des aktuellen Modells Jericho 3. Die Mittelstreckenrakete ist bis heute im Dienst, so zumindest die Annahme internationaler Militäranalysten. Von Israel selbst gibt es keine Bestätigung zum Besitz der Jericho-Raketen. Laut dem Center for Strategic and International Studies (CSIS) in Washington (USA) wurde Jericho 3 das erste Mal im Jahr 2008 getestet. Seit 2011 kann sie tatsächlich eingesetzt werden. 

Die Jericho 3 kann gemäss Wissenschaftlern des Lawrence Liuvermore National Laboratory in den USA einen Atomsprengkopf «zwischen 5000 und 6500 Kilometer weit transportieren». «Eine Jericho-3-Rakete mit einer Nutzlast von bis zu 1000 Kilo könnte Israel in die Lage versetzen, einen nuklearen Schlag gegen alle Länder des Nahen Ostens (einschliesslich Iran), Afrika, Europa und Asien durchzuführen», schreibt die Militär-Datenwebseite Global Security. Aber auch der Einsatz mit konventionellen Gefechtsköpfen oder Streumunition ist möglich. 

Israel zerstört die Islamische Universität Gaza
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Video zeigt den Angriff:Israel zerstört die Islamische Universität Gaza

In Bunker gelagert

Der Nuklear-Sprengkopf an der Spitze der Rakete soll zwischen 750 und 1500 Kilogramm schwer sein, die Zerstörung wäre immens. Gesteuert wird die Rakete mit einem aktiven Leitwerk, das den Kurs immer wieder anpasst. Der Mechanismus basiert laut den Daten des CSIS dabei auf einer Kombination aus GPS-Satellitendaten und Trägheitsnavigation.

Die Jericho-Raketen werden von mobilen Systemen aus abgefeuert und können extrem schnell verlegt werden. Genaue Abschusspunkte und damit eine gezielte Zerstörung sind damit für den Gegner praktisch unmöglich. Ausserdem sollen die Raketen hohe Geschwindigkeiten knapp unterhalb der Schallgrenze erreichen, was einen Abschuss durch gegnerische Abwehrsysteme deutlich erschweren soll. 

Laut Militärexperten dürfte sich die grosse Mehrheit der Jericho-3-Raketen auf der Luftwaffenbasis Sdfot Micha rund 40 Kilometer südöstlich von Tel Aviv befinden. Die Raketen und die Abschussfahrzeuge seien dort in extra bombensicheren Bunkern unter der Erde abgestellt, schreibt das CSIS.

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