Geheime Daten zeigen
Das Millionen-Luxus-Netzwerk von Krypto-Betrügerin Ruja Ignatova (43)

Noch immer fehlt von Ruja Ignatova jede Spur. Die Krypto-Betrügerin befindet sich seit Jahren auf der Flucht – mit rund 500 Millionen Euro. Jetzt gibt es neue Details, wie die Bulgarin das viele Geld verprasste.
Publiziert: 15.05.2024 um 13:14 Uhr
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Aktualisiert: 15.05.2024 um 16:27 Uhr
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Johannes HilligRedaktor News

Plötzlich war sie weg – und mit ihr das Geld ihrer Opfer. Ruja Ignatova (43) zockte als Krypto-Betrügerin Millionen ab. Nachdem ihre Betrüger-Firma Onecoin aufgeflogen war, suchte sie das Weite. Viele hatten gehofft, dass die neue digitale Währung sie reich machen würde. So ähnlich wie bei der Währung Bitcoin. Die gebürtige Bulgarin, die über die deutsche Staatsangehörigkeit verfügt, pries das Projekt als «Bitcoin-Killer» an, es sollte also in Konkurrenz zur grössten Kryptowährung der Welt stehen. Alles Betrug!

Der Schaden soll in die Milliarden gehen. Ignatova selber soll sich davon 500 Millionen abgezwackt haben. Wo sie sich befindet, ist unklar. Viele Behörden wollen sie unbedingt schnappen. Darunter das FBI, das sie auf seiner «Most Wanted»-Liste führt. Die US-Behörde verspricht eine Belohnung von bis zu 250'000 US-Dollar (226'000 Franken) für Hinweise, die zu ihrer Festnahme führen.

Es geht um mehrere 100'000 Immobilien

Dafür ist nun klar, was die Bande rund um die Krypto-Betrügerin mit den vielen Millionen ihrer Opfer machte. Zugespielte Dokumente zeigen ein gigantisches Netzwerk aus Luxusimmobilien in Dubai. Die Daten wurden der US-Denkfabrik Center for Advanced Defense Studies zugespielt und danach von zahlreichen Medien zur Auswertung vorgelegt. Darunter auch der «Spiegel». Die Analyse zeigt: Es geht um mehrere 100'000 Immobilien. Darunter ein pompöses Penthouse, ganz oben im 14. Stock. Ruja Ignatova hatte die Luxuswohnung im Jahr 2015 gekauft – für damals 10 Millionen Dirham (2,4 Millionen Franken). Dafür bekam sie jede Menge Platz. Fast 500 Quadratmeter, wie der «Spiegel» schreibt.

Ruja Ignatova zählt zu den meistgesuchten Frauen der Welt. Der Grund: Sie soll Anleger mit ihrer betrügerischen Krypto-Firma um Millionen, wenn nicht Milliarden gebracht haben.
Foto: Zvg
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Auch ihre Betrüger-Kollegen kauften fleissig Villen und Wohnungen. Der genaue Betrag ist nicht bekannt. Schnell baute sich die Krypto-Bande ein Netzwerk in Dubai auf, natürlich mit jeder Menge Geld. So soll zum Beispiel ein leitender Mitarbeiter einer Bank zu seiner Hochzeit ein grosszügiges Geschenk bekommen haben. Der Wert: mehr als 100'000 US-Dollar (90'000 Franken).

«Ruja von Arabien»

Dass sich die Krypto-Betrügerin und ihre Bande ausgerechnet in Dubai breitmachten, ist kein Zufall. Ihr Geld ist dort gut angelegt. Die Betrüger-Millionen konnten schnell in Immobilien investiert werden. Hinzu kommt, dass Dubai kaum Auslieferungsabkommen hat. Mit Deutschland zum Beispiel nicht. Dazu niedrige Steuern. Ein Paradies, nicht nur für die Krypto-Abzocker.

Auch andere zwielichtige Gestalten fühlen sich in Dubai wohl. Laut «Spiegel» nutzen auch Drogenbosse und Oligarchen Dubai als luxuriösen Unterschlupf. Die Grosszügigkeit kam an. Die Krypto-Betrügerin wurden mit offenen Armen empfangen. Sie bekam ohne Probleme einen Aufenthaltstitel, wurde daraufhin auch «Ruja von Arabien» genannt.

«Das ist absurd»

Die Behörden versuchen derweil, das Netzwerk von Firmen und Konten zu entwirren. Auch um das Geld für die Opfer zurückzubekommen. Das Problem: Dubai stellt sich quer, wie Jonathan Levy, einer der Opferanwälte schimpft. «Erst hat die Staatsanwaltschaft jahrelang nichts unternommen – und dann behauptet, man habe keine Hinweise auf Geldwäsche gefunden. Das ist absurd», sagt er zum «Spiegel».

2017 flog der Betrug auf und Ruja Ignatova ergriff die Flucht. Ihre Spur verliert sich in Athen. Manche vermuten, dass sie gar nicht mehr am Leben ist. Das vermutet auch der bulgarische Journalist Atanas Tchobanov (55). Ihm wurde ein Dokument zugespielt, das einen Auftragsmord belegen soll. Demnach soll jemand die Krypto-Betrügerin 2018 auf einer Yacht in Griechenland getötet, zerstückelt und ins Meer geworfen haben. Auftraggeber: ein ehemaliger Geschäftspartner.

Ein Ex-Mitarbeiter versichert aber, dass das nicht stimme. Seine alte Chefin lebe. Mächtige Reiche würden sie schützen. Mehr will er dazu nicht sagen, wie er dem «Spiegel» beteuert: «Ich bin keine verdammte Ratte.»

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