«Genetisches Geheimnis» gelüftet
Forscher entdecken neue Blutgruppe

Wissenschaftler aus England haben eine neue Blutgruppe identifiziert. Die MAL-Blutgruppe ist extrem selten. Warum die Entdeckung viele Leben retten könnte.
Publiziert: 22.09.2024 um 19:00 Uhr
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Aktualisiert: 24.09.2024 um 15:48 Uhr

Kurz zusammengefasst

  • Neue Blutgruppe nach 50 Jahren Forschung entdeckt
  • AnWj-negative Personen müssen bei Bluttransfusionen vorsichtig sein
  • 99,9 Prozent der Menschen tragen das AnWj-Antigen
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
Ein Forscherteam aus dem englischen Bristol hat eine neue Blutgruppe entdeckt.
Foto: NHS
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Marian NadlerRedaktor News

Es brauchte 50 Jahre Forschung für diesen Durchbruch: Britische Wissenschaftler haben eine neue Blutgruppe entdeckt. Als bekannteste Blutgruppensysteme gelten AB0 und Rh, nun gibt es ein weiteres System.

Es könnte künftig dabei helfen, passende Spender gezielter auszuwählen und so Leben zu retten. «Es ist ein grosser Erfolg und das Ergebnis jahrelanger Teamarbeit, dieses neue Blutgruppensystem endlich festzustellen», sagte die leitende Wissenschaftlerin Louise Tilley vom NHS Blood and Transplant am International Blood Group Reference Laboratory in Bristol in einer Pressemitteilung.

AnWj-negative Personen müssen bei Bluttransfusionen aufpassen

Das Forscherteam konnte das Protein MAL als Träger des Antigens AnWj identifizieren. Dank der neuen Erkenntnis dürfte es künftig deutlich leichter möglich sein, Patienten, die AnWj-negatives Blut benötigen, zu identifizieren. So lassen sich Komplikationen bei Bluttransfusionen noch besser verhindern.

AnWj-negative Personen gibt es auf der Welt nur äusserst wenige. Etwa 99,9 Prozent der Menschen tragen das AnWj-Antigen auf ihren roten Blutkörperchen. Bei einer kleinen Gruppe fehlt das Antigen jedoch. Meist hat das mit genetischen Faktoren zu tun. AnWj-negative Personen müssen besonders bei Bluttransfusionen auf der Hut sein, da eine Reaktion auf AnWj-positives Blut auftreten kann.

Nun sollen spezielle Tests entwickelt werden, um Patienten und Spender, die genetisch AnWj-negativ sind, schneller zu identifizieren. Patienten, die an bestimmten Erkrankungen leiden, etwa das Blut betreffende Krankheiten oder Krebs, können das Antigen zudem verlieren. Auch in solchen Fällen könnten die Tests das Risiko von Transfusionsreaktionen senken.

Eine Krebserkrankung kann die AnWj-Negativität vorübergehend auslösen, anders sieht es bei Menschen aus, denen diese angeboren ist. Die Forscher analysierten Proben, die bis ins Jahr 1972 zurückreichen. Unter den Proben war auch die der ersten Frau, die als AnWj-negative Person identifiziert wurde.

«MAL ist ein sehr kleines Protein mit interessanten Eigenschaften, was es schwierig machte, es zu identifizieren. Wir mussten mehrere Untersuchungsansätze verfolgen, um den notwendigen Beweis zu erbringen», berichtet Tim Satchwell von der University of West of England in Bristol von den Schwierigkeiten bei der Probenanalyse in der Meldung.

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So bedeutsam ist der Blutgruppen-Fund

Den Forschern gelang es, die für das MAL-Protein verantwortlichen Gene zu sequenzieren. Anschliessend konnte in seltenen Fällen eine genetische Mutation nachgewiesen werden, die zu AnWj-Negativität führt.

«Das genetische Geheimnis des AnWj-Antigens war über 50 Jahre ein ungelöstes Rätsel. Ich habe fast 20 Jahre meiner Karriere damit verbracht, dieses Problem zu lösen. Es ist eine enorme Errungenschaft, dieses neue Blutgruppensystem zu etablieren und damit eine optimale Versorgung für seltene, aber wichtige Patienten zu ermöglichen», unterstrich Chef-Wissenschaftlerin Louise Tilley die Bedeutung des Blutgruppen-Durchbruchs.

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